Geh nicht einsam in die Nacht
anderes auf Schwedisch zu schreiben und man von mir erwartete, dass ich mich zu Mumintrollen und schwedischen Troubadouren wie Evert Taube und einer Menge anderer schwedischer Dinge bekennen würde, zu spät dafür war: Es war nicht da, und ich konnte auch nicht so tun als ob, ich bin nicht besonders gut darin, mich zu verstellen. Es ist mir jedoch nie gelungen, es jemandem zu erklären. Nur Pete Everi, der im Sommer 1973 zwei Juliwochen in Svartviken wohnte, kann es verstehen. Und Eva Mansnerus natürlich.
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Stop-Rew-Play-Fwd-Rec
– unser Kassettenrekorder auf dem Rosari
Pete Everi und ich gaben den Versuch, richtige Eishockeyspieler zu werden, schon bald wieder auf. Aus meinem zweiten Winter in Tallinge sind mir keine Spiele in Erinnerung geblieben, nur Petes geniale Geschäftsidee im nächsten Frühjahr. Ende März bewachte er wie ein Habicht die Eisbahn und schien ein übertriebenes Interesse an Wetterberichten zu entwickeln. Nach regnerischem Beginn war es ein schneereicher Winter geworden, sodass sich die Schneewälle rund um den Platz der Finnischen Gemeinschaftsschule hoch auftürmten, und als die Sonne länger schien und die Schneeschmelze endgültig einsetzte, war Pete plötzlich da, ausgerüstet mit diversen Blecheimern, die er sich im Stationsvägen 12 vom Hausmeister geliehen hatte. Pete sammelte Pucks. Anfangs lachte ich ihn aus, aber als ich seinen Vorrat im Keller von Treppenhaus B sah, lachte ich nicht mehr. Eishockey war unglaublich beliebt geworden, in jedem neuen Winter gab es mehr Spieler. Und die Pucks waren nicht teuer, weshalb kein Mensch große Lust hatte, lange im Schnee zu graben, wenn sie darin verschwanden. Pete hatte drei Eimer verlorener Pucks zusammengetragen, die im Geschäft fast eine Mark kosteten, und erklärte, dass er sie im Herbst für vierzig oder fünfzig Pfennig pro Stück und ohne Mengenrabatt verkaufen würde. Und das machte er und kaufte sich viele Flaschen Persiko und Kellergeister für das Geld.
Im Herbst 1974 versammelten sich Pete und seine Freunde Jami Johansson, Ride Suikkanen, Klasu Barsk und einige andere vom selben Hof bereits oben auf dem Mount Rushmore alias Rosari, mit allem, was dazugehörte. Ich selbst fürchtete mich vor Jami und Ride und den anderen Jungs vom Stationsvägen, außerdem nahm die Beschattung von Eva Mansnerus eine Menge Zeit in Anspruch. Aber natürlich stieg auch ich auf den Rosari hinauf. Ich ging wochentags an den Nachmittagen, an denen Eva durch die Maschen meines Netzes geschlüpft und verschwunden war, dorthin und an den Freitag- und Samstagabenden, wenn ich nicht in einem der Einfamilienhäuser zu einer Fete eingeladen war. Was allerdings so gut wie nie vorkam, da ich nicht zu denen gehörte, die von den Typen in den Häusern eingeladen wurden, es sei denn, die Fete war so groß, dass die ganze Schule da war.
Make, der jüngere von Petes größeren Brüdern, und Makes bester Freund Pot-Pesonen und ein paar andere von den Älteren hingen in jenem Herbst auch noch auf dem Hügel herum, sie verbissen sich in dem, was einmal gewesen war, und versuchten, vor uns jüngeren Don Corleone und seine Männer zu geben. Das hätte funktionieren können, denn Makes Gang bestand aus Burschen, die wirklich gefährlich waren, Burschen, deren Hosengürtel auf der Innenseite immer geölt und nur durch zwei Schlaufen gezogen waren, damit sie die Gürtel möglichst schnell zur Hand hatten, wenn es eine Schlägerei gab.
Make Everi war der Anführer, er musste sich nur selten prügeln und rauchte lieber Haschisch. Die anderen in seiner Gang schlugen sich in seinem Namen und taten es gerne und schonungslos. Darin unterschied sich Makes alte Rosari-Gang von Petes neuer. Jami, Ride und die anderen harten Typen in Petes Gang prügelten sich auch, aber nur gelegentlich und fast immer wie Gentlemen. Wenn jemand zu Boden ging und liegen blieb, war der Kampf vorbei. Zwei Burschen aus Makes Gang hätten dagegen um ein Haar einen Jungen aus Mattisbacka erschlagen, als die alte Rosari-Gang im Frühjahr 1971 auf eine Gang aus dem Einkaufszentrum von Mattisbacka prallte. Die beiden hatten noch mit Ketten und Brennballschlägern auf den Jungen eingedroschen, als er längst regungslos auf der Erde lag, und er hatte eine ganze Nacht auf der Intensivstation verbracht, bis die Ärzte mitteilen konnten, dass er außer Lebensgefahr war. Zum Glück wurde das Opfer wieder völlig gesund, was die Urteile für die Übeltäter milderte: Trotzem hatte man sie zu vielen
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