Geheimnis am Holunderweg
eine Menge Leute bei ihm gewesen. Jeder von ihnen konnte der Dieb sein.”
„Ja, das ist wahr”, sagte Dicki. „Aber die Enkelin von Herrn Schauer hat ja fast die ganze Zeit über dort gearbeitet. Sie kann wahrscheinlich die meisten entlasten.”
„Marian ist meine Kusine, aber wir verstehen uns nicht. Deshalb ging ich damals auch gleich wieder fort. Denkt nur, sie verlangte von mir, ich sollte die Fenstervorhänge anbringen, die sie gewaschen hatte.”
„Jedenfalls kann sie Ihre Unschuld bezeugen”, sagte Dicki. „Komisch, sie kann fast alle entlasten, die damals im Haus waren, außer dem Doktor, und den wird sowieso keiner verdächtigen.”
„Ach, ihr habt wohl eine Liste von verdächtigen Personen aufgestellt. Stehe ich auch darauf?”
„Ja. Aber wenn Marian Sie entlastet, können wir Sie streichen.” Wilfried war inzwischen ans Ufer gerudert, und Dicki gab ihm die Liste.
„Donnerwetter!” rief der junge Mann, während er sie überflog. „Sechs verdächtige Personen, und die meisten sind schon gestrichen, nur Marian und ich nicht.”
„Wenn Marian für Sie aussagt, werden Sie auch gestrichen. Vielleicht hat Herr Grimm schon mit ihr gesprochen.”
„Das glaube ich kaum. Sie ist heute nicht da. Sieh mal an, nur Marian und ich sind noch verdächtig.”
„Ja, Marian und Sie”, wiederholte Dicki, während er Wilfried beobachtete. „Wußten Sie eigentlich, wo Ihr Großonkel sein Geld versteckt hatte?”
„Nein, er wollte es mir durchaus nicht sagen. Hätte ich es gewußt, dann hätte ich es längst auf die Bank gebracht. Jetzt ist es fort.”
„Sie wissen, wer es gestohlen hat?”
Wilfried zögerte mit der Antwort. „Bestimmt weiß ich es nicht. Ich will lieber nichts mehr sagen. Ihr könntet es weitererzählen.”
„Ja, das könnten wir”, sagte Flipp, dem Wilfried gar nicht gefiel. Der junge Mann verdächtigte offenbar seine Kusine Marian, aber am liebsten hätte er das Geld wohl selber genommen.
Dicki sah auf seine Uhr. „Wir müssen jetzt gehen. Ich bin neugierig, ob Marian Sie entlasten wird.”
Die Kinder verabschiedeten sich und radelten schweigend zu einer kleinen Erfrischungsstube, die sie von früheren Ausflügen her kannten.
Sie waren die einzigen Gäste. Sobald sie sich an einen Tisch gesetzt hatten, begangen sie sich leise zu unterhalten.
„Wilfried kann das Geld nicht gestohlen haben”, sagte Dicki. „Da Marian sich nicht mit ihm versteht, hätte sie ihn bestimmt angezeigt.”
„Wer ist dann aber der Dieb?” fragte Flipp.
„Der Verdacht bleibt auf Marian sitzen. Wir wollen nachher zu ihr gehen. Ich verstehe bloß nicht, warum jemand in der Nacht nach dem Diebstahl alle Möbel aus dem Haus geholt hat. Soviel ich auch schon darüber nachgegrübelt habe, dieses Stück des Puzzlespiels paßt einfach nicht ins Bild.”
„Und die Möbel waren doch ganz wertlos”, sagte Gina.
„Ob der Dieb glaubte, das Geld stecke noch darin? Das Geheimnis ist sehr rätselhaft, finde ich.”
Nachdem die Kinder Tee getrunken hatten, suchten sie das Haus, in dem Marian wohnte. Dort befand sich eine kleine Pension für alte Damen. Auf Dickis Klingeln öffnete ein Mädchen die Tür.
„Wir möchten gern Fräulein Marian König sprechen”, sagte Dicki.
„Ich glaube, sie ist nicht da”, antwortete das Mädchen.
„Kommt bitte ins Wohnzimmer. Ich will einmal nachsehen.”
Im Wohnzimmer saß eine alte Dame und las. Sie nickte den Kindern freundlich zu. „Wollt ihr einen Besuch machen?”
„Ja, wir wollen Marian König besuchen”, antwortete Dicki.
„Ach, Marian! Sie ist ein liebes Mädchen und hilft allen Menschen – ihrer Mutter, ihrem Großvater und auch alten lästigen Frauen wie mir.”
„Wir wissen, daß sie sich seit langem um ihren Großvater kümmert”, sagte Dicki, der das Gespräch über Marian gern fortsetzen wollte.
„Ja, sie ist rührend um ihn besorgt, wäscht und bügelt für ihn und bringt ihm Leckerbissen. Neulich erzählte sie mir, daß sie seine Fenstervorhänge abnehmen und waschen wolle. Das ist keine leichte Arbeit und besonders nett von ihr, weil der halbblinde Mann die Vorhänge ja gar nicht sehen kann.”
„Sie hat sie wirklich gewaschen und gebügelt”, sagte Gina. „Gewiß liebt sie ihren Großvater sehr.”
„Ja, das stimmt. Er tut ihr immer so leid, weil er kaum noch etwas sehen und hören kann und so viel allein ist. Und nun hat man ihm auch noch sein Geld gestohlen. Darüber wird sie sich wahrscheinlich sehr aufregen.”
Dicki
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