Geheimcode Misty Hazard (German Edition)
Käfig verwehrt hatte, seine ganze Kraft zu entfalten. Gegenverkehr, Passanten, parkende Autos, Straßenlaternen und -schilder huschten zu beiden Seiten an Eileen vorbei. Sie überlegte, ob sie direkt zum Treffpunkt mit Mrs Stylez fahren konnte, entschied sich jedoch dagegen.
Ein Blick in den Seitenspiegel ermutigte sie zu diesem Entschluss, denn just in diesem Moment kamen drei Wagen um die Ecke geschossen, als wären sie auf der Flucht vor einer heranrollenden Lawine. Doch die Fahrzeuge waren keine Flüchtlinge, sondern Jäger.
Und Eileen das Opfer.
»Der Tag fing so gut an.« Eileen drückte das Gaspedal bis zum Anschlag durch und wurde durch die rasante Beschleunigung in den Sitz gepresst. Sie schaltete hoch, schwenkte auf den Mittelstreifen und hoffte, dass der Gegenverkehr sie bei diesem Tempo rechtzeitig sah und auswich. Mit knapp 120 Kilometern die Stunde überholte sie einen Twingo, zwei Radfahrer, einen Roller und schließlich einen Bus, der den Blinker links setzte und von einer Haltestelle losfahren wollte. Das Ungetüm scherte aus. Eileen verriss das Lenkrad und landete mit dem A3 direkt im Gegenverkehr. Der Fahrer eines Passats war geistesgegenwärtig genug, sofort auszuweichen. Er preschte mit quietschenden Bremsen zwischen zwei parkenden Wagen hindurch und landete auf dem Gehweg, wo er eine Hauswand streifte und einen Fußgänger mit dem linken Kotflügel erwischte.
Der Fahrer des nächsten entgegenkommenden Wagens, eines Nissan Almeras, verfügte nicht über diese Reflexe. Mit vor Schreck geweiteten Augen hielt er stur auf Eileen zu.
Ihr blieb nichts anderes übrig, als die Lücke zwischen Bus und dem Almera auszunutzen. Es schepperte an beiden Seiten. Funken sprühten am zersplitterten Seitenfenster hoch. Der Busfahrer hupte, während der Almera plötzlich abbremste, im Heck ausbrach und gegen einen am Straßenrand parkenden Astra Kombi knallte.
Eileen hatte sich durch das riskante Manöver vor den Bus gesetzt und beschleunigte unablässig. Ihre Augen suchten mit blitzschnellen Blicken nach Lücken im Verkehr, die sie ausnutzen konnte. Die Rückspiegel zeigten nur den Bus. Die Verfolger waren nicht zu sehen, aber sicher noch nicht abgehängt. Eileen bezweifelte, dass in den Wagen der Werkschutz von Dr. Meissner saß. Es war wahrscheinlicher, dass Sarajka Verstärkung von G-Dawn angefordert und bekommen hatte.
Fluchend stieg Eileen in die Bremsen. Sie musste einem Radfahrer ausweichen, der quer über die Straße fuhr. Das brachte sie wieder in den Gegenverkehr. Ein Clio wich nach rechts aus, daher steuerte Eileen nach links. Ihr A3 schrammte an einem Wagen entlang, stieß durch eine Lücke und landete auf dem Gehweg links neben der Gegenfahrbahn. Die Tachonadel war unter 100 Kilometer pro Stunde gefallen, dennoch war sie viel zu schnell für eine Fahrt über den Bürgersteig. Sie hämmerte auf die Hupe und brachte einige Passanten dazu, vor ihrem heranrasenden Kühlergrill wegzuspringen. Doch dann entdeckte sie den Pulk Kinder mit ihren beiden Begleiterinnen. Offenbar eine Kindergartengruppe und sie bewegten sich in der für Kinder typischen, ungeordneten Masse: hüpften, balgten, rannten voraus, schlingerten um Laternen herum und versteckten sich hinter parkenden Autos.
»Verfluchter Mist!« Eileen passte einen Winkel etwa dreißig Meter vor den Kindern ab und rammte ein Fahrzeug von der Bordsteinkante. Sie selbst wurde in die Gurte gepresst und dankte dafür, dass der Airback nicht zündete. Am Kotflügel lädiert jagte der A3 wieder auf die Straße hinaus. Eileen sah in den Rückspiegel. Zumindest einer der Verfolger hatte es geschafft, sich an dem Bus vorbeizudrücken, und holte rasant auf.
Eileen orientierte sich kurz, nahm den Fuß vom Gas und bog nach links in eine Gasse ab, dann sofort wieder rechts. Die Straßennamen sagten ihr nichts, sie wusste nur, dass sie erst die Verfolger abhängen musste, ehe sie sich mit Gwen treffen konnte.
Ihre Flucht wurde jäh vereitelt, als ein BMW mit halsbrecherischer Fahrt aus einer Abzweigung schoss und Eileen direkt in die Seite fuhr. Der Aufprall drückte sie gegen die Tür. Der Audi wurde über die Straße geschleudert und halb um einen Laternenpfahl gewickelt. Seitenairbags knallten und bliesen sich auf. Eileen hatte Glück. Die Laterne befand sich in der Mitte ihres gestohlenen Wagens, direkt hinter dem Fahrersitz. Der Kühlergrill des BMW hatte sich in die hintere Flanke gebohrt.
Eileen drückte die zusammenfallenden Airbags beiseite,
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