Geheimcode Misty Hazard (German Edition)

Hand auf die Schenkel. Dann stand er auf, ging zu dem Pferd hinüber und kramte in einer der Satteltaschen. Als er wieder zurückkehrte, hielt er ein überdimensioniertes Telefon mit aufschiebbarer, fingerdicker Antenne in der Hand. Er reichte das Gerät Spears.
    »Ein Satellitentelefon?«, fragte dieser erstaunt. »Sie überraschen mich immer mehr, alter Mann. Haben Sie nicht noch irgendwo ein paar Panzer versteckt, mit denen wir McCune zurückerobern können?«
    »Du bist nicht witzig, Söhnchen.« Quid deutete auf das Telefon. »Mach deinen Anruf. Ich hoffe, der Typ im Pentagon ist ein großer Fisch und weiß, was zu tun ist.«
    Spears hob die Schultern. Er griff nach dem Gerät, schob die klobige Antenne hoch und schaltete den Verstärker hinzu. Dann sah er Quid an. »Brauche ich noch eine weitere Antenne?«
    Der Alte schüttelte den Kopf und deutete mit einem Finger nach oben zum Himmel. »Big Brother is watching you.«
    Spears runzelte die Stirn. Dann wandte er sich dem Telefon zu. Er tippte die Nummer aus der SMS von seinem Handy ab und drückte dann auf die Verbinden-Taste. Es dauerte spürbar länger, bis die Verbindung aufgebaut war.
    »Wenn abgenommen wird, drück die Taste mit dem Nummernzeichen«, sagte Quid. »Verhindert, dass jemand das Gespräch mithört.«
    Spears lachte. »Sie sind ein verrückter alter Narr.«
    »Ja, ja.« Quid machte eine abwehrende Handbewegung und kümmerte sich um seinen Kautabak.
    Es knackte in der Leitung.
    »Spears?«, fragte ohne Umschweife eine Stimme am anderen Ende der Leitung.
    »Parsley?«
    »Ja, der bin ich. Ich hab mir Sorgen gemacht, was hat so lange gedauert?«
    Spears atmete tief durch. »Das glauben Sie mir sowieso nicht. Zwei CID -Agenten haben mir in Pittsburg aufgelauert und wollten mich nach McCune zur Schlachtbank bringen. Aber ich … hatte unerwartete Hilfe.«
    »Verstehe. Können Sie ihm trauen?«, fragte Parsley.
    »Er hat mir zweimal das Leben gerettet. Denke schon. Und, konnten Sie etwas herausfinden?«
    Ein Seufzen war am anderen Ende der Leitung zu hören. »Es war nicht einfach. Offenbar handelt es sich bei der Invasion von McCune um eine Schwarze Operation, die von keiner Stelle genehmigt wurde. Wer immer dahintersteckt, hat Truppenteile aufgewendet, die über das wahre Einsatzziel nicht informiert sind.«
    »Und wie befiehlt man US-Soldaten, ihre Mitbürger zu erschießen?«, fragte Spears und rieb sich das Kinn. Das war es, was ihm noch immer nicht in den Sinn wollte.
    »Keine Ahnung«, sagte Parsley. »Aber das werden wir herausfinden. Spears, ich muss wissen, ob ich auf Sie zählen kann.«
    »Auf mich?« Zwischen Spears’ Brauen entstand eine steile Falte.
    »Nun, die Sache ist die, ich kann Ihnen offiziell keine Truppen zur Unterstützung schicken. Wer immer das Ding dort in McCune durchzieht, hat dafür gesorgt, dass er freie Hand hat. Wenn ich eine Armee in Bewegung setze, wird irgendwer Wind davon bekommen und dafür sorgen, dass sie gestoppt wird, lange bevor sie McCune erreichen kann.«
    »Na toll, die Kavallerie bleibt im Stall?«
    »Beruhigen Sie sich.«
    Das war einfacher gesagt als getan, wenn man ständig an die Bilder von ermordeten Zivilisten dachte und um seine Frau bangte.
    »Ich schicke Ihnen Hilfe, Spears«, sagte Parsley. »Aber erwarten Sie nicht zu viel. Ich habe zwei Ex-Marines, die sich zu diesem Zeitpunkt auf dem Weg zu Ihnen befinden. Sie waren in der Navy, wenn ich das richtig sehe. Unterstützen Sie meine Jungs und befolgen sie deren Befehle. In Ordnung?«
    Welche andere Wahl blieb ihm schon? Wenn er auch bezweifelte, dass zwei Marines irgendetwas gegen die Army ausrichten konnten.
    »Also schön, ich warte auf Ihre Jungs. Ich hoffe, die bringen ein paar Geschütze mit.«
    »Werden sie, keine Sorge. Und jetzt geben Sie mir bitte Ihren Retter.«
    Spears schürzte die Lippen, dann pfiff er kurz, um Quids Aufmerksamkeit zu erregen, und warf ihm das Iridium-Telefon hinüber. Der Alte fing es geschickt auf und hielt es sich ans Ohr. Er schien aufmerksam zuzuhören. Dann grunzte er.
    »Leck mich am Arsch, Bursche.« Er unterbrach die Verbindung, schob die Antenne zurück und verstaute das Telefon in seinen Satteltaschen.
    Als Spears ihn darauf ansprach, worüber Parsley mit ihm gesprochen hatte, hüllte sich Quid nur in Schweigen und widmete sich ganz dem restlichen Whiskey und seinem Kautabak.
        
     

Deutschland
21:03 Uhr
     
    Der Raum war so dunkel wie ein Kino während einer Vorstellung. Das einzige Licht, das