Geheimcode Misty Hazard (German Edition)
erstreckte, lag genauso im Dunkel wie die Tiefe des Abgrunds.
»Major, ich halte das für keine gute Idee.«
»Wollen Sie sich auf der offenen Plattform dem General und seinen Leuten stellen, Captain?« Eileen betrat den Ausleger und ging auf den Stamm zu. Das Gefährt wirkte tatsächlich äußerlich wie ein massiver Baumstamm, war jedoch vorn zugespitzt und besaß an seinem Ende einen gitterförmigen Aufbau, der Eileen an eine Turbine erinnerte. Der Stamm selbst bestand allerdings nicht aus Holz, soweit sie das beurteilen konnte. Man musste über den Rand steigen, um hineinzugelangen. Sein Inneres war mit drei Sitzen mit schulterhohen Lehnen ausgestattet, die hintereinander arrangiert worden waren. Vor dem ersten Sitz, wo sie eine Art Armaturenbrett vermutet hätte, befand sich lediglich eine Platte mit einer ähnlichen Feldmembran, wie sie sie bereits vom Durchgang her kannte.
»Wir müssen uns aufteilen«, sagte Eileen und stieg über den Rand des Luftstamms. »Meryem, Sie und Dallmer nehmen die andere Transporteinheit. Ich sehe keine Steuerung, nur diese Membran. Sehr wahrscheinlich werden nur Hazarder diese Dinger steuern können.«
Die Libanesin nickte und ging zu dem gegenüberliegenden Steg. Inga folgte Eileen in den Stamm, während Dallmer unschlüssig auf dem Mittelsteg stehenblieb.
Es donnerte erneut.
Alle vier rissen ihre Köpfe gleichzeitig herum und starrten zu der Wand, durch die sie auf die Plattform gelangt waren. Keine Veränderung. Das Material hielt diesmal dem Sprengstoff des Generals stand.
Eileen ließ sich in den Sitz gleiten. Das Material war gepolstert und weich, fühlte sich jedoch kühl an. Sie strich mit den Fingern darüber. Kein Leder und kein Imitat. Sie konnte den Stoff, aus dem der Sitz bestand, nicht zuordnen. Aber er war bequem. Die Konturen des Sessels passten sich teilweise ihren Körperformen an, umschmiegten sie. Ein Brummen schwoll von hinten an, gleichzeitig erwärmten sich die Polster.
»Dallmer!«, rief Eileen.
»Ja, schon gut.« Der Captain ging zu Meryems Gefährt und sprang ins Innere.
Eileen beugte sich vor und stellte fest, dass der Abstand zum Membranfeld zu groß war, doch im selben Moment, da sie die Bewegung ausführte, glitt der Sessel näher an die Konsolenplatte heran. Eileens Beine fanden genug Platz unterhalb der Konsole und sie konnte das Membranfeld jetzt mühelos mit der Handfläche berühren. Sie legte die Rechte darauf und wartete. Bei der Tür hatte es etwas gedauert, bis der Mechanismus auf ihre Berührung ansprach. Diesmal klappte es sofort, als wäre das System mit dem Öffnen des Durchgangs hochgefahren und warm gelaufen.
Eine Stimme erklang direkt an ihren Ohren. Erschrocken wandte Eileen den Kopf, konnte jedoch niemanden sehen. Sie erkannte, dass die Töne direkt aus der Sessellehne drangen und einen Klang simulierten wie bei einem Kopfhörer – mit dem Unterschied, dass Eileen keinen trug.
Die Stimme sprach eine alte arabische Form, die Eileen nicht verstehen konnte. Sie blickte zu Meryem im gegenüberliegenden Fahrzeug, doch auch die zuckte nur die Achseln. Die Sprache wechselte. Vertraute Fetzen drangen an Eileens Ohren, doch sie ergaben keinen Zusammenhang.
»Wenn das so weitergeht, sitzen wir hier ein Weilchen fest«, sagte sie.
»Irgendwie habe ich das Gefühl, dass unsere Sprache dem System bekannt ist«, sagte Inga hinter ihr.
»Wie kommen Sie darauf?«
»Nehmen wir an, Professor Hardy hat nach Spuren der Antaradim gesucht und das Zelt dort oben errichtet. Da wir von Hardy keine Spur entdeckt haben, muss er in der Lage gewesen sein, den Zugang zu sehen. Hardy steht nicht auf der Liste der Hazarder, aber er scheint Ihnen und Meryem ähnlich zu sein. Wenn Hardy es bis hier unten geschafft hat, hat er sehr wahrscheinlich einen dieser Luftstämme aktiviert. Immerhin fehlt einer.«
»Spracherkennung abgeschlossen. Willkommen im antaradischen Expresssystem. Bitte wähle ein Ziel.«
Die plötzlich in fließendem Englisch sprechende androgyne Stimme erschrak nicht nur Eileen, sondern auch ihre Begleiter. Alle starrten ehrfürchtig nach vorne, den Mund offen, den Atem angehalten.
»D-die … sprechen Englisch, aber so was von …« Dallmer fuhr sich durch die Haare. »Ich hab doch gleich gesagt, das hier kann nicht so alt sein. Die Antaradim existierten vor über tausend Jahren, da gab es die englische Sprache noch nicht.«
Eileen ignorierte Dallmers Einwand. Es war sinnlos, sich den Kopf darüber zu zermartern, wer diese
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