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Geheime Macht

Geheime Macht

Titel: Geheime Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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Vielleicht sollte ich mich einfach für eine Minute hinlegen und die Augen schließen …
    »Andrea.«
    In Raphaels Augen glühte rubinrotes Feuer. Sein Gesicht – eine Mischung aus Mensch und Hyäne – war nicht besonders gut geeignet, Emotionen auszudrücken, aber seine Augen starrten mich mit eiskalter Entschlossenheit an.
    »Was ist?«, fragte ich.
    »Ich bringe dich nach Hause.«
    Mein Bewusstsein mühte sich mit seinen Worten ab, kaute prüfend auf ihrer Bedeutung. Mich nach Hause bringen? Mich nach Hause bringen … nach Hause. Mit ihm.
    Meine Erschöpfung verflüchtigte sich schlagartig. »Nein.«
    »Du kommst mit mir nach Hause. Wir nehmen ein Bad und essen und schlafen miteinander, und alles wird wieder gut sein.«
    Ich schaffte es, meinen Hintern vom Boden zu erheben. »Ich glaube kaum.«
    »Ich habe keine Lust mehr, alles auf deine Weise zu machen. Das würde bedeuten, dass wir monatelang nicht miteinander sprechen. Du kommst jetzt mit mir nach Hause.«
    »Du hast mir absichtlich wehgetan, aber jetzt ist alles wieder schön, weil du nicht mit Rebecca geschlafen hast und wir einfach nach Hause gehen können.«
    »Ja!«
    »So funktioniert es aber nicht. Ich gehe nicht mit dir nach Hause. Wir beide sind miteinander fertig.«
    »Du gehörst mir«, knurrte er.
    Was war los mit ihm? Vielleicht hatte der Kampf irgendeine Schraube in seinem Kopf gelockert.
    »Du wirst immer mir gehören.« Er stieg auf den Kadaver und kam auf mich zu. Ich blickte in seine Augen und sah darin nackten Bouda-Wahnsinn. Der Kampf hatte ihn aus dem Gleichgewicht zwischen rationalem Denken und wahnsinniger Raserei gebracht. Raphaels Notbremse versagte, und nun waren er und ich auf Kollisionskurs. »Du weißt es, und ich weiß es. Wir lieben uns.«
    »Wir tun uns nicht gut.«
    »Du wirst mich nicht noch einmal verlassen!«, knurrte er.
    Das Adrenalin, das mich immer noch durchströmte, sammelte sich erneut. Er forderte mich heraus! Ich stapfte auf ihn zu, hielt so nahe wie möglich mit meiner Schnauze vor seinem Gesicht inne und sagte langsam und mit sorgfältiger Betonung: »Ich verlasse dich! Du wirst nicht mehr mit mir spielen. Ich bin nicht dein Haustier, und du wirst mir nicht wehtun, weil du meinst, dass ich bestraft werden müsste.«
    Es war dumm, ihn zu reizen. Ich wusste es, aber ich konnte nicht anders. Der wahnsinnige Cocktail aus Biochemie und Magie, mit dem ich diesen Kampf bestritten hatte, feuerte mich an. Mir war klar, dass ich es nicht tun sollte, aber es war, als würde es zwei Versionen von mir geben, die vernünftige Andrea und der emotional aufgeputschte Tierabkömmling, und jetzt wurde die rationale Andrea von einer Flutwelle aus Hormonen fortgerissen, während der Tierabkömmling ihr von einer nahe gelegenen Klippe zum Abschied zuwinkte.
    Ich spuckte meine Worte aus. »Du hast mir das Herz gebrochen, und jetzt verlasse ich dich. Schau zu, wie ich fortgehe.«
    Er hatte mir wehgetan. Dafür würde er bezahlen.
    »Siehst du, wie ich fortgehe?« Ich drehte mich um und entfernte mich ein paar Schritte. »Schaust du mir zu?«
    Er stürzte sich auf mich. Wir gingen zu Boden, wälzten uns im Dreck, ein Knäuel aus Armen und Beinen. Mein Rücken schlug auf den Boden, und Raphael überwältigte mich in der klassischen Haltung des Schulhofschlägers, auf meinem Bauch hockend. Eine Position, aus der sich das Opfer nur schwer wieder befreien konnte. Wunderbar!
    »Jetzt gehst du nicht mehr fort«, sagte er.
    Ich zog die Knie an, stemmte die Füße gegen den Boden und bäumte mich unter ihm auf. Er kippte nach vorn und stützte sich mit der rechten Hand ab. Hab dich! Ich senkte die Hüften, packte seinen rechten Arm und drückte ihn fest an meine Brust. Ich legte meinen rechten Fuß über seinen, fixierte sein Bein und bewegte mich mit einem Ruck nach rechts. Raphael verlor das Gleichgewicht, ich rollte mich herum und landete auf ihm. Seine Hände packten meine Schultern.
    »Ich stehe jetzt auf und gehe fort. Du kannst mich nur mit Gewalt daran hindern. Deine Entscheidung.«
    Raphael öffnete die Arme. Er kapitulierte. Ich hatte gewusst, dass er es tun würde, also sprang ich auf die Beine und ging. Ein Teil von mir schrie: »Was tust du da, du Idiotin? Lauf schnell zurück!« Ich ging weiter und klammerte mich an der Erinnerung fest, wie Raphael mir gesagt hatte, dass er genau wusste, wie sehr es schmerzte. Diese Sache zwischen uns war viel zu kompliziert, und sie tat einfach zu sehr weh. In mir war nichts mehr übrig, und ich

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