Geh Ich Auf Meine Hochzeit
was in mich gefahren ist.« Sie schnitt eine Grimasse. »Kennst du das alte Sprichwort, dass manche Leute zu bestimmten Orten zwei Mal müssen, das erste Mal, um hinzukommen, das zweite Mal, um sich zu entschuldigen.«
»Vergiss es einfach«, wiederholte er. »Es war eben fällig. Iss auf, denn wir gehen aus!«
»Aber ich habe nichts zum Anziehen«, protestierte sie.
»Dein Koffer ist heute früh hier abgeliefert worden. Ich habe ihn bereits nach oben gebracht. Cara hat ihn dann in dein Zimmer geschleift.«
»Davon habe ich gar nichts mitbekommen«, stöhnte Evie. »Mir muss wirklich hundeelend gewesen sein. Wo möchtest du denn hingehen? Und was ist mit den anderen?«, fragte sie. »Sie werden bald zurückkommen und uns hier erwarten und...«
Max berührte zärtlich ihr Gesicht und fuhr ihre Wange mit unendlicher Zärtlichkeit entlang. »Du hast dich viel zu oft in deinem Leben um andere kümmern müssen«, sagte er mit ebenso weicher Stimme, wie es seine Berührung war. »Dies ist auch dein Urlaub. Ich möchte, dass du es genießt und jede Menge Spaß hast. Wir lassen einen Zettel hier, dass wir später wieder da sind. Rosie stößt in Begleitung deines Vaters und meiner Mutter wohl kaum etwas zu. Und der weiße Sklavenhandel wird erst gegen Mitternacht aktiv.«
Ob die hübschen Gassen von Marbella ebenso hübsch ausgesehen hätten, wenn sie mit jemand anderem hier gewesen wäre - mit jemand anderem als Max? Gemächlich spazierten sie durch die sich windenden Straßen, an Innenhöfen voller Orangenbäumen und kleinen Töpferläden vorbei, in denen blauweiße Keramik verkauft wurde. Der Nachmittag verging wie im Fluge.
Sie wusste nicht mehr, wie es passiert war - vielleicht waren es die Kinder auf ihren Fahrrädern gewesen, die gefährlich schnell eine der engen Gassen heruntergerast kamen, so dass Max sie aus dem Weg hatte zerren müssen - jedenfalls hielt er ihre Hand. Nicht locker, so wie Simon es tat, wenn er kurzzeitig seinen Vorsatz vergaß, in der Öffentlichkeit keinerlei Gefühle zu demonstrieren und sie berühren wollte. Max‘ kräftige Finger umfassten Evies kleine Hand ganz anders, als Simon es getan hätte.
Eine Ewigkeit schlenderten sie dahin, sahen sich die Schaufenster an, bewunderten die Architektur und plauderten. Sie sprachen über alles Mögliche, mit einer Ausnahme: was gerade mit ihnen geschah. Evie wollte den Zauber nicht dadurch brechen, dass sie ihre Gefühle in Worte fasste oder Simons Namen erwähnte. Nicht dass sie ständig an ihn gedacht hätte. Doch als sie an einem Juweliergeschäft mit auffälligen Verlobungsringen vorbeikamen, musste sie einfach an ihn denken. Dumpf wurde ihr bewusst, dass sie in ein paar Wochen heiraten würde. Und doch war sie hier und verbrachte eine wunderbare Zeit mit einem neuen Bekannten. Einem Mann, nach dem sie verrückt war.
Jetzt konnte sie nicht darüber nachdenken, sie würde es später angehen. Gegenwärtig zählte nur der Augenblick.
Verzweifelt bemühte sie sich, ihre lebenslange Angewohnheit, sich ständig Sorgen zu machen, zu verdrängen. Unglaublich, doch es gelang ihr. Einfach nur mit Max zusammen zu sein, unterband all die ängstlichen, angespannten Gefühle. Sie überließ sich ganz dem Vergnügen des Hier und Jetzt.
Nachdem sie am Strand entlanggelaufen und in einer kleinen Bar eine Tasse Kaffee getrunken hatten, während die Wellen sanft ans Ufer schlugen, gingen sie zu ihrem Wagen zurück.
Aus einem Impuls heraus wandte sich Evie an Max. »Was hältst du davon, wenn wir hier etwas früher eine Kleinigkeit essen und nicht erst zu Hause in der Villa? Die anderen werden es uns nicht verübeln. Wir rufen an und sagen ihnen Bescheid.«
Das Leuchten in Max‘ Blick war ihr Antwort genug.
Andrew kam ans Telefon. Er war nach einem ganzen Tag und nicht nur den geplanten paar Stunden Besichtigungstour ziemlich erschöpft. »Vida hat die Richtung angegeben. Dann sind wir falsch abgebogen und wären fast in Madrid gelandet. Wir sind alle vollkommen erledigt und wollten eigentlich nur eine Pizza hier in der Nähe am Plaza Andalucia essen gehen. Wann werdet ihr zurück sein? Sollen wir euch von der Pizzeria etwas mitbringen?«
»Das ist lieb von euch, Papa, aber nicht nötig. Max und ich waren in Marbella einkaufen, und jetzt haben wir Hunger und werden vermutlich gleich hier etwas essen«, erwiderte Evie - sie gab sich Mühe, gelassen zu klingen.
»Ist gut. Ich bin froh, dass ihr beiden nun doch miteinander auszukommen scheint«, fügte
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