Geh Ich Auf Meine Hochzeit
Du übergegangen.
»Weshalb hätte ich das denn tun sollen?«, entgegnete er belustigt.
»Du wusstest genau, wer ich war«, zischte sie. »Aber umgekehrt hatte ich keine Ahnung von deiner Identität.«
»Was für einen Unterschied hätte das gemacht?«, hakte Max nach.
Sie fixierte ihn.
»Die Sache ist die, Evie«, meinte er, nahm ihren Arm und führte sie zurück zum Ballsaal. »Als mir klar wurde, dass du Andrew Frasers Tochter bist, wollte ich, dass du mich um meiner selbst willen mögen solltest und nicht, weil ich jetzt dein...« Er hielt kurz inne. »... dein Stiefbruder bin.«
»Stiefbruder! Du bist nicht mein Stiefbruder!«, rief sie entsetzt aus.
»Ich fürchte, schon«, meinte er nachsichtig. »Und meine Mutter ist nun deine Stiefmutter, obwohl ich bereits gehört habe, dass dich die Vorstellung nicht gerade in Entzücken versetzt.«
Evie spürte, wie sie rot anlief. Sie hatte ihre verräterische Haut satt, die sie immer wieder bloßstellte.
»Sie gefällt dir nicht, und deshalb gefalle ich dir auch nicht, oder?«, fragte Max.
»Das stimmt überhaupt nicht«, brauste sie hitzig auf. »Ich kann es nur nicht leiden, wenn man mich für dumm verkauft.«
Sie standen vor der Tür des Saals. Er blickte ruhig auf sie hinunter. »Ich habe dich wohl kaum zu einem Drink eingeladen und mich mit dir unterhalten, um dich für dumm zu verkaufen, Evie«, sagte er leise. »Eher nahm ich an, wir könnten uns ganz gut leiden. Ich jedenfalls habe mich großartig gefühlt.«
Sie spürte ansatzweise so etwas wie ein Lächeln auf ihren Lippen, als Judiths scharfe Stimme ertönte.
»Max, mein Lieber, hat der Tanz schon begonnen?«, rief Judith ihm zu. »Ich sehne mich so sehr danach, ein wenig herumzuwirbeln.«
Sogar Max konnte hören, wie Evie die Luft einsog.
»Noch besser kannst du offenbar Judith leiden, mein Lieber« , flötete Evie. »Nach ihrer Scheidung ist sie auf der Suche nach einem neuen Ehemann. Da will ich euch beide nicht weiter stören.«
Sprach‘s, drehte sich um und klapperte auf Olivias hochhackigen Schuhen in den Ballsaal.
»Fabelhafte Beine«, hörte sie Max hinter sich sagen.
Verflucht soll er sein, dachte Evie erbost. Nichts brachte ihn aus der Fassung!
Während die Band das Lied Come Rain, Come Shine spielte, eröffnete ihr Vater mit Vida den ersten Tanz. Es war ein wunderbar melancholisches Saxophonspiel. Die Gäste lächelten den Neuvermählten zu, alle freuten sich für sie. Sie sahen beide so glücklich, so friedvoll aus. Nachher würde sie mit ihnen sprechen und Vida ein paar Komplimente machen und sie ermahnen, ihrem Vater jeden Morgen seine Vitamintablette zu verabreichen.
Als das Lied ausklang, kam Andrew auf Evie zu.
»Darf ich um diesen Tanz bitten?«, fragte er. Seine Lippen bogen sich ein klein wenig nach oben und milderten die Förmlichkeit seiner Anfrage etwas.
»Selbstverständlich.«
Eine Sängerin mit einer von Zigaretten und Alkohol heiseren Stimme sang It had to be you, als Andrew und Evie die Tanzfläche betraten. Andere Paare kamen hinzu, und am gegenüberliegenden Ende des Saals sah sie, wie Vida mit Max tanzte. Hoch gewachsen und elegant bewegten sie sich in perfekter Harmonie. Evie beobachtete sie sehnsüchtig.
Sie konnte selbst nicht sagen, was in sie gefahren war, Max so unverschämt zu behandeln. Und alles nur, weil er Vidas Sohn war. Dieses lächerliche und kindische Verhalten musste aufhören. Doch zuerst wollte sie sich bei ihrem Vater entschuldigen.
»Ich bin so glücklich für dich, Papa«, sagte sie wahrheitsgemäß. »Es tut mir Leid, dass ich es anfangs nicht verdauen konnte. Vida und dir gegenüber habe ich mich schrecklich benommen. Dafür bitte ich um Verzeihung.«
»Du musst gar nichts sagen«, bemerkte Andrew. »Ich verstehe, dass es nicht leicht für dich war. Das lag von Beginn an auf der Hand. Deshalb habe ich auch den bequemen Weg gewählt und dir zunächst gar nicht erzählt, dass ich mit ihr zusammen war«, gestand er schuldbewusst. »Ich hatte Angst, dass du dir das Ende der Beziehung wünschst, noch ehe sie richtig begonnen hatte.«
Einen Augenblick lang schwieg Evie. »Es tut mir so Leid, Papa«, flüsterte sie. »Offenbar bin ich eine solche Hexe, dass du das von mir annehmen musstest. Als ich es dann erfuhr, habe ich einfach rot gesehen und geglaubt, ich könne es nicht verkraften. Aber ich wollte dir nicht wehtun.«
Sie tanzten jetzt kaum noch, sondern bewegten lediglich ein wenig die Füße, da sie die Musik gar nicht mehr
Weitere Kostenlose Bücher