Geheimauftrag: Liebe
gab es keinen Grund, ihn von ihrer Ankunft zu unterrichten. Sie waren ungestört die Treppe hochgestiegen und geradewegs zu der geheimen Kammer gegangen.
Ein winziges Fenster hoch in der Mauer ließ einen Streifen Licht herein. Charles entdeckte eine zweite Tür an der Ecke
der Außenwand – ein Notausgang für den Priester, der hier vor Jahrhunderten Zuflucht gesucht hatte. Sogar der Schlüssel steckte noch im Schloss.
Sie hatten die Tür zum Schlafzimmer zwar geschlossen, die Täfelung jedoch nicht wieder vorgeschoben. Charles hörte Schritte auf der Treppe und ging, mehr aus unbewusster Vorsicht als aus echter Sorge, zur Schwelle des Verstecks; Nicholas benutzte das Schlafzimmer zwar nicht, aber man konnte ja nie wissen.
Er war es wirklich.
Charles fluchte lautlos und schob hastig die Täfelung vor. Penny, die nichts mitbekommen hatte, schaute verwundert zu ihm hin, gab aber zum Glück keinen Laut von sich. Dann hörte sie ebenfalls die Schritte.
Was hatte Nicholas in dem unbenutzten Zimmer zu suchen?
Charles fasste Penny am Arm und zog sie zu der schmalen Tür, drehte den Schlüssel vorsichtig, um kein Geräusch zu machen, doch ganz ohne Kraftanwendung ging es nicht, denn offensichtlich war das Schloss eingerostet. Endlich gab es mit einem Knarren nach, und der Riegel sprang auf.
Gerade in den Moment, als sie hörten, dass sich jemand an der Tür im Wandpaneel zu schaffen machte.
Mit einem leisen Schnappen öffnete sich die Vertäfelung. Offensichtlich kannte außer ihnen noch jemand den Zugang zu diesem Geheimversteck, wusste, an welchem Holzstück man drehen musste, um es zu öffnen.
Schnell schob Charles Penny durch die schmale Tür nach draußen, zog schnell den Schlüssel ab, um die Tür von der anderen Seite wieder zu versperren. Gerade rechtzeitig, um nicht entdeckt zu werden.
Tiefste Dunkelheit umgab sie. Penny schloss die Augen, öffnete sie wieder. Es änderte nichts – alles blieb pechschwarz. Auf der anderen Seite der Tür hörten sie jetzt Schritte.
Wo auch immer sie sich befanden, es war eng und staubig und roch modrig. Die Wand, gegen die Charles sie gedrückt hatte, war aus kaltem, hartem Stein. Dieser Fluchtweg war offensichtlich nicht für zwei Personen gedacht. Sie drängten sich aneinander, seine Schulter an ihrer, ihr Rücken an die Wand gegenüber der Tür gelehnt.
Sie konnte ihren eigenen Atem hören, flach und schnell. Ihre Sinne waren heillos durcheinander, reagierten auf das schwarze Gefängnis einerseits und andererseits auf Charles’ Nähe. Ihre Haut begann zu prickeln, wurde erst ganz kalt, dann heiß.
In der Dunkelheit fand Charles ihre Hand und fasste sie beschwichtigend. Sie schluckte und kämpfte gegen den Drang an, sich an seine Brust zu werfen und an seinen warmen Körper zu klammern.
Er stellte sich anders hin, ließ ihre Hand los und tätschelte sie kurz, ging dann langsam in die Hocke, wobei seine Schulter und sein Rücken an ihr entlangglitten.
Ihre Beine wurden weich, und lautlos fluchend versteifte sie sich.
Ein winziger Lichtschein schimmerte durch das Schlüsselloch, verschwand wieder. Eine Lampe oder eine Kerze? Angestrengt versuchte Charles durch das kleine Loch nach drinnen zu spähen, während Penny versuchte, sich ein Bild von ihrer Umgebung zu machen. Sie biss sich auf die Unterlippe. Spinnweben, Steinbrocken, eine Unmenge von Staub, Insekten und kleine Kreaturen. Aber wie sie hier wegkommen sollte, das wusste sie nicht.
Charles machte eine Bewegung, erhob sich vorsichtig. Seine Hand fand ihre, er drückte sie und fuhr dann mit den Fingern ihren Arm hoch, fasste sie an der Schulter. Er beugte sich vor. Sie spürte seinen Atem an ihrem Ohr, erschauerte unwillkürlich.
»Er hat uns nicht gesehen, denn er schaut sich ganz ruhig die Dosen an. Es sieht nicht so aus, als wollte er bald gehen.«
Er machte eine Pause, dann fügte er hinzu, seine Stimme kaum mehr als ein Hauch: »Lass uns sehen, wohin dieser Gang führt.« Er trat einen Schritt zur Seite.
Sie fasste nach ihm, bekam ihn am Rückenteil seines Reitrocks zu fassen.
Er blieb stehen, griff hinter sich und nahm ihre Hand, löste ihre Finger aus dem Stoff, ohne sie loszulassen. Er zog ihren Arm um sich herum und legte sich ihre Hand flach auf die Brust, holte auch ihre andere Hand, sodass sie sich mit ihrem Oberkörper fest gegen seinen Rücken drückte.
Er lehnte den Kopf zurück und flüsterte fast lautlos: »Wir werden uns sehr langsam bewegen. Halt dich an mir fest – ich glaube, da
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