Geheimcode Misty Hazard (German Edition)
erinnerte sich an Mrs Stylez’ Worte, weil sie sich vorgenommen hatte, sie später danach zu fragen. Doch bei ihrer überhasteten Flucht aus Stuttgart und den Ereignissen an Bord der 747 hatte sie ebenso wenig daran gedacht, Gwen darauf anzusprechen wie diese sie.
»Du hast von einer merkwürdigen Nachricht gesprochen, die ein Presseagent verlauten ließ. Und davon, dass sich irgendetwas zusammenbrauen würde, das mit uns zu tun haben könnte.«
Gwen nickte.
»Gut«, sagte Inga. »Ich werde jetzt starten. Sobald wir in der Luft sind, stelle ich eine Verbindung zu Parsley her, der Ihnen weitere Details nennen kann. Sind Sie dabei? Oder wollen Sie aussteigen?«
Eileen klopfte auf die Armlehne des Sessels. »Sie haben es nett hier. Ich denke, fünf Stunden lässt es sich bequem aushalten.«
Inga lächelte, ihre Augen funkelten, als wäre sie von Eileens Entscheidung angetan. »Danke.« Sie wandte sich um und ging ins Cockpit.
»Wir hätten auf den Malediven bleiben sollen«, sagte Mrs Stylez und begann, mit einer Locke ihrer blonden Haare zu spielen. »Caipi, dreiunddreißig Grad, Pool, endlose Strände, einsame Buchten …«
»Wenn ich dieses verflixte Zeug nicht genommen hätte, hätten mich keine zehn Jumbojets von dort wegbekommen.« Eileen blickte auf die Uhr. Die Wirkung von Shift-P sollte sich mittlerweile entfalten. Bisher konnte sie jedoch keine Veränderungen an sich feststellen. Andererseits war der Tag noch nicht um. Und wer konnte schon genau sagen, ob es exakt dreißig Tage waren, bis das Virenmedikament wirkte? Eileen hatte gehofft, vor dem Ablauf des Ultimatums etwas über Misty Hazard herauszufinden, doch dafür war es offenbar zu spät.
Vielleicht haben wir schon zu lange auf den Malediven herumgehangen , dachte sie und blickte aus dem Fenster.
Die Embraer ruckte an und rollte auf die Startbahn zu. Das Anschnallzeichen leuchtete über der Cockpittür auf. Eileen seufzte und schloss den Gurt. Nach ihrem überhasteten Aufbruch aus Atlanta vor einem Monat ging es zurück nach Hause in die Staaten.
Über dem Atlantik
12. Dezember. 09:17 Uhr
Das Summen der Triebwerke und das leichte Geschaukel ließen Eileen schläfrig werden. Noch bevor der Startvorgang beendet war und die Anschnallzeichen erloschen, war sie zweimal kurz eingenickt und jedes Mal wieder von Mrs Stylez mit einem Anstupsen gegen ihre Beine geweckt worden.
»Du gönnst mir auch nichts.« Eileen sah sich in der Kabine um und entdeckte einen anderen Sessel, der außerhalb von Gwens Beinreichweite lag. Bevor sie jedoch den Gedanken, den Platz zu wechseln, in die Tat umsetzen konnte, rauschte es in den Kabinenlautsprechern. Inga.
»Ich habe jetzt Parsley über eine gesicherte Satellitenverbindung an der Strippe. Klappen Sie bitte die Bildschirme aus den Seitenlehnen ihrer Sitze.«
An Schlaf war vorerst also nicht zu denken. Eileen beugte sich vor, zog den LCD -Bildschirm aus der Halterung und klappte ihn so herum, dass er über der Sitzlehne schwebte, von einem Feststellarm gehalten. Das dunkle Bild flimmerte kurz, dann erschien das Gesicht eines Mannes darauf. Über dem Bildschirm leuchtete eine LED auf, die verkündete, dass die Kamera aufzeichnete. Parsley konnte sie ebenso sehen wie sie ihn.
»Guten Morgen, Lieutenant Hannigan …« Der Mann wandte den Kopf und blickte wohl auf einen zweiten Schirm, auf dem er Gwens Gesicht sah. »… und Mrs Stylez. Es ist mir eine Freude, Sie beide kennenzulernen. Ich bin Ensign Declan Parsley, Ex-Navy- SEAL , nun dem Kommando von Admiral Henderson in den Free Allied Forces, kurz FAF , unterstellt.«
Free Allied Forces? , dachte Eileen. Henderson fackelte wohl nicht lange, wenn er schon anfing, seiner Truppe einen Namen zu geben. Wenn sie Inga richtig verstanden hatte, bestanden diese Forces derzeit jedoch aus kaum mehr als einer Handvoll Exagenten und Exmilitärs. Vielleicht dachte Henderson zu optimistisch und kannte das wahre Potenzial der Generäle oder G-Dawns doch nicht so gut, wie er glaubte.
Eileen sah Parsley an. Er mochte Ende zwanzig sein, war gut aussehend, trug das braune Haar stoppelkurz und hatte ein markantes Kinn. Er wäre sicherlich der Typ Mann, von dem sie sich zum Abendessen einladen lassen würde, wäre da nicht das wachsame Flackern in seinen Augen gewesen, das ihr zeigte, dass dieser Kerl eine Tötungsmaschine war. Er würde eiskalt Befehle ausführen, ohne darüber nachzudenken. Der klassische Loyalist. Der perfekte Soldat.
Eileen fragte sich, wie Henderson
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