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Gegen jede Regel

Gegen jede Regel

Titel: Gegen jede Regel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Stammsen
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wenn man berücksichtigt, wie der
Junge nach dem Stich nach vorne auf den Boden fiel, hat das schnelle
Zusammensacken seines Körpers die Wunde vergrößert.«

    Ich nickte. Weil Karl das nicht sehen konnte, fragte ich:
»Und die Tatzeit?«

    Â»Zwischen 23:30 Uhr und Mitternacht.«

    Â»Ganz sicher?«

    Â»Vielleicht etwas später, aber auf keinen Fall früher«,
stellte Karl fest.

    Damit hatten wir vier Verdächtige ohne Alibi. Mindestens.

    Â»Wir schauen morgen bei dir vorbei«, sagte ich.

    Â»Klingel vorher kurz durch«, sagte Karl.

    Wir wünschten uns einen ruhigen Abend und beendeten das
Gespräch. Ich hatte die Informationen gerade an Nina weitergegeben, als sie auf
den Parkplatz des Präsidiums einbog.

    Â 
    Auf dem Weg zu Reinhold kamen wir bei Egon und
Marla vorbei. Die Bürotür stand halb offen und schwang ganz auf, als ich
anklopfte. Die beiden saßen noch an den Telefonen, was bedeutete, dass wir auch
bei der Besprechung mit ihnen rechnen mussten. Aus ihren Mienen schloss ich,
dass sie ebenfalls gehofft hatten, uns an diesem Tag nicht mehr zu sehen. Man
konnte nicht immer gewinnen.

    Wir gingen weiter zu Reinhold. Der telefonierte ebenfalls,
winkte uns aber herein. Mit den Lippen formte er lautlos »Raum elf«. Ich nickte
und wir machten kehrt.

    Im Raum elf fanden wir eine Ansammlung von Menschen, die
keinen Zweifel daran ließ, dass wir mit unserer Ermittlung nun Fahrt
aufgenommen hatten. Egon und Marla folgten uns; außer ihnen kannte ich nur die
Kollegen Lucas Adriani und Hermann Kahler aus Düsseldorf und Rainer Siebenlist
aus unserem Präsidium. Ich zählte insgesamt zwanzig Personen im Raum, was eine
stattliche Anzahl war, wenn man bedachte, in welcher Lage wir uns befanden.

    Ich holte das Flipchart aus der Ecke, denn was ich zu berichten
hatte, konnte man ohne Visualisierung nur schwer nachvollziehen. Aber bevor wir
uns alle gegenseitig berichteten, was wir wussten, nutzte ich das große Papier,
um Namen und Dienststellen aller Kollegen im Raum aufzuschreiben. Ich wusste,
dass ich wenig Chancen hatte, alle Namen und Gesichter zu behalten. Anhand
meiner Liste erkannte ich, dass wir Kollegen aus Mönchengladbach, Düsseldorf
und aus Viersen bei uns hatten.

    Als Reinhold kam, ließ er sich auf den letzten freien
Stuhl fallen und atmete schwer aus. »Jetzt drehen alle durch«, sagte er. »Die
Presse rechnet vor, dass die Holländer doppelt so viele Ermittler auf den
Serienmörder angesetzt hatten wie wir.«

    Es gab Momente, in denen ich erleichtert war, nicht Reinholds
Posten bekommen zu haben. Als mein Blick auf Egon und Marla fiel und Egons
anzügliches Grinsen einfing, realisierte ich, dass ich Reinhold aber manchmal
auch um seine Position beneidete.

    Â»Gut, aber jetzt zu unserem toten Teenager«, sagte Reinhold
und die Besprechung war eröffnet. »Bevor wir anfangen, noch eins. Der
Staatsanwalt hat mich angerufen und darum gebeten, morgen bei unserer Sitzung
dabei sein zu dürfen.«

    Eine gute und frühzeitige Zusammenarbeit zwischen Polizei
und Staatsanwaltschaft war immer wünschenswert und es gab keinen Widerspruch.
Allerdings hatte ich eine Idee, wer hinter dieser Entwicklung stand. Ich
fragte: »Tobias’ Vater?«

    Reinhold nickte. »Uns kann es nur recht sein, denke ich. Solange
Peter Maier nicht selbst mit am Tisch sitzen möchte.«

    Ich schüttelte den Kopf. »Dazu hat er zu schlechte Umsatzzahlen.«

    Â»Okay«, sagte Reinhold. »Wie ist der Stand? Sind alle eingewiesen?«

    Egon nickte eifrig. »Natürlich.« Ich konnte nicht sagen
warum, aber er erinnerte mich an einen kleinen Hund, der seinem Herrn zu
gefallen suchte.

    Â»Gut«, sagte Reinhold. Er hatte keinen Knochen mitgebracht
und Egon lehnte sich enttäuscht zurück. »Hören wir noch einmal die wichtigsten
Fakten.«

    Nina gab eine kurze Zusammenfassung der Informationen,
die wir bisher zusammengetragen hatten.

    Â»Danke«, sagte Reinhold. »Fangen wir mit den Alibis und
den Angaben der Eltern an.«

    Egon räusperte sich und rutschte auf seinem Stuhl nach
vorn. »Wir haben alle Angaben der Eltern überprüft. Angefangen von der
gebuchten Reise über den verschobenen Flug, das Hotel und ihre Rückreise vom
Flughafen. Alles korrekt. Wir haben sogar einige Erkundigungen über die
Ausflugsziele der Maiers angestellt, aber da war nichts

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