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Gegen alle Zeit

Gegen alle Zeit

Titel: Gegen alle Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Finnek
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hat er das. Dass Ihr bloß nicht auf dumme Gedanken kommt.« Dann schaute sie über Henrys Schulter und krächzte in Blueskins Richtung: »Was macht der denn hier? Verdammter Verräter!« Sie wollte ihm ins Gesicht spucken, doch die Spucke blieb an ihrer Lippe hängen.
    »Na, wunderbar!«, rief Blueskin verächtlich und kratzte sich am Hinterkopf.
    »Komm!«, befahl Henry und wand sich aus ihrer Umarmung. Er zog ihr das Mieder über die Brüste und sagte: »Und keinen Mucks!«
    Erstaunlicherweise gehorchte Bess aufs Wort und ließ sich von Henry wie ein braves Mädchen an der Hand durch den Gang führen. Sie kicherte leise und irre, aber sie sagte kein Wort und sträubte sich nicht.
    Als sie an der Treppe ankamen, atmete Henry erleichtert auf. Quilt Arnold lag nach wie vor bewusstlos und mit blutüberströmtem Schädel auf dem Boden und regte sich nicht. Doch Blueskin zuckte zusammen und rief: »Mist! Ich hätte ihm doch gleich die Kehle durchschneiden sollen!«
    Jetzt sah auch Henry, was Blueskin so entsetzt hatte: Der Platz unter der Treppe war leer. Jonathan Wild war verschwunden. Und gleichzeitig mit dieser erschreckenden Erkenntnis vernahm Henry leise Stimmen und Schritte, die sich aus dem oberen Gewölbetunnel näherten. Sie saßen in der Falle!
    Henry deutete auf die kleine Holztür, durch die vorhin der Mann mit dem Eimer gegangen war. »Was ist dahinter?«, fragte er.
    »Die Zisterne«, antwortete Blueskin, zog den Dolch und machte sich zum Kampf bereit. Auch wenn sein finsterer Gesichtsausdruck zu erkennen gab, dass er diesen Kampf für aussichtslos hielt.
    »Zisterne?«, wunderte sich Henry. »Für Regenwasser?«
    »Regenwasser!«, lachte Blueskin. »Wir sind im Keller, du Blödmann!«
    Henry zog Bess hinter sich her und öffnete die kleine Tür. »Hinein mit dir!«, flüsterte er ihr ins Ohr und schubste sie durch die Öffnung. Er folgte ihr und hielt die Kerze in die Höhe. Tatsächlich befand sich in dem winzigen und kaum mannshohen Raum lediglich eine Art Brunnen. Ein gemauertes Wasserbecken, das jedoch nicht sehr tief zu sein schien. Jedenfalls nicht tief genug, um darin unterzutauchen.
    »Macht Platz!«, rief Blueskin und zwängte sich ebenfalls in die Kammer. Er pustete die Kerze aus und schloss die Tür.
    Bess machte einen erschrockenen Laut, als das Licht ausging, doch Henry drückte ihre Hand und machte: »Psst! Leise.«
    Die vage Hoffnung, dass die von Mr. Wild herbeigeholten Männer an der Holztür vorbei zum Beichtstuhl laufen und somit den Weg zur Treppe wieder freigeben würden, währte nicht lange. Durch die Tür war Mr. Wilds Befehl zu hören: »Ihr beiden bleibt hier und kümmert euch um Quilt! Du da bleibst oben auf der Treppe! Und die anderen kommen mit nach hinten! Los!«
    Glücklicherweise kam zunächst niemand auf die Idee, im Brunnenraum nachzuschauen, doch spätestens wenn der leere Beichtstuhl entdeckt wäre, würde sich das schlagartig ändern. Mr. Wild würde jeden Winkel seines Hauses unter die Lupe nehmen. Es blieb dabei: Sie saßen in der Falle.
    »Woher kommt das Wasser?«, flüsterte Henry in Blueskins Ohr.
    »Was?«, entfuhr es Blueskin.
    »Woher kommt das Wasser in dem Becken?«
    »Was weiß denn ich?«
    »Wird es in Fässern geliefert?«
    »Was kümmert dich das bescheuerte Wasser?«
    »Antworte bitte!«, flüsterte Henry eindringlich und griff nach Blueskins Arm.
    »Nein, nicht in Fässern«, antwortete Blueskin, und obwohl Henry sein Gesicht nicht sehen konnte, wusste er, dass Blueskin die Augen verdrehte. »Es kommt vom Wasserwerk, glaub ich.«
    »Ducking Pond«, murmelte Bess, und sie klang plötzlich nicht mehr ganz so betrunken. »Oben in Finsbury. Es kommt in unterirdischen Rohren. Mutter Needham bekommt ihr Wasser auch von dort. Ist mächtig stolz drauf.«
    »Hm«, machte Henry und ließ sowohl Blueskins Ärmel als auch Bess’ Hand los. Er zwängte sich zwischen Beckenrand und Wand, wo eine Art Graben von etwas mehr als einem Fuß Breite ringsum führte, und tastete sich an der Mauer entlang. Auf der Rückseite der Zisterne fand er, wonach er gesucht hatte: den Zufluss. Er konnte in der Dunkelheit zwar nichts sehen, aber es schien so, als führe ein Rohr durch die hintere Wand.
    »Ulmen«, hörte er plötzlich Bess leise hinter sich wispern.
    »Was?«
    »Es sind ausgehöhlte Ulmenstämme«, sagte sie und kicherte leise. »Im Cross Keys ist mal eins kaputtgegangen. Gab ’ne Überschwemmung im Keller. Mutter Needham hat vielleicht geflucht!«
    Das Rohr hatte

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