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Gegen alle Zeit

Gegen alle Zeit

Titel: Gegen alle Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Finnek
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was?«
    »Nein, tut mir leid«, antwortete Henry, verdrehte die Augen und schien nach Worten zu suchen. Schließlich atmete er tief aus und fragte: »Hatte Matthew was mit den Jakobiten am Hut?«
    »Am Hut?« Bess verlor allmählich die Geduld und schnauzte: »Nein, Matthew war kein Jakobit. Er konnte mit Papisten und Schotten nichts anfangen. Und mit den Stuarts erst recht nicht. Da konnte er sehr rabiat werden.«
    »Und Albrecht Niemeyer?«
    »Albrecht war Deutscher«, antwortete Bess unwirsch. »Genau wie König George. Wieso sollten ihm die alten Stuart-Könige nahestehen?«
    Henry zuckte mit den Schultern. »Dafür könnte es jede Menge Gründe geben. Geld, zum Beispiel, oder eine Anstellung als herzoglicher Musiker in Cannons. Längst nicht alle Jakobiten waren Katholiken oder Schotten.« Er hielt inne und seufzte, als bezweifelte er den Sinn dieses Gesprächs. Dann aber fuhr er fort: »Francis Atterbury war jedenfalls Jakobit. Ein jakobitischer Verschwörer, um genau zu sein. Er wollte dem König ans Leder, wurde aber verraten und geschnappt. Leider kann ich mich nicht an die Jahreszahlen erinnern oder was genau mit ihm geschehen ist. Geschichte hat mich nie besonders interessiert. Es kann sein, dass das alles erst in der Zukunft passiert. Also in einigen Jahren. Ich weiß es nicht.«
    »Was redest du da für ein Zeug? In einigen Jahren! Hast du jetzt völlig den Verstand verloren? Was willst du überhaupt damit sagen?«
    »Francis Atterbury war ein Jakobit. Das will ich damit sagen. Mehr nicht.«
    Bess versuchte, die verschiedenen Informationen wie Papierschnipsel zu einem Bild zusammenzufügen. Sie schaute nachdenklich zum Inn und sagte: »Der Wirt, Mr. Hornby, ist Katholik. Das hat mir Matthews Vater erzählt.«
    »Kann Zufall sein«, sagte Henry. »Muss aber nicht.«
    »Es gibt keine Zufälle«, erwiderte Bess und fuhr plötzlich zusammen, als sich das Fenster ihres Zimmers öffnete und ein Gesicht im Rahmen erschien. »Jack!«, entfuhr es ihr.
    Obwohl sie den Namen nur geflüstert hatte, schaute Jack mit einem Mal zu ihnen herüber und schien zu lächeln. Dann schaute er in eine andere Richtung, der Kopf verschwand wieder, und das Fenster wurde geschlossen.
    »Wir müssen verschwinden!«, rief Henry.
    »Meinst du, er hat uns gesehen?«
    Henry presste die Lippen aufeinander und schüttelte den Kopf, aber es wirkte nicht sehr beruhigend auf Bess. Sie betrachtete ihr leuchtend rotes Kleid, das einen unpassenden Farbklecks in dem Grün und Braungelb ringsum bildete, und sagte: »Mein Geld ist noch oben.«
    »Geld oder Leben«, antwortete Henry und zuckte die Achseln.
    »Los!«, sagte Bess nickend. »Wir hauen ab.«
    Im Schutz des Grabens und des Gestrüpps krochen sie in Richtung Edgworth und betraten den Sandweg erst, als das Little Stanmore Inn nicht mehr zu sehen war. Die Dornen hatten nicht nur Bess’ Kleid ramponiert, sondern auch ihre Hände und Füße zerkratzt, doch sie ließ sich den Schmerz nicht anmerken, zog einige Dornen aus der Haut, tupfte das Blut ab und bemühte sich, mit Henry Schritt zu halten, der eilig voranschritt, ohne sich nach ihr umzuschauen.
    Kurz vor Edgworth, der Kirchturm war bereits am Ende des Hohlwegs zu sehen, kamen ihnen drei Reiter entgegen. Zwei von ihnen trugen lange Stäbe in den Händen und imposante Federhüte auf den Köpfen.
    »Die Konstabler!«, rief Bess.
    »Mr. Hornby!«, echote Henry.
    Jetzt erkannte Bess auch den dritten Reiter, der von den beiden Konstablern flankiert wurde, sich majestätisch in seinem Sattel aufrichtete und nach seinem Schwert an der Seite griff. Es war Squire Edgworthberry, der Gutsherr von Edgworth. Die drei Pferde fielen gleichzeitig in den Galopp, und die Konstabler hielten ihre Stäbe wie Lanzen vor sich.
    »Verflucht!«, schrie Henry, fuhr herum und wollte zurücklaufen. Doch noch ehe er einen Schritt getan hatte, rief er: »Wir sitzen in der Falle!«
    Als Bess über ihre Schulter schaute, sah sie zwei weitere Reiter, die sich aus der Richtung des Inns näherten. Sie trugen schlichte blaue Schlachterkittel und dunkle Ledermützen. »Verdammt!«, entfuhr es ihr.
    Der Squire und die Konstabler standen inzwischen direkt vor ihnen, und der Gutsherr fragte: »Seid Ihr Elizabeth Lyon, auch bekannt als Edgworth Bess?«
    »Warum fragt Ihr, wenn Ihr es doch wisst?«
    »Und ist der Mann in Eurer Begleitung ein gewisser Captain Macheath?«, fuhr der Squire unbeirrt fort. »Andernorts bekannt unter dem Namen Henry Ingram?«
    Mr. Hornby war vom

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