Geheimauftrag: Liebe
letzte Nacht zu meinem Zimmer gekommen? Können wir sicher sein, dass es sich um den Mörder handelte?«
Er starrte über die Rasenflächen zum Herrenhaus, das halb hinter Bäumen verborgen lag. »Warum sollte irgendwer in dein Zimmer kommen, um … Was war es? Zwei Uhr morgens?«
»Kurz davor. Hm, aber selbst wenn es der Mörder von Gimby war, warum?«
»Das ist es ja, worüber ich nachdenken will.« Er hatte sie früher am Morgen bei der Haushälterin zurückgelassen, um in die Ställe zu gehen und dort mit Canter und den Stallburschen zu reden – und um sie mit einem Auftrag zu betrauen. »Ich habe heute früh Dennis Gibbs eine Nachricht geschickt und ihn gebeten, dass die Gallants Ohren und Augen aufhalten in Bezug auf die fünf Fremden, die sich in der Gegend auf Besuch befinden. Und darüber hinaus mit Norris gesprochen. Überflüssig zu erwähnen, dass er entsetzt war.«
»Hm, aber ich kann immer noch nicht erkennen, warum diese rätselhafte Person irgendein Interesse an mir haben sollte, und zwar ein so starkes, um nachts in ein fremdes Haus einzubrechen und sich Zutritt zu meinem Zimmer zu verschaffen. Um mich zu überfallen, oder was sonst? Gleichgültig, doch woher weiß der Eindringling überhaupt, welches mein Zimmer ist? Hat er alle Räume durchsucht?«
Ein Szenarium nahm in seinem Kopf Gestalt an. »Ich glaube eher nicht, dass es so war. Wenn wir unsere Theorie von Rache weiterspinnen, dann denke ich eher, dass derjenige ursprünglich
das Haus beobachtet hat, um einen Schlag gegen Nicholas zu landen. Doch als er sah, wie der das Haus verließ und die Haustür offen blieb, bot sich plötzlich eine zweite Option an. Er hätte Nicholas folgen und ihn aus dem Weg räumen können, aber er entschloss sich für die andere Möglichkeit. Er schlich ins Haus, um dir etwas anzutun – und Nicholas am Ende als den Schuldigen hinzustellen.«
»Warum mich?« »Aus zwei Gründen. Zum einen bist du Granvilles Schwester – für ihn also praktisch ein Ersatz für deinen Bruder, an dem er sich nicht mehr rächen kann. Und nach Gimby wäre Granville eigentlich der Nächste auf seiner Liste gewesen, noch vor Nicholas. Zudem war es ein verlockender Gedanke, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen, denn wenn Nicholas in Verdacht geriet, dich beseitigt zu haben, wäre er für ihn ebenfalls ungefährlich geworden. Und falls Nicholas sich von diesem Verdacht hätte reinwaschen können, dann wäre es immer noch ein kluger Zug gewesen, um ihn wissen zu lassen, dass er als Nächstes drankäme.«
»Du meinst, dieser Kerl sieht in mir eine Schachfigur?«
Ihre Lippen zuckten vor Empörung. Er legte seine Hand über ihre. »Seltsam, aber manche Männer würden es wirklich so sehen.«
Sie rümpfte die Nase, ließ ihm aber ihre Hand. Nach einem Augenblick fragte sie: »Woher wusste er, welches Zimmer mir gehört?«
Charles überlegte. »Das offene Fenster vermutlich. Wenn er um das Haus herumgegangen ist, hätte er erraten können, dass es dein Zimmer ist, denn so viele Personen leben ja derzeit nicht hier. Sobald er dann noch entdeckte, dass die Tür verschlossen war, konnte er sich ziemlich sicher sein.«
Sie erschauerte.
Er schaute sie an. »Er wird nicht zurückkommen, das kann
ich dir schwören. Nicht jetzt, wo er weiß, dass ich da sein werde, und ich bin überzeugt, er will kein unnötiges Risiko eingehen.«
Penny dachte nach, dann nickte sie, fühlte sich etwas besser, nicht zuletzt, so schien es, weil Charles plante, die nächsten Nächte mit ihr zu verbringen. Das war beruhigend und … Sie war sich nicht sicher, was es zu bedeuten hatte, dass ihr Herz angesichts dieser Aussicht einen Satz machte.
Sie saßen eine Weile still beieinander, ließen die Gedanken schweifen, bis eine offene Kutsche, die über die Auffahrt heranrollte, ihre Aufmerksamkeit in Anspruch nahm.
»Das ist Lady Carmody.«
Sie beobachteten, wie der Dame aus der Kutsche geholfen wurde und wie sie im Haus verschwand, doch schon zehn Minuten später geleitete Nicholas sie zu ihrem Wagen zurück. Blieb noch einen Moment dastehen und schaute ihr nach, während sie davonfuhr. Dann drehte er sich um und ging ins Haus zurück.
»Eine Einladung zum Dinner oder, o Schreck, gar zu einem Musikabend?«
Sie lachte. »Nein, keine Musik. Sie hasst Musik.«
»Ein Punkt, der für die Dame spricht.« Charles streckte sich. »Ich hoffe, sie hat schon auf der Abbey vorgesprochen.«
»Warum?«
»Weil ich denke, wir sollten hinüberreiten.«
Es fiel ihr
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