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Geheime Melodie

Geheime Melodie

Titel: Geheime Melodie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John le Carré
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käuflich ist –, ›»Meine Herren, was ich will, ist hinlänglich bekannt. Frieden, Wohlstand und Einheit für ganz Kivu. Freie Wahlen, aber erst, wenn Stabilität hergestellt ist. Doch der Frieden, auch das ist hinlänglich bekannt, kommt nicht von allein, und die Freiheit auch nicht. Der Frieden hat Feinde, der Frieden muß mit dem Schwert erstritten werden. Damit der Frieden Wirklichkeit wird, müssen wir unsere Kräfte bündeln, unsere Minen und Städte zurückerobern, die Eindringlinge vertreiben und eine vorläufige Regierung von ganz Kivu ausrufen, die den Grundstein für einen echten, dauerhaften demokratischen Sozialstaat legt. Aber wie sollen wir das aus eigener Kraft erreichen, meine Herren? Wir sind gelähmt von innerem Zwist. Unsere Nachbarn sind stärker als wir, und gerissener.‹«
    Drohend stiert er zu Franco und Dieudonn é hin, wie um dieses ungleiche Paar durch seine Blicke zum Schulterschluß zu zwingen, während er seine Geschäftsverhandlungen mit den namenlosen Herren fortsetzt.
    »›Damit unser Vorhaben gelingen kann, brauchen wir Ihre Logistik, meine Herren. Wir brauchen Ihre Ausrüstung und Ihr Know-how. Ohne diese Dinge wird der Frieden für mein geliebtes Kivu für immer ein Wunschtraum bleiben.‹ So habe ich zu den Namenlosen gesprochen. Genau dies waren meine Worte. Und die Namenlosen, sie haben mir aufmerksam zugehört, wie es sich geziemt. Und schließlich antwortete einer für alle, und ich darf euch bis zum heutigen Tag seinen Namen nicht nennen, aber ich versichere euch, er sitzt nicht in diesem Raum, obwohl er ein bew ährter Freund unserer Nation ist. Und dies sind seine Worte: ›Was Sie vorschlagen, ist schön und gut, Mwangaza. Wir mögen Geschäftsleute sein, aber wir haben auch eine Seele. Das Risiko ist groß, die Kosten hoch. Wenn wir Ihr Vorhaben unterstützen, wer garantiert uns, daß wir nicht mit leeren Taschen und blutigen Nasen nach Hause kehren?‹ Und wir auf unserer Seite erwidern: ›Wer unseren großen Kampf mit uns kämpft, der wird auch am Siegespreis teilhaben.‹«
    Seine Stimme wird noch leiser, aber er kann es sich leisten. Auch meine Stimme senkt sich. Ich k önnte in die vorgehaltene Hand flüstern, und sie würden mich dennoch hören.
    »Der Teufel, so lautet der Spruch, hat viele Namen, meine Freunde, und mittlerweile kennen wir Kongolesen die meisten davon. Aber dieses Syndikat hat gar keinen. Es heißt nicht das Belgische Weltreich oder das Spanische Weltreich oder das Portugiesische Weltreich oder das Britische Weltreich oder das Französische Weltreich oder das Niederländische Weltreich oder das Amerikanische Weltreich oder auch das Chinesische Weltreich. Dieses Syndikat heißt Nichts mit Namen. Es ist ein Niemands-Syndikat. Niemands Name, das bedeutet auch niemands Flagge. Das Niemands-Syndikat wird uns zu Wohlstand und Einigkeit verhelfen, aber weder wir noch unser Volk werden ihm gehören. Mit dem Niemands-Syndikat wird Kivu zum erstenmal sich selbst gehören. Und wenn dieser Tag gekommen ist, gehen wir zu den Profitgeiern in Kinshasa und sagen zu ihnen: ›Guten Morgen, liebe Profitgeier. Wie geht es euch heute? Verkatert wie immer, vermutlich?‹«
    Kein Lachen, kein L ächeln. Er hat uns am Wickel.
    ›»Tja, ihr guten Profitgeier, wir haben eine frohe Botschaft für euch. Kivu hat sich von allen ausländischen Eindringlingen und Ausbeutern befreit. Die braven Bürger von Bukavu und Goma haben sich gegen ihre Unterdrücker erhoben und uns mit offenen Armen empfangen. Die Stellvertreterarmeen aus Ruanda sind geflohen, und die génocidaires mit ihnen. Kivu hat seine Minen wieder in Besitz genommen und sie zum Allgemeingut erklärt, wie es sein soll. Die Produktion und Verteilung von Gütern liegt in einer Hand, und das ist die Hand des Volkes. Wir exportieren nicht mehr alles nach Osten. Wir haben andere Handelswege aufgetan. Aber wir sind außerdem Patrioten, und wir glauben an die Einheit der Demokratischen Republik Kongo im gesetzmäßigen Rahmen unserer Verfassung. Hier habt ihr unsere Bedingungen, liebe Profitgeier – eins, zwei, drei, nehmt an oder laßt es bleiben! Denn wir kommen nicht zu euch, ihr Profitgeier. Ihr kommt zu uns!‹«
    Er setzt sich und schlie ßt die Augen. Père André hat es genauso gemacht. Seine Worte hallten länger nach auf diese Weise. Nachdem auch ich zum Ende gekommen bin, gestatte ich mir einen diskreten Blick um den Tisch, um die Reaktionen unserer Delegierten auszuloten. Große Reden können

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