Geheimauftrag: Liebe
die sie sich so verzweifelt gewünscht hatte und immer noch wünschte – da sollte sie Nein sagen und ihr Glück wegwerfen? Vielleicht würde ihre Beziehung so verlaufen, wie sie es erhoffte, und sie ihr Glück mit ihm finden …Sie war so ein Feigling. Ein Nein war keine Option, zumindest nicht in diesem Moment
Trotzdem würde sie sich nicht mit weniger als Liebe zufriedengeben. In diesem Punkt blieb sie entschlossen, was wiederum ein uneingeschränktes Ja ebenfalls ausschloss – es sei denn, sie war sich ihrer Sache ganz sicher.
War sie das?
Sie holte noch einmal tief Luft, sah ihm in die Augen, spürte seine gespannte Aufmerksamkeit, seine geschärften Sinne. »Wenn du mir gibst, was ich will, dann ja, dann werde ich dich heiraten.« Sie erwiderte seinen Blick fest, reckte das Kinn. »Sobald du es willst.«
Bei ihrem Ja flackerte kurz Erleichterung in seinen Augen auf, die er jedoch sogleich wieder verbarg. Er schaute ihr forschend ins Gesicht, fragte dann geradeheraus: »Was du willst? Gehe ich recht in der Annahme, dass es das ist, was deine anderen Verehrer dir nicht zu geben imstande waren?«
»Sie wussten es nicht oder konnten es mir nicht geben.« Sie nickte. »Exakt.«
Erbitterung trat in seine Augen, während er sie betrachtete. Sie konnte sehen, wie er seine Optionen gegeneinander abwog. Dann nickte er, kurz und entschlossen, und nahm ihre Hand. »Einverstanden.«
Sie blinzelte verwundert.
Charles hob ihre Hand an seine Lippen und küsste sie, sah ihr erneut in die Augen. »Bis ich herausfinde, was du willst, und ich es dir geben kann, machen wir so weiter wie bisher.«
Sein Ton stellte zweifelsfrei klar, dass es sich nicht um eine Frage handelte – das würde er nicht dulden. Nach einem Moment nickte sie ebenfalls. »Ich habe noch nie zu denen gehört, die sich aus Trotz ins eigene Fleisch schneiden.«
Seine Lippen zuckten – ein Anzeichen, dass die Spannung, die sie beide umfangen hielt, nachzulassen begann.
Sie musterte ihn verwirrt, und in ihren grauen Augen glomm Argwohn auf.
»Komm.« Er nahm ihre Hand, pfiff die Hunde zu sich. »Wir lassen die Hunde gleich in den Ställen. Es ist nämlich schon spät, und wir sollten zurückreiten.«
Mit gerunzelter Stirn ließ sie sich erst von ihm herumdrehen und dann hinter sich herziehen, als er schnellen Schrittes in entgegengesetzter Richtung über den Wall ging. Jedenfalls zu schnell, um sich zu unterhalten.
Er hatte bekommen, was er wollte; sein erster Impuls bestand darin, einen Freudentanz aufzuführen, aber er beherrschte sich, um sich seinen Triumph nicht anmerken zu lassen. Dafür war noch Zeit genug, wenn alles vorbei und der Mörder gefasst war.
Sie hatte recht. Es wäre klüger gewesen, abzuwarten und sie dann zu fragen, doch wann spielte Klugheit zwischen ihnen schon einmal eine Rolle. Und jetzt erst recht nicht, seit sie ihm verraten hatte, dass er schon seit Jahren durch ihre höchst sinnlichen Träume geisterte. Dadurch war der Drang, die Gelegenheit beim Schopf zu packen und ihr einen Antrag zu machen, so übermächtig geworden, dass er sie einfach fragen musste – ohne alle Vorbereitung und schöne Worte.
Eigentlich hatte er sich das anders vorgestellt. Doch auch die Art, wie sie darauf antwortete, fand er nicht gerade begeisternd. Ein eindeutiges Ja wäre viel netter gewesen. Na ja, wenigstens hatte sie nicht Nein gesagt, aber das hätte er ohnehin nicht gelten lassen.
Alles in allem war seine Erobererseele, die sie so wirkungsvoll zum Handeln getrieben hatte, recht zufrieden, denn er bekam, was er wollte. Sie würde ihn heiraten und seine Countess werden, stets an seiner Seite sein als sein Anker in dieser Welt und als die Mutter seiner Kinder. Die Liste der Rollen, die er ihr zudachte, war lang, und er wollte ihr geben, was immer sie verlangte, wenn sie nur seine Frau wurde. Seine Seele besaß sie bereits, obgleich sie es nicht zu wissen schien, und er besaß
eine ziemlich zutreffende Vorstellung davon, was sie von ihm wollte.
Es wäre ein Leichtes gewesen, die betreffenden Worte auf der Stelle zu sagen und sie von ihrer Wahrheit zu überzeugen, aber irgendwie reizte es ihn, das Spiel noch ein wenig hinauszuzögern und damit seine Unterwerfung. Außerdem brauchte er jetzt einen klaren Kopf, um mit seinen Ermittlungen weiterzukommen.
Wenn er ihr erst einmal seine Liebe gestanden hatte, fiel es ihm möglicherweise noch schwerer als jetzt, sie notfalls gewaltsam zu ihrem Schutz aus der Gefahrenzone zu entfernen und zu
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