Geheimauftrag: Liebe
Tür und versperrte sie erneut. Drehte sich zu ihr um, ließ seinen Blick über ihr Gesicht gleiten, während sie sich zu voller Größe aufrichtete, die Arme verschränkte und ihn aus schmalen Augen anschaute.
Seine einzige Erwiderung bestand in einem verwunderten Hochziehen der Brauen.
»Warum hast du mich eingeschlossen?«
Er legte den Kopf schief, schaute ihr ins Gesicht. »Ich dachte, das läge auf der Hand – damit er nicht zurückkehren und dich angreifen konnte.«
» Und damit ich dir nicht folgen kann.«
Seine Lippen zuckten, er schaute weg und ging an ihr vorbei zum Bett. »Das auch.«
Mit wirbelndem Morgenrock folgte sie ihm. »Was, wenn er
zurückgekommen wäre und das Schloss geknackt hätte? Er hat es vorher getan, warum nicht noch einmal?«
Er setzte sich aufs Bett und griff nach seinen Stiefeln, schaute sie an. »Ich unterstelle dir genug Verstand, dass du in einem solchen Fall schreien würdest. Ich hätte dich gehört.«
Ein wenig versöhnt zwar, gab sie dennoch einen missbilligenden Laut von sich. Sie würde ihm nicht beichten, dass sie mit einem Mal Angst um ihn gehabt hatte. Schließlich war er es gewöhnt, sich kopfüber in eine Gefahr zu stürzen, wie sie sich immer wieder zu beruhigen versuchte. Und doch. »Hast du gesehen, wer es war?«
Er schüttelte den Kopf. »Ich konnte ihn nicht klar erkennen, nicht einmal seine Größe und seine Figur. Ich weiß nur, dass er schnell war. Als ich unten ankam, stand die Haustür weit offen – er ist wendig wie ein Hase hinausgelaufen und dann direkt ins Gebüsch auf der anderen Seite der Auffahrt gesprungen.«
»Wo war Nicholas?«
Er sagte es ihr. »Wenigstens hat er behauptet, er sei im Garten gewesen.«
»Nun …« Mit einem Mal fröstelte sie. Sie schlüpfte aus ihrem Morgenrock und unter die Decken, zog sie sich bis zum Hals hoch, kuschelte sich in die verbliebene Wärme. »Wir wissen, dass er schlecht schläft.«
»Stimmt.« Charles folgte ihrem Beispiel, kam zum Bett. »Was wir nicht wissen, ist, ob er beschlossen hat, deinetwegen etwas zu unternehmen und die Türen absichtlich offen gelassen hat, um glaubhaft zu machen, dass jemand ins Haus eingebrochen und dich im Schlaf überfallen hat. Bislang konnte er nicht davon ausgehen, dass ich bei dir sein würde.«
Er stellte seine Stiefel zur Seite und zog sich die Hosen aus, dann kroch er übers Bett, um sich neben sie zu legen, entwand die Bettdecke ihren Fingern und schlüpfte darunter.
Er zog sie in die Arme, und sie schmiegte sich willig an ihn. Während er ihren Kopf an seine Schulter bettete, legte sie ihm einen Arm über die Brust, eine Hand auf sein Herz.
Sie schliefen nicht sofort ein, aber trotz der Aufregung der vergangenen Stunde – oder vielleicht gerade deswegen – herrschte zwischen ihnen ein Gefühl des Friedens. Als ob ihr Beisammensein einen sicheren Hafen bot, eine sichere, unerschütterliche Basis, die kein Eindringling zu zerstören vermochte.
Alles fühlte sich richtig an in diesem Moment, und sie spannen sich ein in diesen schützenden Kokon.
»Du kannst mich nicht allen Ernstes den ganzen Tag bei dir behalten wollen!«
Charles wandte den Kopf und schaute sie nur an, drehte ihn wieder nach vorne und ging weiter, zog sie hinter sich her zum Pavillon. Es war vorbei mit dem Versteckspiel: Er tat nicht mehr, als sei er nur tagsüber auf Wallingham Hall. Heute Morgen hatte er ihr Zimmer nur verlassen, um sich umzuziehen, und sich dann geradewegs zum Frühstück nach unten begeben – um mit seiner Anwesenheit Nicholas zu warnen, seine Nachricht von gestern Nacht nicht misszuverstehen.
Was der offensichtlich ohnehin nicht tat, denn dem argwöhnischen Ausdruck auf seinem Gesicht nach zu schließen schien Nicholas sich sehr wohl darüber im Klaren zu sein, dass er mit ihm rechnen musste.
Anders als manch anderer.
Penny war empört. »Und wieso im Pavillon?«
»Weil ich nachdenken muss, und dabei kann ich gleich Nicholas’ Kommen und Gehen beobachten.« Sie erreichten die Stufen, die hinauf zu dem kleinen Gebäude führten. Er blieb nicht stehen, sondern zog sie einfach mit sich nach oben, hinein in das Zimmer und zu der Chaiselongue, von der aus man
die beste Sicht hatte. Dann wandte er sich um und schaute sie an.
Mit schmalen Augen starrte sie ihn an, setzte sich mit wirbelnden Röcken. Er nahm neben ihr Platz.
»Nun gut«, erklärte sie. »Wenn du nachdenken musst, dann denk mal hierüber nach: Warum ist derjenige, wer auch immer es gewesen sein mag,
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