Geheimauftrag: Liebe
wieder ein. »Richtig, um nachzusehen, ob Dalziel irgendetwas entdeckt und eine Nachricht geschickt hat.«
Sie verließen ihren Beobachtungsposten und kehrten zum Haus zurück.
»Ich werde mit Norris sprechen, dass er derweilen ein Auge auf Nicholas hat. Aber ich bin mir sicher, dass er die Bedeutung des Vorfalls von letzter Nacht richtig einschätzt und sich vorsichtig verhält. Ich vermute, dass er es heute vorzieht,
nicht durch die Gegend zu streifen, sondern lieber im Haus bleibt.«
»Ich werde mich rasch umziehen, es wird nicht lange dauern.«
»Kein Grund zur Eile. Wir können Filchett und Mrs. Slattery eine Freude machen und in der Abbey essen. Wir müssen nicht vor heute Abend wieder hier sein.«
15
Anders als gehofft erwartete sie bei ihrer Ankunft in der Abbey keine Nachricht aus London. Filchett und Mrs. Slattery hingegen waren entzückt, ihnen eine Mahlzeit vorsetzen zu dürfen, und Cassius und Brutus mindestens ebenso begeistert, dass Charles wieder zu Hause war, dazu in Gesellschaft von Penny, die sie ebenfalls kannten.
Lady Carmody hatte tatsächlich bereits vorgesprochen und eine Einladung zu einer nachmittäglichen Teegesellschaft in zwei Tagen hinterlassen. Penny drängte Charles zuzusagen, indem sie darauf verwies, dass aller Wahrscheinlichkeit nach auch die fünf Fremden mit ihren Gastgebern zu der Gesellschaft erscheinen würden. Da sich in dieser Saison so viele in der Stadt aufhielten, hungerten die Daheimgebliebenen geradezu nach jeder Form von Geselligkeit, die sich bot.
Als sie am frühen Nachmittag gerade von einem Spaziergang mit den Hunden auf dem Wall zurückkehrten, sahen sie, wie ein einzelner Reiter die Auffahrt entlanggeritten kam und vor den Eingangsstufen sein Pferd zügelte. Es war ein Privatkurier mit der Nachricht, auf die sie warteten. Charles nahm das Päckchen entgegen und überließ den Mann Filchetts Fürsorge, ging zu seinem Arbeitszimmer. Penny folgte ihm; sie lehnte sich auf die Rückenlehne seines Stuhles und las über seine Schulter, was auf den Blättern stand.
Er murmelte zwar ein paar unverständliche Worte, ließ sie aber gewähren. Unglücklicherweise hatte Dalziel wenig gesicherte
Fakten zu berichten. Wie Charles sah er Gimbys Tod als Beweis dafür, dass es sich um eine lang zurückreichende Verschwörung handelte, die man sehr ernst nehmen müsse. Schließlich, so auch sein Fazit, tötete niemand wegen wertloser Informationen. Im Wesentlichen lief die Information jedoch darauf hinaus, dass es keinerlei Erkenntnisse gebe, es könne sich bei dem Handel, der offenbar über Gimby vermittelt worden war, auch um die Beschaffung, also den Einkauf von Geheimnissen gehandelt haben. Dalziel war sämtlichen Informationsquellen nachgegangen, aber niemand wusste etwas von einer Stelle, über die man an französische Dokumente herankommen konnte – abgesehen natürlich von jenen, derer man sich ohnehin bediente.
Ein hastig hinzugefügtes Postskriptum bestätigte den Eingang von Charles’ letztem Bericht; Dalziel versprach, über die fünf Fremden Erkundigungen einzuholen, fügte allerdings hinzu, dass ihm kein Name auf den ersten Blick etwas sagte.
Charles legte die Bögen beiseite. Penny ließ sich in einen Lehnstuhl fallen, und sie besprachen verschiedene Möglichkeiten, dachten zusammen laut nach und verwarfen die meisten ihrer Ideen wieder. Ihr Gespräch ging in behagliches Schweigen über, während der Nachmittag sich dem Ende zuneigte. Sie nahmen gemeinsam den Tee ein, bevor sie zurück nach Wallingham ritten.
Bei Lostwithiel überquerten sie den Fluss und sahen Fothergill, der sich ein Stück flussaufwärts vor ihnen vom Ufer entfernte. Charles zügelte Domino, betrachtete den Mann und schnalzte mit den Zügeln, schloss zu Penny auf.
»Könnte er der Eindringling gewesen sein, was meinst du?«
Charles schüttelte den Kopf. »Das kann ich nicht sagen. Ich dachte es erst – aber ich konnte nicht genug erkennen, um mir irgendwie sicher zu sein.«
Sie kehrten nach Wallingham zurück und erfuhren, dass in ihrer Abwesenheit nichts geschehen war. Nur eine schriftliche Nachricht von Dennis Gibbs für Charles lag da, in der es hieß, er wolle dafür sorgen, dass nicht nur die Gallants, sondern auch die mit ihnen befreundeten Banden sich in Alarmbereitschaft hielten. Gimbys Ermordung war für sie alle ein Schock gewesen.
Sie speisten mit Nicholas. Das Wissen, dass sie ein Liebespaar waren, schien bei ihm ein gewisses Unbehagen zu erzeugen. Offensichtlich
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