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Geheimcode Misty Hazard (German Edition)

Geheimcode Misty Hazard (German Edition)

Titel: Geheimcode Misty Hazard (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Kay
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Gesicht, schulterte das AN-94 und marschierte vom Parkplatz den Weg hinauf, der hier als Straße bezeichnet wurde. Draykish lag auf einem Hügel. Blickte man vom Eingang der Stadtgrenze nach Westen, hatte man einen hervorragenden Blick auf das östliche Mittelmeer. Sicherlich ein Grund, warum der Ort zu einem beliebten Touristenziel wurde. Der Berg, auf dem Draykish erbaut worden war, war rundum von Olivenhainen umgeben.
    Als Eileen sich auf den Eingang zubewegen wollte, spürte sie Meryems Hand an ihrem Arm. Die Libanesin zog sie in einen Weg von der Hauptstraße weg zwischen kleineren Bungalows hindurch. Sie begegneten zwei Einheimischen, die gerade dabei waren, aus ihren Häusern zu kommen, doch als sie die Uniformen erblickten, zogen sie sich sofort wieder zurück.
    »Sie haben also Amandine ausgeschaltet«, sagte Eileen, um ein wenig Konversation zu betreiben. Das hatte sie sich schon auf der Fahrt hierher vorgenommen, war dann doch mehrmals durch die sanften Vibrationen des über die Straße ruckenden EFV eingenickt.
    »Ich hatte einen Vorteil«, sagte Meryem. »Der Admiral hat mich vor G-Dawn gewarnt. Ich wusste also, dass sie mich umbringen wird, wenn ich ihr Angebot ausschlage, mich der Organisation anzuschließen.«
    Die Gesänge des Muezzins erfüllten mit einem Mal die Luft. Eileen blieb unvermittelt stehen und sah Meryem fragend an.
    »Kommen Sie weiter. Ich bin keine Muslimin, sondern Drusin. Aber auch in Syrien gibt es einige Nicht-Muslime, nicht jeder hört den Ruf des Muezzins.« Dann lächelte sie plötzlich. »Es sei denn, Sie wollen jetzt Ihren Gebetsteppich ausrollen.«
    »Vergessen Sie’s.«
    Sie bogen in einen schmalen Weg ein, in dem kaum zwei Leute nebeneinander Platz hatten. Trotzdem schien dies der offizielle Zugang zu einer Reihe eng aneinanderstehender, niedriger Wohngebäude zu sein. Aus den Fenstern hing Bettwäsche. An Leinen, die zwischen den Häusern gespannt waren, hing Wäsche: Tücher. Shirts und Jeans. Nur Unterwäsche entdeckte Eileen nirgends. Dafür drang der Duft von starkem Kaffee in ihre Nase, ebenso der von Gewürzen, die sie nicht kannte.
    »Dort vorn ist das Haus unseres Kontaktmannes«, sagte Meryem. »Wir gehen aber noch ein Stück weiter. Es gibt auf dem Marktplatz einen Geldautomaten. Ich nehme an, das ist einfacher, als direkt in eine Bank zu marschieren.«
    »In jedem Fall.«
    Am Rand des Marktplatzes, der schon bald nach dem Ruf des Muezzins zum Leben erwachen würde, befand sich neben dem Laden eines Bäckers ein Geldautomat der Banque Centrale de Syrie . Keine Filiale, nur ein in die Wand eingelassener Computer, dafür waren allerdings zwei Sicherheitskameras mit verschiedenen Aufnahmewinkeln sichtbar. Eileen würde jederzeit beschwören, dass auch in dem verdeckten Teil des Automaten eine weitere Kamera installiert war. Ihr Foto würde so in jedem Fall aufgenommen. Sie zog ihr Halstuch hoch bis über den Mund, was angesichts der Morgenkühle keine seltene Geste unter den Einheimischen war. Darüber hinaus zog sie den Schirm ihrer Militärmütze tiefer in die Stirn, um der Kamera nur ein halbes Gesicht zu präsentieren.
    Eileen warf einen Blick zu Meryem, die sich seitlich des Automaten postierte und die Augen offen hielt. Zwei Soldatinnen der syrischen Armee, die vor dem Kauf ihres Frühstücks noch Geld abhoben. Eileen zückte die Ghost Card. Die schwarze Kreditkarte funkelte, als ihr Daumen darüberstrich und Eileen »Visa« sagte. Kurz darauf erschien das Logo des Kreditinstituts auf der Karte. Eileen schob sie in den Schlitz des Automaten, wartete die Eingabe ab, um dann die PIN einzugeben.
    »Sie sind beim libanesischen Geheimdienst?«, fragte Eileen. Sie wählte Englisch als Sprache auf dem Display des Automaten und drückte die Taste für Geld abheben. Sie wählte 10 000 Syrische Pfund, was umgerechnet nicht mehr als 225 US-Dollar waren, aber Meryems Nicken vermittelte ihr, dass dies für Bestechungsgelder vorerst ausreichend war.
    »Bei der Direction Générale de la Sûreté Générale« , sagte die Libanesin. »Kurz die DGSG – aber Sie haben das sicherlich auf der Liste der Hazarder nachgelesen.«
    »Ja.« Der Bankautomat bestätigte die abgehobene Summe und warf die Ghost Card aus dem Schlitz. Eileen machte sich schon lange keine Gedanken mehr darüber, von welchen Konten das Geld transferiert wurde. Sie benutzte die Karte mit einer Selbstverständlichkeit und Sorglosigkeit, die sie jedoch manchmal abends vor dem Einschlafen erschreckte. Oft

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