Geheimcode Misty Hazard (German Edition)
auch die beiden Männer standen. Als sie Inga mit ihrer Gefangenen sahen, nickten sie sich zu und kamen zu ihnen herüber.
»Holt den Wagen«, sagte Inga.
Einer der beiden wandte sich ab und lief davon. Der andere schob die Hände in die Hosentaschen und beäugte Gwen mit eher lüsternem denn beruflichem Interesse.
»Was wollen die Generäle von Dr. Meissner?«, fragte Inga.
»Wer ist Dr. Meissner?« Gwen drehte sich halb um, sodass sie die Schwedin sehen konnte. »Ihr Gynäkologe?«
»Ich wusste nicht, dass ihr Klone auch witzig sein könnt.« Inga wedelte mit der Waffe. »Na schön, dann bekommen wir die Informationen eben auf die harte Tour.«
Ein Motor startete. Kurz darauf hörte sie, wie sich ein Wagen näherte. Gwen sah einen Van, der aus einer der hinteren Parkreihen direkt auf sie zufuhr.
Es gab keinen Ausweg mehr. Ihre Hand wanderte zum Handgelenk und drückte einen verborgenen Splint unter dem Stellrädchen ihrer Uhr. Sie schickte ein Stoßgebet zum Himmel und presste die Lippen aufeinander.
14:28 Uhr
Knapp zwei Meter von der Tür entfernt entdeckte Eileen eine Frau, die direkt auf sie zukam. Sie trug einen glänzenden Anzug, der wie eine zweite Haut an ihrem Körper lag, dazu Stiefel mit hohen, aber breiten Absätzen. Die Domina-ähnliche Erscheinung entsprang jedoch keinem Fetisch, sondern dem reinen Selbstschutz. Die Lackmontur bestand aus Nanofasern, die in der Lage waren, Geschosse aufzufangen und Wärme zu speichern. Sie waren feuerfest und dennoch atmungsaktiv. Eine spezielle Entwicklung für Jae Narwicks Superheldinnen. Doch Eileen erkannte die Frau nicht. Sie war fast genauso groß wie sie. Ihre Haut besaß einen dunklen Teint. Die langen Haare waren gelockt und rabenschwarz. Haut und Haar verliehen ihr einen südländischen Touch, doch die graugrünen Augen funkelten wie zwei Juwelen in ihrem Gesicht. Eileen tippte auf osteuropäische Herkunft. Bulgarien, Rumänien oder Bosnien. Offenbar hatte Narwick seinen Bestand wieder aufgefrischt und die verstorbenen drei Leibwächterinnen zumindest durch eine neue ersetzt.
»Hallo«, sagte die Frau in dem figurbetonten Dominaoutfit. In ihrer Hand lag eine Pistole, die mit der Mündung direkt auf Eileen gerichtet war. »Sylvia Schwarz passt so gar nicht zu Ihnen, Frau … wie ist Ihr richtiger Name?«
Eileen schürzte die Lippen und hob die Hände, doch in einer blitzschnellen Drehung kippte sie das Handgelenk mit der Pistole ab, zog den Abzug und warf sich selbst zur Seite. Ein Schuss löste sich und zwang ihre Gegnerin in Deckung. Deren Gegenschuss fegte knapp an Eileen vorbei und riss ein Loch in die Wand neben der Tür.
Geduckt und noch zweimal blind feuernd rannte sie den Gang entlang – leider nicht in die Richtung, aus der sie ursprünglich von Wischnewski hergeführt worden war. Etwas sirrte an ihrem Ohr vorbei. Die Wand neben ihr platzte auf. Plastiksplitter flogen durch ihr Haar. Eileen hörte zwei weitere Schüsse, war jedoch rechtzeitig um die Ecke eines weiteren Ganges gebogen. Sie lief weiter und überdachte ihre Situation. Mrs Stylez konnte sie nicht erreichen. Sie hatte den Alarm ausgelöst, um Gwen zu signalisieren, alle Zelte im Hotel umgehend abzubrechen und zum vereinbarten Treffpunkt zu kommen. Die Frage war, ob und wie Eileen es dorthin schaffte.
Der Gang endete an einem T-Stück. Eileen blickte zurück. Die Gegnerin bog um die Ecke und ging in die Hocke, um einen sauberen Schuss anzubringen. Eileen federte vom Boden ab und warf sich nach links in den Gang. Nur zwei Türen zweigten davon ab. Eine öffnete sich genau in dem Moment, in dem Eileen wieder auf die Füße kam. Heraus kam eine Frau in Jeans und Pullover mit Kaffeetasse in der Hand. Sie sah Eileen und blieb stehen. Ehe sie reagieren und in ihr Büro zurückkehren konnte, war Eileen bereits bei ihr, packte sie, verdrehte ihr den Arm auf den Rücken und presste ihr die Pistolenmündung an die Schläfe.
G-Dawns Leibwächterin lugte um die Ecke, zog den Kopf wieder zurück und trat dann halb aus ihrer Deckung, die Pistole im Anschlag.
Eileen presste den Körper ihrer Geisel eng an den eigenen und warf einen raschen Blick in den Raum, aus dem die Angestellte getreten war. Kein zweiter Ausgang. Eine Sackgasse. Dann musste sich zeigen, was eine Geisel in den Augen G-Dawns wert war.
»Lassen Sie die Waffe fallen und die Frau los!«, rief die Leibwächterin.
Sonst was? , dachte Eileen. Sie musste schnell handeln, andernfalls würde ihr die Situation gänzlich
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