Geh nicht einsam in die Nacht
ihrer Art, sie sieht ihr verdammt ähnlich, obwohl sie so helle Haare hat.«
Dies war also am Morgen desselben Tages geschehen, nach einer Nacht in der Eriksgatan, und ich hatte genickt und mich potent und geliebt und heliumleicht gefühlt. Aber nun war es wieder so weit. Eva. Lindy. Hahnrei-Frank.
Als Eva und ich uns am Abend nach dem Mellowboys-Konzert bei mir trafen, brachte sie weder Erklärungen noch Entschuldigungen vor. Sie meinte lediglich, wir gehörten einander nicht, so sei unsere Beziehung nie gewesen.
»Als ob du zu so einer Beziehung überhaupt fähig wärst, so wie du lebst!«, fauchte ich.
»Ach ja, und wer von uns hat letzten Sommer im Metropol irgendwelche Frauen für One-Night-Stands aufgerissen?«, ging sie zum Gegenangriff über.
»Was weißt du denn darüber?«
»Du hast mit zwei meiner Freundinnen geschlafen, du Idiot! Diese Stadt ist ein kleines Tratschkaff, du bist doch hier echt der Einzige, der denkt, Helsingfors wäre so eine Art New York.«
Wir stritten uns heftiger als sonst: Ich warf einen meiner Küchenstühle an die Wand, so dass er zerbrach. Als der Streit vorbei war und wir wieder Freunde waren, wollte ich zur Versöhnung vögeln.
»Ich bin nicht geil«, sagte Eva.
»Aber du könntest es werden.« Wir lagen angezogen in meinem Bett, sie wandte mir den Rücken zu, und ich umarmte sie. Ich versuchte irgendeine sensible Stelle zu streicheln oder zu küssen, gleichzeitig aber jedes Gefühl von Eile zu vermeiden. Der Nacken, dachte ich. Der Hals und der Nacken. Das funktioniert immer.
Am Ende spielte Eva mit, und wir zogen uns aus und berührten uns behutsam, aber auch ein wenig unbeholfen, als wollten wir reparieren, was kaputtgegangen war, ohne wirklich zu wissen, wie wir es anstellen sollten. Für mich wurde es auch dadurch kompliziert, dass der Ablauf der Ereignisse – die Demütigung, die ich erlitten hatte, unser Streit, die Versöhnung hinterher – mich mit einer nervösen Energie erfüllt hatte, die sich in äußerste Erregung verwandelt hatte: Ich war ihr weit voraus. Nach wenigen Minuten einer vorsichtigen Missionarstellung (zwischenzeitlich bewegte ich mich gar nicht, sagte ihr aber nicht warum), meinte Eva:
»Mist, so wird das nichts. Nimm mich von hinten, das hast du schon lange nicht mehr gemacht.«
Sie stellte sich auf alle Viere, bohrte ihre Wange ins Kissen und wartete. Ich bewegte mich hinter sie, aber der Anblick ihres Pos vor mir war einfach zu viel für mich: Ich schaffte es nicht einmal hinein.
Da und dort, in der nächtlichen Döbelnsgatan, versuchten wir, es mit Humor zu nehmen. Ich war darauf eingestellt, sie nachträglich zu befriedigen, aber sie lächelte nur und meinte, sie wolle nicht. Wir legten uns hin und zogen die Decke über uns, und als ich den Arm um Eva gelegt hatte, lachte sie leise und sagte: »Das ging ein bisschen schnell.« Ich brummte männlich und versuchte, so zu tun, als fände ich das genauso lustig wie sie.
Als wir uns das nächste Mal sahen, in der Eriksgatan, wo sie gerade ihre Sachen packte, ohne dass Laine ahnte, dass er verlassen wurde, war Eva eine andere. Als ich die Wohnung betrat, versuchte ich, sie zu umarmen und zu küssen, aber Eva schob mich von sich, zeigte Richtung Küche und fragte: »Möchtest du einen Kaffee?« Als ich mich an den Küchentisch gesetzt hatte, zündete sie sich eine Zigarette an und sagte ernst: »Kapi, wir zwei müssen aufhören zu ficken.«
Ihre Wortwahl war vernichtend. Ficken mit seinem stimmlosen F-Laut am Anfang und dem harten K-Laut in der Mitte. Das Wort beschreibt den reinen sexuellen Akt und wird vor allem von Männern benutzt, ich glaube, dieser Augenblick in der Eriksgatan ist das einzige Mal gewesen, dass ich das Wort aus dem Munde einer Frau gehört habe. »Ficken« klingt zudem ziemlich ordinär: Es erscheint wenig wahrscheinlich, dass beispielsweise Marschall Mannerheim oder der Philosoph Georg Henrik von Wright es jemals in den Mund genommen hätten.
Die Menschen sind weder eindeutig noch konsequent, wenn sie über Liebe und Sex sprechen, und viele stellen bewusst ihr Licht unter den Scheffel. Es gibt angebliche Romantiker, Männer wie Frauen, die davon sprechen zu lieben, wenn sie es nur jemandem besorgen wollen oder es besorgt bekommen wollen. Und es gibt angebliche Zyniker, meistens Männer, die sich an »Bumsen« oder »Das-gute-alte-Raus-und-Rein« halten, obwohl sie in Wahrheit so verliebt sind, dass es sie zerreißt. Eva Mansnerus war in ihrem Handeln eigensinnig und
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