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Gegen Vaters Willen

Gegen Vaters Willen

Titel: Gegen Vaters Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. Dankert
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zu kriegen. Ich mach das öfter und mir ist nie etwas passiert.”
    Nun schaute Leon genauer hin. Unter Ryans Auge prangte ein dunkelroter Bluterguss. „Was ist passiert?”, fragte er in ruhigerem Ton.
    „Nichts. Das Übliche eben. Mein Vater hatte schlechte Laune. Hör mal, das ist nicht dein Problem, okay? Ich komm allein klar!” Ryan schaute sich verwirrt um. „Ich dachte, du wärst mit Michelle verabredet?”
    „War ich auch. Sie ist schon wieder zu Hause. Hast du Schmerzen?”
    „Nur wenn ich lache!”, gab Ryan bitter zurück.
    „Sehr witzig. Nein, ich meine, dein Bein.”
    „Ach so. Ja ... ich schätze, ich bin bei deiner Rettungsaktion eben etwas ungünstig aufgekommen.” Ryan kroch unter leisem Keuchen zu einem Baum und lehnte sich dagegen.
    „Kannst du aufstehen? Vielleicht ist etwas gebrochen?”, überlegte Leon besorgt.
    „Keine Ahnung. Aber ich habe nicht vor, jetzt aufzustehen. Sag mal, war das Date so beschissen, oder warum ist sie schon wieder zu Hause?” Ryan sah auf seine Uhr, deren Zeiger im Dunklen leuchteten. „Es ist erst kurz nach Zehn.”
    Leon zögerte. Er hatte nicht vor, Ryan auf die Nase zu binden, dass sie das Date wegen ihm abgebrochen hatten.
    „Nein, es war sehr schön. Doch sie meinte, dass sie morgen noch vor der Schule Training hätte und früh raus müsse.”
    „Na, dann lag es wohl an dir. Das interessiert sie sonst nämlich nicht!” Ryan zog eine Zigarette aus seiner Schachtel und zündete sie an.
    Leon schnitt ihm eine Grimasse. „Ich glaube nicht, dass es an mir lag. Sie hat sich jedenfalls über meine Küsse nicht beschwert, wenn du es genau wissen willst!”
    Ryan musterte ihn prüfend. „Will ich es denn genau wissen?”
    „Keine Ahnung, aber es ist egal, denn genauer werde ich nicht. Warum zum Geier gehst du auf den Bahngleisen spazieren?” Die Frage ließ ihm einfach keine Ruhe.
    „Weiß nicht. Es beruhigt mich.” Ryan zog an seiner Zigarette und blies den Rauch aus. „Ich habe das schon öfter gemacht, also musst du mich nicht retten. Scheiße, das tut echt weh!” Ryan sah auf sein Bein und hob die Augenbrauen, denn dunkles Blut sickerte durch den Jeansstoff. Er zog sein rechtes Hosenbein hoch und verzog das Gesicht. Blut lief aus einer tiefen Wunde, die sich über sein Schienbein zog.
    „Du solltest zu einem Arzt. Ich bring dich zu meinem Vater, okay?”, schlug Leon vor.
    „Nein, es geht schon. Ich geh jetzt nach Hause.”
    „Wohl kaum. Du kannst doch gar nicht gehen.”
    „Tja, das ist Pech, denn fliegen kann ich noch weniger!”, gab Ryan sarkastisch zurück.
    „Warte erst mal. Ich hole den Verbandskasten, sonst verblutest du hier noch!” Leon stieg den Hang hinauf und zog unter dem Beifahrersitz den Verbandskasten hervor. Schnell war er wieder bei Ryan und kniete sich vor ihn. Er drückte ihm eine Taschenlampe in die Hand und öffnete den Kasten. „So, mal schauen, ob ich mir gemerkt habe, was die beim Erste-Hilfe-Kurs erzählt haben!”
    Ryan beobachtete genau, was Leon tat.
    Der holte Mullkompressen heraus, legte sie auf die Wunden und wickelte fest einen Verband drum. „Hör mal, kann sein, dass es genäht werden muss. Du solltest wirklich zum Arzt gehen. Wenn Dreck drin ist, wird’s übel!”
    „Nein!”
    Leon seufzte. „Na los, ich fahr dich nach Hause.” Leon hielt ihm die Hand hin und zog Ryan hoch. „Geht’s?”
    „Keine Ahnung.” Ryan versuchte aufzutreten und stöhnte leise auf.
    „Wohl nicht …”, murmelte Leon. Er nahm den Verbandskasten und sah Ryan unsicher an.
    „Mann, dafür hab ich was gut bei dir!”, knurrte Ryan und schaute den Hang hinauf. „Und wie komm ich da jetzt hoch?”
    Es dauerte lange und Leon dachte zwischendurch, ihm würde der Rücken durchbrechen, da er Ryan mehr trug als stützte, doch nach einer Viertelstunde standen beide mehr oder weniger sicher auf dem Weg.
    „Ich habe mein Fahrrad noch am Bahnübergang stehen.”
    „Wir sammeln es ein. Ich schätze, dein Fahrrad kannst du erstmal stehen lassen. Ich trau mich gar nicht zu fragen, aber kann dein Vater dich zur Schule fahren?”
    Ryan hob den Kopf und warf Leon einen mehr als genervten Blick zu. Eine Antwort war somit nicht mehr notwendig.
    „Gut, dann hole ich dich ab. Los, steig ein.” Leon hielt ihm die Tür auf und Ryan biss sich auf die Unterlippe, als er sein verletztes Bein ins Auto zog.
    Danach fuhren sie zum Bahnübergang, wo Leon Ryans Rad auf die Ladefläche des Pickups legte und sich wieder hinter das Steuer

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