Geheimcode Misty Hazard (German Edition)
haben alles unter Kontrolle. Diese Leute sind vom Verfassungsschutz.«
Statt zu antworten, gab Scharbach seinen Leuten ein Zeichen. Sie rückten vor und nutzten die parkenden Wagen als Deckung. Scharbach selbst wandte sich den Sanitätern zu und scheuchte sie mit einer herrischen Geste fort. Er fasste Gwen am Handgelenk und nickte in Richtung des BMW .
»Kommen Sie, Stylez. Der General wartet schon.«
Gwen lief es heiß und kalt den Rücken herunter. Sie war für einen Moment wie gelähmt und ließ sich von Scharbach fortziehen. Vor ihrem inneren Auge blitzte die Namensliste der Hazarder auf. Fünfzehn Probanden des Experiments in der ursprünglichen Tabelle. Davon zwei deutsche Namen. Veronika Pothoff vom Militärischen Abschirmdienst, die in Kanada verstorben war, und Kommissar Rainer Scharbach vom Sondereinsatzkommando in Stuttgart. Scharbach arbeitete für den Verbund. Er war Teilnehmer von Misty Hazard .
Mit einem Ruck riss sich Gwen los und stürmte auf den BMW zu. Scharbach setzte ihr sofort nach und hätte sie mühelos eingefangen, wäre in dem Augenblick nicht der Feuerzauber losgegangen. Einer der Männer aus Ingas Begleitung hob seine Waffenhand. Offenbar fasste einer der Beamten des SEK die Geste als Bedrohung auf und schoss. Der peitschende Knall der Kugel verwandelte sich innerhalb eines Sekundenbruchteils in ein hämmerndes Stakkato aus Schüssen und Salven, bei denen anscheinend jeder auf jeden feuerte.
Ingas Mann brach getroffen zusammen, doch die Schwedin und ihr zweiter Begleiter warfen sich hinter den Van in Deckung und schossen auf die Leute vom SEK . Die Streifenpolizisten suchten ihr Heil in Deckung und waren unschlüssig, wem sie zur Seite stehen sollten. Von Inga hatten sie einen Dienstausweis gesehen, von Scharbach hatten sie nur einen Namen, zwei zivile Wagen mit Blaulichtern und Männer mit automatischen Waffen und schwarzen Kombis ohne Rangabzeichen, die die Aufschrift SEK trugen. Sie entschieden sich folgerichtig für die Partei, die sich eindeutig identifiziert hatte, und eröffneten das Feuer auf die Beamten des SEK .
Gwen war es gleichgültig, wer zur richtigen oder falschen Seite gehörte. Was sie anbelangte, arbeiteten beide Gruppen für den Feind. Scharbach würde sie den Generälen ausliefern, Inga an G-Dawn.
Mit einem Satz sprang sie in den BMW , schlug die Tür zu und legte den Gang ein. Der Motor lief noch. Als sie das Gaspedal durchtrat, machte der Wagen einen Ruck und preschte zwischen Krankenwagen und den parkenden Fahrzeugen hindurch. Scharbach war bei dem Schusswechsel in Deckung gesprungen und hatte Gwen für wertvolle Sekunden aus den Augen gelassen. Nun kam niemand auf die Idee, ihr zu folgen. Im Rückspiegel sah sie, wie hinter ihr die Hölle losbrach und die Tiefgarage vom Blitzen des Mündungsfeuers in einen Gewittersturm verwandelt wurde. Dann fegte der BMW die Einfahrt hinauf ins Freie.
Gwen gönnte sich den Luxus, tief durchzuatmen, und bog dann nach rechts ab. Sie hoffte, dass Eileen am Treffpunkt auf sie wartete.
14:36 Uhr
Die Tiefgarage bei Dr. Meissner unterschied sich grundlegend von der des Hotels, aus dem Mrs Stylez geflohen war. Der Zugang war nicht öffentlich. Als Eileen aus dem Treppenhaus kam, stand sie vor einer Drehtür, die nur mit einer Zugangskarte aktiviert werden konnte. Zum Glück besaß sie noch die ID-Card des Wächters. Sie schob sie in den Schlitz. Die Leuchtdiode neben dem Zugangspaneel wechselte von Rot auf Grün. Eileen schritt durch die Tür und spürte zuerst einen leichten Widerstand, doch dann gab diese nach und drehte sich um die Mittelachse. Direkt dahinter erwartete Eileen ein Vorraum mit einer einzigen Zugangstür, die zur Tiefgarage führte.
Der Alarm hatte anscheinend noch mehr Wachpersonal auf den Plan gerufen. In der Nähe der Ausfahrt tat sich etwas. Eileen hörte Schritte und Rufe. Sie baute weiterhin darauf, dass Sarajka als Einzige bewaffnet war sowie der Werkschutz sich deutschem Recht beugte und im äußersten Fall Schlagstöcke einsetzte. Aber das war kein Grund, sich auszuruhen. Sicherlich würde Sarajka Verstärkung bei ihrem Brötchengeber anfordern.
Geduckt lief Eileen an den parkenden Fahrzeugen entlang. Ihr eigener Mietwagen stand draußen vor dem Gebäude. Sie musste sich einen anderen fahrbaren Untersatz suchen. Ihr Blick fiel auf einen blaumetallicfarbenen A3 in der letzten Reihe. Sie huschte hinüber und kam kurz mit dem Kopf hoch, um durch das Seitenfenster zu spähen. Der Wagen war
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