Geheimcode Misty Hazard (German Edition)
sagte Veranita. »Das heißt, wir vier Mädels gegen zwei Verwundete und zwei Kerle. Ein sehr unfaires Verhältnis.«
Überheblich wie immer , dachte Narwick. Laut sagte er: »Unterschätz die Hazarder nicht. Ich habe …« Gesehen , hätte er beinahe gesagt, biss sich auf die Zunge, atmete durch und versuchte ruhig weiterzusprechen. »… gehört, dass sie über veränderte Wahrnehmungsfähigkeiten verfügen. Sie können eure Angriffe vorhersehen und sich so schnell bewegen, dass ihr es nicht mitbekommt.«
»Verstanden.« Es knackte zweimal in der Leitung. Dann war wieder Veranitas Stimme zu hören. »Was ist, wenn wir einen Hazarder haben?«
»Infernano.« Narwick sog bei dem Wort die Luft ein. Er wollte die Bilder zurückdrängen, die bei dem Kunstbegriff aufstiegen, den einer der an der Entwicklung beteiligten Wissenschaftler G-Dawns geprägt hatte, doch sie hämmerten wie ein Blitzgewitter auf ihn ein. Die ultimative Waffe G-Dawns in Veranitas Händen. Bisher war sie nur zu Testzwecken eingesetzt worden und hatte verheerende Katastrophen im asiatischen Küstenbereich angerichtet. Das Mittelmeer als größtes Binnengewässer war eine andere Hausnummer.
Narwick schluckte und trank den Rest Tee, um sein schlechtes Gewissen herunterzuspülen. »Hast du gehört?«
Ein Knacken im Äther. »Ja.« Veranitas Stimme klang heiser. »Ja, ich habe verstanden. Infernano. Ich berichte, wenn wir Erfolg haben. Over and out.«
Over , dachte Narwick. Game over.
Gespannt beobachtete er den Bildschirm mit den Punkten seiner Assistentinnen. Er hätte jederzeit jede von ihnen übernehmen können, wie er es mit Inga getan hatte. Doch das war nicht zweckdienlich, denn die Synapsensteuerung war eine einseitige Angelegenheit. Inga hätte die Prozedur auch nicht überlebt, wenn Hannigan ihr nicht ins Gesicht geschossen hätte.
Game over.
Östliches Mittelmeer
Irgendwo auf halber Distanz zwischen Syrien und Zypern
14. Dezember, 14:44 Uhr
Eileen schleppte Dallmer zu einer Gangbiegung und setzte ihn ab. Er ächzte. Blut quoll zwischen seinen Fingern hervor, die er noch immer auf die Halswunde presste.
»Schön draufdrücken«, sagte Eileen und ging in die Hocke. Erst als sie die Pistole vorstreckte und um die Ecke lugte, registrierte sie, dass ihre Schulter schmerzfrei war. Ihr Kopf zuckte leicht. Lediglich ein Reflex, um nachzuschauen, doch sie unterband ihn und hielt den Blick geradeaus auf den Gang gerichtet. Sie war versucht, ihre Wunde zu berühren, zu begutachten, doch irgendetwas tief in ihr sagte ihr, dass sie es dabei belassen sollte.
Nimm hin, was geschieht.
Alles eine Frage der Wahrnehmung. Auch der Schmerz. Eileen atmete tief durch und wartete, während die Geräusche, die aus dem Korridor drangen, lauter wurden.
14:44 Uhr
Die Sache war sauber organisiert, wenn sie auch mehr Glück als Verstand gehabt hatten. Relana war mit der V-22 Osprey durch den syrischen Luftraum gekreuzt und hatte zwei ihrer Kameradinnen unterwegs aufgegabelt.
Von Zypern aus hatte sich ein als Forschungsschiff getarnter Industriekreuzer im Auftrag G-Dawns in Bewegung gesetzt und die Tauchboote an Bord gehabt, mit denen Veranita, Relana und die beiden anderen Assistentinnen zur unterseeischen Basis gelangten. Der Skipper des Kreuzers hatte eine schmeichelhafte Bezeichnung für Veranita und die anderen gehabt. Er nannte sie Gaia’s Angels. Nett. Das gefiel der Halbasiatin. Sie sollte Jae Narwick den Vorschlag unterbreiten, diesen Namen für seine Truppe offiziell einzuführen. Besser als das langweilige Assistentin oder das viel zu aufgesetzte Kampfamazone . Schließlich waren sie Engel, die für Mutter Erde in die Schlacht zogen.
Nach Narwicks Angaben war die Basis sehr schnell zu finden gewesen und der Zugang, eine unterseeische Höhle, war offen und führte in eine Grotte, die an einem Schott mündete. Es gab keine Möglichkeit hindurchzugelangen, daher setzten Veranita und ihre Kameradinnen Sprengstoff ein. Nicht zu viel, um die Grotte nicht zum Einsturz zu bringen, gerade genug, um einen Durchgang zu schaffen.
Nach der letzten Funkverbindung mit Narwick teilten sie sich auf. Relana und sie wollten nach dem Hazarder suchen, den Narwick unbedingt lebend haben wollte. Die anderen beiden bereiteten alles für Infernano vor. Der Eingang zur Höhle eignete sich dafür optimal.
Die beiden Assistentinnen eilten in ihren engen, schwarzen Nanofasersuits durch die Gänge der unterseeischen Anlage und ließen sich weder von dem
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