Geheimcode Misty Hazard (German Edition)
Einfallsreichtum und technologischen Fortschritt der Antaradim auf die leichte Schulter zu nehmen. Nicht erst seit der Übelkeitsattacke im Zelt wusste er, dass die Macht des alten Volkes weitaus größer war, als sich jemand vorzustellen vermochte. Am Ende ihrer Blütezeit waren die Antaradim in der Lage gewesen, zwei hoch komplizierte und äußerst tödliche Virenstämme zu züchten. Wer über derartiges Wissen verfügte und es auch umzusetzen vermochte, sollte für die eine oder andere Überraschung gut sein.
Ein verborgener Zugang zum Höhlensystem, der nur von bestimmten Menschen wahrgenommen werden konnte, war eine Sache, die keine bekannte Wissenschaft bisher zuwege gebracht hatte. Der Begriff Tarnung musste ab sofort neu definiert werden.
Der General dachte an den Mechanismus, der eine komplette Wand entstofflichte und diese Bahnhofshalle vor ihren Augen verborgen hatte. Beeindruckend.
»Wie weit sind Sie?«, rief er gereizt zu dem Hazarder hinüber, der sich in einem der baumstammähnlichen Gefährte befand.
»Sofort, Sir.« Callahan beugte sich vor und mit einem Mal driftete das stammähnliche Vehikel ein paar Meter von der Anlegestelle fort und hing frei in der Luft über dem Schlund.
»Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht, General!«, rief Callahan zurück. »Die gute ist, ich bin in der Lage, dieses Ding zu fliegen. Und ich habe einen Navigationsplan gefunden, der uns zeigt, wohin Hannigan und die anderen geflogen sind.«
»Und die schlechte Nachricht?« Der General knurrte die Worte eher, als dass er sie sprach.
»Genau wie im Tunnel reagiert das Membranfeld nur auf mich. Etwas muss in der Hazarder- DNA sein, das auf diese Geräte abgestimmt ist. Wir haben nur drei Plätze an Bord, zwei Mann müssen hierbleiben.«
Der General sah die beiden Teammitglieder an, die ihm durch den Schacht nach unten gefolgt waren.
»Wohin führt der Tunnel?«
»Direkt ins Mittelmeer, Sir.« Callahan pfiff durch die Zähne. »Es scheint unterwegs keine weiteren Abzweigungen zu gehen. Nach dieser Karte hier endet er ein paar Meilen vor der Küste. Mitten im Meer.«
»Gainsworth, Sie kommen mit mir und Callahan.« Der General deutete auf die beiden anderen Männer. »Sie beide kehren an die Oberfläche zurück und nehmen mit den restlichen Teammitgliedern die Osprey. Fliegen Sie zur Küste zurück. Wir setzen uns mit Ihnen in Verbindung. Irgendwann werden wir ja hoffentlich wieder Funkkontakt zur Oberfläche haben.«
Die beiden Männer salutierten und traten den Rückzug an, während der General sich auf den Anlegesteg zubewegte, zu dem Callahan mit dem seltsamen Gefährt wieder zurückkehrte.
12:17 Uhr
Von der Cockpitkanzel aus hatte man eine recht gute Sicht durch den Palmenhain hinweg zu den Zufahrtsstraßen. Unterstützt von den Sensoren des Bodenradars hatte Relana damit einen präzisen Überblick darüber, wann die Polizei aus Palmyra auf der Lichtung eintraf, und bestimmte den letztmöglichen Zeitpunkt für einen Start auf zwei Minuten. So lange wollte sie zumindest noch warten, ob sich etwas in der Umgebung tat.
Die beiden Piloten zu überwältigen, war eine Kleinigkeit gewesen. Die Ladeluke der Osprey stand für eine schnelle Aufnahme des abgesetzten Teams noch offen. Relana war an Bord gegangen, hatte den Kopiloten, ohne zu zögern, erschossen und bedrohte den Piloten mit der schallgedämpften Glock im Anschlag. Sie befahl ihm, die Turbinen laufen zu lassen und zu warten.
Mittlerweile war eine halbe Stunde vergangen, seit sie das Flugzeug gekapert hatte. Sie glaubte, dass sie dem Feind damit die Mobilität nahm, und hatte zusätzlich ein schnelles Transportmittel, mit dem sie Veranita und die anderen beiden Assistentinnen unterwegs aufgabeln konnte.
Kurz vor Ablauf der selbst gesetzten Zweiminutenfrist tat sich beim Zelt etwas. Relana hatte Bewegungsmelder an beiden Ausgängen positioniert und wurde durch ein Fiepen in ihrem Ohrstöpsel alarmiert.
»Mach bloß keine Dummheiten!«, sagte sie zu dem Piloten. Zur Sicherheit schoss sie ihm ins Bein, wobei sie darauf achtete, nicht die Oberschenkelarterie zu verletzen. Der Mann heulte auf und presste beide Hände auf die Einschusswunde, während Relana aus dem Cockpit verschwand und in den Passagierraum stürzte. Keine Sekunde zu früh: Zwei der in Schwarz gekleideten Teammitglieder kamen gerade die Rampe herauf. Relana ließ sich auf die Knie fallen, brachte die Glock in Anschlag und feuerte.
Das schallgedämpfte Ploppen erfüllte den
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