Geheimcode Misty Hazard (German Edition)
Ewan Henderson besitzt noch immer ein Büro im Pentagon. Er arbeitet für das ONI , das Office of Naval Intelligence der Vereinigten Staaten.«
»Das heißt nicht, dass er nicht für die Generäle tätig sein kann«, sagte Eileen. »Sie sollten schon etwas Handfesteres haben, Herzchen.«
Inga lächelte. Ihr Blick pendelte kurz zwischen Eileen und Mrs Stylez hin und her, blieb dann an Eileen hängen.
»Wie wäre es damit: Henderson beschäftigt einen Hazarder. Sie kennen ihn von der Liste.«
Eileen lehnte sich wieder in die Polster. Das war in der Tat etwas Handfestes. Die Generäle würden keinen ihrer wertvollen Hazarder in den Händen irgendeines Admirals lassen, sondern sich selbst um ihre Geheimwaffen kümmern. Das konnte zumindest ein Beweis sein, dass Henderson nicht für die Generäle arbeitete.
»Wer ist es?«, fragte Eileen.
»Ensign Declan Parsley von den Navy SEAL s«, antwortete Inga und hob eine Hand, als Mrs Stylez einen Einwand vorbringen wollte. »Ich gehe nicht davon aus, dass dies bekannt ist. Weder bei den Generälen noch bei G-Dawn.«
»Und wie sind Sie dann an diese Informationen gekommen?«, fragte Mrs Stylez.
Inga verzog die Lippen. Sie schien kurz zu überlegen und atmete dann tief durch. »Also gut, ich spiele mit offenen Karten. Eine andere Möglichkeit, Sie zu überzeugen, sehe ich ohnehin nicht.« Sie machte eine Pause. Noch einen tiefen Atemzug.
»Ich bin Doppelagentin.«
Eileen wechselte einen raschen Blick mit Gwen. Hatte sie gehört, was sie gehört hatte, oder es sich nur eingebildet, weil sie es hören wollte.
Quatsch, deine Fantasie geht mir dir durch.
Doch dann hörte sie das Echo von Mrs Stylez. »Doppelagentin.«
Inga nickte. »Ich arbeite für Henderson.«
»Also das ONI «, sagte Mrs Stylez.
»Nein, für Henderson.« Inga schmunzelte. »In der Branche ist nichts, wie es scheint.«
»Sein Posten beim ONI ist Tarnung?«, hakte Eileen nach.
»Tarnung. Sprungbrett. Was auch immer.« Inga schlug eines ihrer langen Beine über das andere. »Ich war Agentin beim schwedischen MUST [iii] , dem militärischen Nachrichten- und Sicherheitsdienst, und bin vor drei Jahren während einer gemeinsamen Operation mit dem ONI mit Henderson in Kontakt gekommen. Der Admiral war mit meinem Abschlussbericht, den ich für den Navy-Nachrichtendienst verfasste, mehr als zufrieden und warb mich an. Das ist nur die Kurzfassung, es hat ihn einiges an Überzeugungsarbeit gekostet, mich auf seine Seite zu ziehen. Gar nicht so einfach, wenn man selbst nicht in Erscheinung tritt.«
Eileen runzelte die Stirn und lenkte ein. »Ich dachte, Sie hätten seine Bekanntschaft gemacht.«
»Ja.« Inga nickte. »E-Mails. Telefonate. Videokonferenzen mit einer in Schatten verborgenen Person. Persönliche Treffen mit seiner Sekretärin und anderen Agenten, die auf seiner Liste standen. Gesehen habe ich den Admiral bisher nicht. Jedenfalls erfuhr ich eine Menge über den Verbund der Generäle, dessen Infiltration in die meisten Regierungen der Welt und von dessen Gegenspieler Gaia’s Dawn. Vorrangiges Ziel des Admirals war es zunächst, die Aktivitäten der beiden Organisationen zu überwachen. Er schickte einen Agenten zu den Generälen, einen anderen, mich, zu G-Dawn. Seitdem erstatte ich dem Admiral Bericht.«
Eileen wechselte einen Blick mit Mrs Stylez. Inga beobachtete die beiden und ahnte ihre Gedanken. Sie stand auf und verschränkte die Arme vor ihrer Brust. In ihrem engen, schwarzen Nanofaseranzug wirkte sie wie eine blonde Ausgabe der Comicfigur Black Widow. Interessanterweise ähnelten sich die Filmdarstellerin Scarlett Johansson und Inga sogar, wenn Erstere auch eher dänische Wurzeln hatte.
»Ich verstehe vollkommen, wenn Sie Zweifel haben. Ich könnte Ihnen genauso gut einen Bären aufbinden, nur um als G-Dawn-Agentin an Henderson heranzukommen.«
»Der Gedanke ist mir tatsächlich gekommen«, sagte Eileen.
Inga nickte leicht. »Ich bringe Sie zu Henderson. Sie können mit ihm reden und sich anhören, was er zu sagen hat. In diesem Moment planen die Generäle eine groß angelegte Operation in den Staaten. Wir haben ein Team vor Ort, das die Lage auskundschaftet. Es sieht nicht gut aus.« Inga sah Mrs Stylez an, die im ersten Moment überrascht wirkte, sich dann jedoch an etwas zu erinnern schien, das sie verdrängt hatte.
»Erinnerst du dich an das, was ich sagte, als du bei Dr. Meissner warst?«, fragte Gwen.
Eileen fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und dachte nach. Sie
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