Geheimauftrag: Liebe
der freien Polsterstühle niederließ.
»Ich vermute«, bemerkte Jack, »dass Sie das seltene Glück genießen, nicht in der Stadt anwesend sein zu müssen?«
»Richtig, Ich kann es mir erlauben, mich da aufzuhalten, wo es mich gerade hinzieht. Hinzu kommt, dass irgendwer aus meiner großen, weit verzweigten Familie immer in der Nähe lebt.«
»Also stammen Sie gar nicht von hier?«, fragte Jack. Fothergills Sprechweise war keiner Region eindeutig zuzuordnen.
»Northamptonshire, aus der Nähe von Kettering.«
»Das ist gutes Land zum Jagen«, erwiderte Jack.
»Allerdings. Wir hatten Anfang des Jahres ein paar schöne Jagdgesellschaften.«
Penny wechselte einen Blick mit Nicholas, während Jack den Besucher in eine eingehende Diskussion zum Thema Jagd verwickelte, wobei sich herausstellte, dass Fothergill sich mit diesem Gewerbe gut auskannte und offenbar nicht nur mit Ferngläsern auf der Lauer lag. Penny bemerkte an einem leichten Zucken in Jacks Gesicht, dass er das Gleiche dachte.
Nachdem Norris den Tee serviert und Penny eingeschenkt hatte und jetzt dabei war, einen Kuchenteller herumzureichen, verlagerte sich die Unterhaltung auf Orte in England, die für ihren Vogelreichtum bekannt waren. Nicholas beteiligte sich ebenfalls an dem Gespräch, erwähnte die berühmte sumpfige Seenlandschaft von Norfolk, und wie sich herausstellte, schien Fothergill überall gewesen zu sein. Er war ganz in seinem Element, erzählte Geschichten und Erlebnisse von seinen verschiedenen Reisen.
Irgendwann, als gerade eine Pause entstanden war, fiel Penny auf, dass Fothergill die Bücher im Regal hinter ihr genau musterte. Seine Augen zuckten zu ihrem Gesicht; als er sah, dass sie es bemerkte. Lächelnd stellte er seine Tasse ab. »Ich bewundere gerade die Bücher.« Er schaute zu Nicholas. »Es ist eine beachtliche Sammlung, die Sie hier haben. Gibt es auch Werke über Vögel, wissen Sie das vielleicht?«
Nicholas sah fragend zu Penny.
»Das kann ich mir gut vorstellen, aber ich bin nicht sicher, wo …« Sie schaute über ihre Schulter zum nächsten Regal.
»Wenn ich mich nicht irre«, begann Fothergill und richtete sich auf, »ist das da hinter Ihnen Reynards Vogelführer.«
Er erhob sich und ging zu dem Regal, um sich das Buch besser ansehen zu können. »Nein, es ist bloß etwas Ähnliches«, sagte und richtete sich auf, um die anderen Bücher in den Regalen zu studieren. Penny blickte nach vorne, als er hinter dem Sofa vorbeiging.
Neben ihr beugte sich Jack vor, um seine Tasse auf dem niedrigen Tischchen abzustellen. Und genau, als er sich wieder aufrichtete und sich umdrehen wollte, um Fothergill im Auge zu behalten, brach auf der Rückseite des Sofas die Hölle los.
Ein heftiger Schlag traf Jack am Kopf, sodass er bewusstlos zusammensackte.
Penny erhob sich halb, öffnete den Mund zum Schrei … Doch eine Hand presste sich darauf und zog sie am Kopf nach hinten, drückte sie gegen die Sofalehne.
»Still!«
Das Wort zischte an ihrem Ohr vorüber. Mit weit aufgerissenen Augen, den Blick starr nach oben gerichtet, spürte sie ein Messer an ihrer Kehle.
»Ein Laut von Ihnen, Selborne, und sie stirbt.«
Penny blinzelte, sah, dass Nicholas aufgesprungen war, leichenblass dastand und hilflos die Hände schloss und öffnete, während er den Drang bekämpfte, irgendetwas zu unternehmen. Sein Blick war auf den Mann hinter ihr gerichtet – auf Fothergill oder wie er heißen mochte.
»Bleiben Sie genau da stehen, wo Sie sind, und tun Sie exakt das, was ich Ihnen sage, dann lasse ich sie vielleicht am Leben.« Er sprach mit einer leisen Stimme, die nicht den geringsten Anflug von Panik oder Furcht verriet. Er war Herr der Lage, und das wusste er.
Nicholas stand völlig reglos da.
»Die Pillendosen, wo sind sie? Nicht der Plunder, der sich hier in den Vitrinen befand. Die anderen meine ich, die echten.«
»Sie meinen diejenigen, die mein Vater den Franzosen abgeluchst hat?«
Verachtung schwang in Nicholas’ Stimme mit.
Sie spürte, wie ein Zittern die Finger durchlief, die ihr Kinn hielten, doch Fothergill sagte nur: »Genau die, Sie scheinen mich bestens zu verstehen.«
Sein Ton war eisig. Er hob Pennys Kinn ein wenig höher, bis sie vor Schmerz wimmerte. Das Messer ritzte ihre Haut auf. »Wo sind sie?«
Nicholas sah Penny an, dann Fothergill. »In einem Priesterversteck, in das man über das Schlafzimmer des Hausherrn gelangt.«
»Priesterversteck? Beschreiben Sie es.«
Nicholas tat es, und Fothergill
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