Gegen alle Feinde - Clancy, T: Gegen alle Feinde - Against All Enemies
ihren kleinen Pepsi-Cola-Flaschen nahmen, da ihr barbarischer Gastgeber ihnen keinen Tee anbieten konnte.
Während er selbst an seiner Flasche nippte, hörte Samad wieder einmal die Stimme Mullah Omar Rahmanis in seinem Kopf: »Samad, du wirst sie anführen. Du wirst den Dschihad in die Vereinigten Staaten tragen. Dazu musst du dich der Kontakte mit den Mexikanern bedienen, die du in letzter Zeit geknüpft hast. Du verstehst doch, was ich meine?«
Samad betrachtete voller Verachtung das fette Schwein, das gerade das Haus betrat und zwischen dessen Lippen wieder einmal eine kalte Zigarre steckte. Wenn Juan Rámon Ballesteros in der letzten Woche tatsächlich gebadet haben sollte, würde er einen Anwalt brauchen, um das zu beweisen. Er nahm die Zigarre aus dem Mund, strich sich über den silbergrauen Bart und sagte auf Spanisch: »Ich werde euch helfen, nach Mexiko zu gelangen, aber das U-Boot ist gerade nicht einsatzbereit.«
»Was?«, schrie Samad und bewies dabei seine eigenen Spanischkenntnisse. »Das hat man uns versprochen, und wir haben Sie sehr gut dafür bezahlt.«
»Es tut mir leid, aber wir müssen unsere Vorgehensweise ändern. Das U-Boot wird bereits mit meiner – und Ihrer! – Lieferung überladen sein, und die beiden anderen werden gerade gewartet und repariert. Als wir unsere Abmachung trafen, habe ich Rahmani ausdrücklich darauf hingewiesen, dass ich die Verschiffung des Opiums leite, sobald es in Kolumbien eingetroffen ist. Auf diese Weise habt ihr viel bessere Erfolgschancen. Verstehen Sie?«
Samad biss sich auf die Zähne. Ihre Zusammenarbeit war etwas völlig Neues, die Idee war jedoch genial. Das Juárez-Kartell deutete sogar an, dass ein wirkliches Genie dahintersteckte. Es wäre doch wirklich unnötig, dass sich Ballesteros’ Kokain und das eingeschmuggelte Opium aus Afghanistan gegenseitig Konkurrenz machten. Wenn sie zusammenarbeiteten, konnte man den gemeinsamen Lieferprozess einfacher und kostengünstiger gestalten. Das Juárez-Kartell war sogar bereit, beiden Organisationen einen Sonderbonus zu zahlen, wenn sie kooperierten und keine Händel anfingen. Das Ganze war eine einzigartige Beziehung. Nicht zuletzt deshalb hofften alle Beteiligten, dass die Amerikaner darauf völlig unvorbereitet waren. Ballesteros hatte bereits ein Dutzend Schmuggelrouten zu Lande, zu Wasser und in der Luft eingerichtet. Rahmani hatte die Vorteile dieser Vereinbarung sofort begriffen, und war deshalb auch bereit, für die Nutzung dieser Routen und die benötigten Kuriere zu zahlen.
»Der Rest meiner Gruppe wird bald hier sein«, teilte Samad Ballesteros mit. »Wie wollen Sie uns jetzt nach Mexiko bringen? Zu Fuß?«
»Ich erwäge, ein Flugzeug zu besorgen, das Sie erst einmal nach Costa Rica bringt. Aber darum brauchen Sie sich im Moment keine Gedanken zu machen. Erst einmal müssen wir nach Bogotá fahren. Vielleicht schon morgen. Schauen Sie, wir beide mögen uns nun einmal nicht, aber unsere Auftraggeber haben für das alles eine Menge Geld ausgegeben, da müssen wir einfach miteinander auskommen.«
»Einverstanden.«
»Außerdem müssen Sie mir versprechen, niemandem zu erzählen, wie ich Sie bei Ihren, nennen wir es ›Reiseplänen‹ unterstützt habe. Nicht einmal Ihrem Auftraggeber. Niemandem!«
»Es gibt keinen Grund, darüber mit irgendjemand außer Ihnen zu sprechen«, log Samad. Er wusste bereits, dass der Chef des Juárez-Kartells ihm und seinen Männern helfen konnte, auf sicheren Routen in die Vereinigten Staaten zu gelangen. Er würde auf jeden Fall die Hilfe dieses hohen Tiers in Anspruch nehmen. Sicher, das Schwein Ballesteros konnte ihn nach Mexiko bringen. Für die Überwindung der amerikanischen Gren ze würde er jedoch die Unterstützung eines anderen benötigen.
Ballesteros fluchte über die Hitze, während er sich zum Gehen bereit machte.
In diesem Augenblick war lautes Gewehrfeuer zu hören, Kugeln schlugen durch die Wände und Fenster, Glassplitter flogen durch den Raum und draußen schrien Männer. Dem ersten folgten jetzt weitere Feuerstöße.
Samad warf sich zusammen mit seinen Unterführern auf den Boden. Ballesteros folgte ihnen. Er war unverletzt, verzog jedoch das Gesicht, als ein weiterer Kugel hagel die dünnen Holzwände zerfetzte und Millionen von aufgewirbelten Staubpartikeln zur Decke auf stiegen.
»Was ist denn jetzt los?«, rief Samad.
»Wir alle haben Feinde«, antwortete Ballesteros mit einem Grunzen.
Islamabad-Serena-Hotel
Islamabad, Pakistan
I srar
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