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Gegen jede Regel

Gegen jede Regel

Titel: Gegen jede Regel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Stammsen
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Außergewöhnliches
dabei, eher ein Standardprogramm, wie es jedes Jahr bestimmt Tausende machen.«
Zum Glück verschonte er uns mit Ausführungen zu seinem eigenen Urlaub in
Venedig.

    Doch dann tat er etwas, das sogar noch schlimmer war. Er
grinste mir ins Gesicht und sagte: »Wir haben auch den Fitnesstrainer
überprüft. Alles sauber und korrekt.«

    Bevor ich über den Tisch springen und seinen Kopf sauber
und korrekt vor die Wand knallen konnte, sagte Marla: »Ich habe außerdem einen
Blick in die Akten geworfen. Tobias hatte am Sonntag nicht nur Besuch von
seinem Mörder. Es gab auch einen Polizeieinsatz wegen Ruhestörung. Der Nachbar
hat die Kollegen verständigt und sogar Anzeige erstattet. Tobias hatte wohl die
Musik ein wenig laut aufgedreht. Und den Aufzeichnungen zufolge war das schon
das dritte Mal, dass die Polizei gekommen ist.«

    Â»Interessant«, murmelte ich.

    Â»Aber doch wohl kein Mordmotiv«, sagte Reinhold.

    Ich dachte an die Zeit nach meiner Scheidung und an meine
Mietwohnung zurück. Und an meine Nachbarn. Dann sagte ich: »Wir sollten mit
diesem Nachbarn reden.«

    Zwar schauten mich alle bis auf Nina ein wenig irritiert
an, aber niemand hatte einen Einwand gegen meinen Vorschlag.

    Â»Haben wir das noch nicht?«, fragte Reinhold.

    Â»War nicht anwesend«, antwortete Lucas Adriani aus Düsseldorf.

    Â»War es das?«, fragte Reinhold.

    Egon nickte. »Im Großen und Ganzen.«

    Â»Ja oder nein?«, hakte Reinhold nach.

    Â»Ja«, sagte Egon und Reinhold rollte mit den Augen.

    Â»Markus, was hast du zu berichten?«

    Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen, denn im
Vergleich zu Egon und Marla hatten wir natürlich deutlich mehr zu bieten. Ich
begann meinen Bericht mit den Erkenntnissen der Gerichtsmedizin, die nach
allgemeiner Auffassung den Täterkreis in keinster Weise einschränkten. Dann
erzählte ich von unserem Besuch in der Schule, von Tobias’ Schulleistungen und
der Band. Nun kam auch das Flipchart ins Spiel.

    Â»In der Band haben wir also Jan, den Schlagzeuger. Er bildet
mit Tobias zusammen den Kern der Gruppe. Jessica und Natalie kommen hinzu.
Tobias und Jessica schreiben die Songs und sind ein Paar. Jan und Heike sind
ein Paar. Letzte Woche ist Heike mit Tobias fremdgegangen.«

    Ich registrierte, wie Reinhold die Arme verschränkte, wie
er das immer tat, wenn er konzentriert zuhörte. Auch dass Egons Augen aufleuchteten,
entging mir nicht. »Daraufhin kam es zum Streit und Jan drohte Tobias damit,
ihn umzubringen. Das war am Donnerstag.«

    Â»Das klingt nach einem Motiv«, sagte Reinhold.

    Â»Ganz genau«, stimmte Egon ihm zu.

    Â»Heike hat also Jan mit Tobias betrogen«, stellte Marla
fest.

    Ich nickte. »Ganz recht.«

    Â»Und Tobias hat Jessica mit Heike betrogen.«

    Â»Das ist richtig. Interessant ist, dass Jan und Tobias
seit mindestens drei Jahren eine geheime homosexuelle Beziehung geführt haben.«

    Â»Aber … war Tobias nicht mit Jessica zusammen?«, fragte
Marla irritiert.

    Â»Ja. Und heimlich mit Jan.«

    Marla sagte: »Heike hat also Jan mit Tobias betrogen. Und
Jan hat Heike mit Tobias betrogen. Und Tobias hat Jessica mit Jan betrogen. Und
mit Heike.«

    Die Art, wie Marla das aufzählte, konnte einen schwindelig
machen. Ich zeichnete die Beziehungen der Bandmitglieder mit Linien ein. »Bis
hierher haben wir drei Personen mit klarem Motiv.«

    Â»Vielleicht wäre es einfacher aufzuschreiben, zwischen
welchen Personen es keine sexuellen Kontakte gab«, meinte Marla beim Anblick
der Linien.

    Â»Wie konnten die überhaupt zusammen Musik machen? Muss
man sich dafür nicht zumindest ein bisschen verstehen?«, fragte Reinhold.

    Ich berichtete die anderen Details und hob die Schilderungen
hervor, was für ein besonderer und überaus anziehender Mensch Tobias gewesen
war.

    Â»Man konnte nicht wütend auf ihn sein?«, schnaubte
Reinhold.

    Â»Man musste ihn lieben. Alle haben ihn geliebt«, sagte
Nina.

    Â»Na ja, nicht alle, sonst würde er ja noch leben«, meinte
ich.

    Â»Was ist mit Natalie?«, fragte Egon.

    Ich schilderte, wie fürsorglich Natalie sich um Jessica gekümmert
hatte.

    Â»Gibt es hier noch eine homosexuelle Beziehung? Noch eine
Person mit Motiv, nämlich den Freund ihrer Freundin auszuschalten, um sie für
sich zu haben? Und wenn es keine Beziehung gab, hat sie ihn

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