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Geh nicht einsam in die Nacht

Geh nicht einsam in die Nacht

Titel: Geh nicht einsam in die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Westoe
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Klausur lernen musste und die beiden deshalb hinterher nicht in die Stadt begleiten konnte.
    »Verdammt Jouni … ich hatte keine Ahnung, dass du immer noch … mit H-Hurme zu tun hast. Ich hab gedacht, du wärst dir längst … zu fein für Typen wie ihn und S-Suhonen!«, keuchte Ariel, als sie die Kuppe der Högbergsgatan erreichten.
    »Du solltest nicht so viele Kippen rauchen, Ari«, erwiderte Jouni freundlich, »du bist ja schon fertig, wenn du nur einen Hügel hochläufst.« Dann fragte er verbissen: »Was hast du gehört?«
    »Man erzählt sich, dass ihr am Samstag irgendeinen Millionärssohn gefoltert und halbtot im K-K-Kaptensparken liegen gelassen habt«, sagte Ariel.
    »Davon weiß ich nichts.«
    »Es heißt, er habe euch Geld geschuldet. Aber keiner weiß genau, für was«, fuhr Ariel fort, während sie die Södra Esplanaden hinabgingen.
    »Du bist falsch informiert«, sagte Jouni, »das sind nur aus der Luft gegriffene Gerüchte.«
    Ariel ließ sich nicht beirren. Er wirkte immer noch nervös, hielt sich ein paar Meter vor Jouni, ging mit schnellen und ruckhaften Schritten und fuhr unverdrossen fort: »Stenman sagt, er hat gehört, dass es um H-Hasch geht. Und um P-P-Preludin.«
    Jouni packte die Wut. Er machte einen Riesensatz, bekam Ariels Mantelärmel zu fassen, stoppte ihn und presste ihn gegen eine Hauswand.
    »Mit so einer Scheiße habe ich nichts zu tun! Ich bin in keine kriminellen Machenschaften verwickelt. Es ging um die Ehre einer Frau. Dieser Ervander ist ein Arschloch und hat verdient, was er bekommen hat. Und jetzt will ich nichts mehr davon hören.«
    Er bereute seinen Wutausbruch sofort, ließ Ariels Mantelkragen los und machte eine unbeholfene entschuldigende Bewegung: als wollte er etwas vom Kragen seines Freundes abbürsten.
    »Was zum T-Teufel ist eigentlich los mit dir!«, fauchte Ariel. »Warum fängst du mit so was an, wenn wir gerade eine Platte aufnehmen? Ausgerechnet du, du hast doch einen Platz an der Uni und alles. Willst du das wirklich alles wegwerfen?«
    »Wie meinst du das?«, fragte Jouni kleinlaut.
    »Ich meine, dass dieser T-T-Typ und seine Familie b-bestimmt eine Armee von Juristen hat. Stenman hat das Gerücht gehört, dass er weiß, wer ihr seid, und dass er euch anzeigen will. Wenn du im Bau landest, k-können wir die Charts und alles andere vergessen, wovon wir geträumt haben.«
    »Als ob der zur Polizei gehen würde«, sagte Jouni. »Der Bursche schlägt Frauen, das will er bestimmt nicht in einem Polizeibericht nachlesen können.«
    Jouni stand kurz davor, erneut aufzubrausen, und wusste genau, warum: Er war wütend auf sich selbst. Was er getan hatte, war unüberlegt gewesen, ja, mehr als das, es war idiotisch gewesen. Ariel hatte Recht, einen Betrunkenen zu kidnappen und in einer Samstagnacht im Hafen einen gefesselten Mann zu misshandeln, hieß alles Gute zu riskieren, was für ihn zum Greifen nahe war. Es ließ sich nicht mit seinem Universitätsstudium vereinbaren, es passte nicht zu seinen guten Klausurnoten und zu seinem Zusatzkurs in Französisch, es passte nicht zu den friedlichen Botschaften in so vielen Liedern, die sie sangen, es passte nicht zu Ariels schönem Song, den sie bald aufnehmen würden. Außerdem war Jouni kürzlich von einem Redaktionsleiter beim Rundfunk angerufen worden. Dort hatte jemand seinen Namen erwähnt und gesagt, er sei ein pfiffiger Student, aufgeweckt und sprachgewandt, und nun wolle man sich erkundigen, ob er Lust habe, ab und zu als Nachrichtenreporter einzuspringen, zwar nicht jetzt, im Frühjahr, aber vielleicht im Sommer, »probehalber«, hatte der Redaktionsleiter noch hinzugefügt. Ja, so war es. Sie waren jung, und einige Dinge liefen gerade richtig gut bei ihnen, bei Ariel, Adriana und ihm, für jeden Einzelnen, aber auch für sie gemeinsam. Und er wäre nicht ganz bei Trost, wenn er all das riskieren würde, nur weil jemand eine Untat begangen hatte, die sein Blut in Wallung brachte. Er musste die schwere Kunst der Selbstbeherrschung lernen, er musste lernen, auf eine ganz andere Art Gerechtigkeit zu fordern und durchzusetzen.
    Aber Moment mal, bremste er sich jäh. Hatte nicht jede Münze zwei Seiten? Wie war das eigentlich, war Ariel Wahl wirklich der Richtige, um aus dem Glashaus mit Steinen zu werfen? Hatte Hullu-Hurme nicht ausgerechnet über Ariel einen kryptischen Kommentar fallen lassen, als sie in jener Nacht unterwegs waren?
    »Übrigens soll ich dir etwas von Hurme ausrichten«, sagte Jouni, als sie

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