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Gegen jede Regel

Gegen jede Regel

Titel: Gegen jede Regel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Stammsen
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Menschen so sehr angezogen
fühlen, dass wir uns danach sehnen, mit ihm zu verschmelzen. Ich fragte: »Was
ist passiert?«

    Röte stieg wieder in Jans Gesicht auf. »Wir haben uns berührt.
Und geküsst. Und dann … Und dann …«

    Â»Sex?«, schlug ich vor. Details benötigte ich nicht.

    Â»Ja.« Jan glühte nun.

    Was ich eigentlich wissen wollte, war etwas anderes. Ich
schlug einen weiteren Haken, um ans Ziel zu kommen. »Habt ihr das wiederholt?«

    Â»Ja.«

    Â»Ã–fter?«

    Â»Ja.«

    Â»Regelmäßig?«

    Â»Ja.«

    Â»Wie oft?«

    Â»Vielleicht ein- oder zweimal in der Woche«, sagte Jan
mit niedergeschlagenen Augen.

    Â»Dann wart ihr doch ein Paar. Könnte man das so sagen?«

    Â»Wir haben es geheim gehalten.«

    Â»Hmm. Wie lange ging das denn? Ich meine, wann kam denn
Jessica?«

    Â»Es ging bis heute. Bis letzte Woche.«

    Â»Ihr wart zusammen, obwohl Tobias mit Jessica zusammen
war?«

    Jan presste die Lippen aufeinander und nickte.

    Ich dachte an Frauen im Allgemeinen, meine Exfrau im
Besonderen und an Fitnesstrainer. »Und das ging? Mich hätte das ziemlich
geärgert.«

    Jan schüttelte traurig den Kopf. »Natürlich hat es mich
geärgert. Aber irgendwie auch nicht. Ich meine, Tobias ist so … Er war so …
einzigartig. Man konnte nicht wütend auf ihn sein. Man musste ihn einfach
mögen. Ich meine, es gab keine andere Möglichkeit, als ihn …«

    Diese Aussage kannte ich schon, auch wenn der Rest unvollendet
in der Luft hängen blieb. Das Leuchten in Jans Augen verlieh den Worten
Glaubwürdigkeit.

    Â»Am Donnerstag warst du aber wütend auf ihn.«

    Â»Ja.«

    Â»Sehr wütend.«

    Â»Ja.«

    Â»Du sagtest, du hättest ihn tatsächlich umgebracht, wenn
du es gekonnt hättest.«

    Â»Ich glaube schon.«

    Â»Das ist wirklich ziemlich wütend.«

    Â»Ja. Aber ich war nicht lange so wütend.«

    Â»Weil du nie lange wütend warst?«

    Â»Ja. Ich konnte es einfach nicht.«

    Â»Ihr wart trotzdem weiter zusammen?«

    Â»Ja.«

    Ich fragte mich, ob Jan ein gehörnter Liebhaber war und
wie er sich selbst in der Beziehung zu Tobias gesehen hatte.

    Â»Und du bist mit Heike zusammengekommen.«

    Jan nickte. Ich sortierte meine Gedanken. Ich hatte einen
ganz neuen Aspekt in den Beziehungen in dieser Clique entdeckt.

    Â»Hast du ihn geliebt?«

    Jan zögerte, aber nicht, um zu überlegen. »Ja«, sagte er
schließlich und es kam aus der Tiefe seines Herzens.

    Ich glaubte ihm. Das machte ihn nicht mehr oder weniger
verdächtig, aber für das Verständnis der Clique brachte uns das einen großen
Schritt voran.

    Ich fragte: »Wo warst du in der Nacht von Sonntag auf
Montag?«

    Â»Zu Hause«, sagte er. Und wo sollte er auch sonst gewesen
sein? Die Tatzeit lag in einer Phase des Abends, zu der kaum ein Schüler ein
wasserdichtes Alibi haben würde. Der Täter konnte also ein Schüler sein, weil
er sicher sein konnte, nicht allein mit einem schlechten Alibi dazustehen. Oder
eine Person, die einen Schüler belasten wollte. Oder aber jemand ganz anderes.

    Â»Was hast du zu Hause gemacht?«

    Â»Erst habe ich etwas ferngesehen und um zehn habe ich
noch etwas gechattet. Musik gehört. Um elf war ich im Bett.«

    Das klang plausibel und war nachprüfbar, wenn auch nicht
sehr beweiskräftig. »Wo hast du gechattet?«

    Ich notierte mir den Namen des Forums ebenso wie die
Identität, mit der Jan dort auftrat. Ich gab ihm meine Karte. »Wenn dir noch
irgendetwas einfällt, was für unsere Ermittlungen wichtig sein könnte, ruf mich
bitte an. Auch wenn es nur eine Kleinigkeit ist. Alles bleibt vertraulich, wenn
es irgendwie geht.«

    Wir verließen gemeinsam das Büro in Richtung Studio. Ich
wusste nicht, wo Nina mit Heike hingegangen war, und war neugierig, was sie
erfahren hatte.

    Wir fanden die anderen alle im Studio versammelt. Jan und
ich hatten für unser Gespräch anscheinend am längsten gebraucht, was aber
angesichts der Inhalte nicht verwunderlich war. Nina sprach mit Jessica. Als
wir näher kamen, hörte ich Nina fragen: »Du hast ihn das ganze Wochenende nicht
gesehen?«

    Jessica schüttelte den Kopf, sie hatte sich wieder gefangen.

    Â»Ist das denn nicht ungewöhnlich? Kam es öfter vor, dass ihr
euch ein ganzes Wochenende nicht

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