Geheimcode Misty Hazard (German Edition)
syrische Flaggenaufkleber. Ihr Fahrzeug wird in weniger als einer halben Stunde der syrischen Armee angehören.« Das Lächeln Meryems wurde breiter. »Außerdem habe ich Uniformen und Waffen dabei sowie einen Marschbefehl vom syrischen Kommando des fünften Spezialbataillons.«
»Ich frage erst gar nicht, wie Sie darangekommen sind.«
»Ich habe meine Quellen. Der Alte Mann sagte, Sie hätten eine Ghost Card?«
Eileen schürzte die Lippen. »Und wenn es so wäre?«
»Die brauchen wir. Wir müssen einige Leute schmieren.«
»Dann brauche ich einen Geldautomaten, um was abheben zu können«, wandte Eileen ein.
»Finden wir in Draykish. Also los, wir haben noch einiges zu tun, bevor die Sonne aufgeht.« Meryem erhob sich. »Ach, da ist noch etwas. Meine Kontakte beim syrischen Geheimdienst sagen, dass eine amerikanische Einheit östlich von hier operiert. Eine Osprey ist bereits vorgestern angekommen.«
Eileen seufzte. »Das dürfte der General mit seinem Gefolge sein. Er ist also bereits hier.«
Gemeinsam mit Dallmer gingen sie zu Meryems Jeep, der auf der anderen Seite der Ruine parkte. Sie fuhren den Wagen zum EFV und luden das Gepäck um. Dann machten sie sich an die Arbeit, aus dem amerikanischen Marinefahrzeug einen Panzerwagen des syrischen Heeres zu machen. Sie brachten neue Flaggenembleme und Erkennungsnummern an. Die dunkelgrünen Uniformen waren in verschiedenen Größen vorhanden. Eileen, Dallmer und Inga suchten sich welche aus, die halbwegs passten. Meryem trug bereits eine unter ihrer Kleidung. Die Rangabzeichen verteilte die Libanesin um, sodass sie den höchsten Rang innehatte, den eines syrischen Hauptmanns, während die anderen nur Unteroffiziersdienstgrade erhielten. Auch der Kommandant des EFV und sein Schütze mussten neue Uniformen anlegen, damit die Tarnung perfekt war.
Sie waren mit der Beschriftung des Fahrzeugs gegen 04:30 Uhr fertig. Zuletzt parkten sie den Jeep wieder hinter der Ruine. Niemand von ihnen rechnete damit, hierher zurückzukehren. Der Wagen würde irgendwann gefunden und als gestohlen identifiziert werden.
»Bevor wir aufbrechen, mache ich Sie alle noch mit einem alten Freund von mir vertraut«, sagte Meryem und griff in die Reisetasche, die die Waffen beherbergte. »Standardgewehr der syrischen Armee ist das AK-47, aber da ich uns einem Spezialbataillon zugewiesen habe, greifen wir auf eine moderne Waffe aus russischen Beständen zurück.« Sie hielt ein Sturmgewehr hoch, das einem HK416 ähnlich sah: schlanke Schulterstütze, Kurvenmagazin, schlanker Lauf mit aufgesetztem Zoomvisier und ein unter dem Lauf angebrachter Granatwerfer.
»Das AN-94-Abakan-Sturmgewehr der russischen Armee, Ersatz für das AK-47«, erläuterte Meryem. »Drei Feuerstufen. Einzelschuss, Zwei-Schuss-Feuerstoß und Dauerfeuer. Geringerer Rückstoß, den Sie erst nach dem Abfeuern zu spüren bekommen. Hohe Reichweite und Präzision. Versuchen Sie bloß nicht, es zu zerlegen. Das ist eine Wissenschaft für sich. Wir benutzen es, solange wir uns auf syrischem Territorium befinden, zur Tarnung. Lassen Sie also alle amerikanischen Waffen im Laderaum Ihres Fahrzeugs.«
Kurze Zeit darauf waren sie aufbruchbereit.
05:20 Uhr
Das EFV rollte in gemächlichem Tempo über die schlecht befestigten Straßen des syrischen Inlands. Während über den östlichen Horizont langsam die ersten Sonnenstrahlen krochen, versuchten Eileen und ihre Mitstreiter, noch ein wenig Schlaf zu bekommen. Erst als sie vor der Stadtgrenze von Ad Draykish in eine Milizkontrolle gerieten, weckte Meryem sie auf und übernahm das Reden. Nach dem Vorzeigen ihrer Befehle erhielten sie eine Passiererlaubnis, ohne dass einer der Polizisten auf die Idee gekommen wäre, das Innere des Fahrzeugs zu inspizieren. Das Militär hatte Vorrang und Befehle der höchsten Kommandohierarchie waren nicht infrage zu stellen.
Das EFV steuerte die Randbezirke der Stadt an und hielt auf einem Busparkplatz.
»Wer kann sich von Ihnen auf Arabisch verständigen?«, fragte Meryem.
Dallmer hob eine Hand. »Zwei Irak-Einsätze mit verdeckten Operationen in Bagdad. Ich kam mit den Einheimischen gut klar.«
Meryem nickte. »Versuchen Sie nach Möglichkeit, mit niemandem zu reden, oder fassen Sie sich kurz. Hier ist unser Marschbefehl, nur für den Fall, dass jemand Fragen stellt. Ich werde mit Major Hannigan einen Kontakt aufsuchen, der uns weiterhilft.«
Eileen folgte Meryem über die Heckrampe des EFV ins Freie. Sie zog sich eine Schirmmütze ins
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