Geheimnis der Leidenschaft
unten und die Kraft übertrug sich auf den Bohrer.
Der Bohrkopf drehte sich schnell und gab ein eigenartiges, hohes Geräusch von sich. Dann berührte der Bohrkopf den Boden und bohrte sich mit einem knirschenden Geräusch in ihn hinein. Die Erde war locker, und es dauerte nicht lange, bis der Bohrkopf verschwand und das Gestänge hinter sich herzog.
Rio blickte auf, lächelte und warf dann einen schnellen Blick auf die Anzeigetafel. Er brauchte eigentlich nicht wirklich auf die Messinstrumente und Lichter zu blicken, um zu wissen, dass alles gut arbeitete, denn er orientierte sich an dem Klang des Motors, der Vibration des Bohrers und seinem Gefühl für die Ausrüstung.
Er wusste, dass das erste Drittel der Bohrung am schnellsten und am leichtesten gehen würde und dass es die einfachste Arbeit war, ehe sie auf Wasser trafen. Außer durch einen Felsbrocken ab und zu würde die Bohrspitze sich durch keine schwierigen Schichten bohren müssen, bis sie auf harten Fels traf.
Draußen in der Ebene konnte diese Felsschicht Hunderte von Metern tief liegen, begraben unter dem Schutt der Gebirge von Millionen von Jahren. Aber hier in dem Canyon hatten die regelmäßig wiederkehrenden Fluten viel von der losen Erdschicht fortgeschwemmt.
Der Brunnen selbst würde außerhalb der Reichweite dieser jahreszeitlich bedingten Fluten liegen. Rio hatte in einem flachen Becken über dem Boden des Canyons mit der Bohrung begonnen. Zwanzig zusätzliche Meter einer Bohrung waren ein kleiner Preis für einen Brunnen, der auch die Regenfälle im Winter überdauern würde.
Nach etwa zwei Stunden sagte sich Hope, dass sie dumm war, hier herumzustehen und zuzusehen, wie das Bohrgestänge verschwand. Sie sollte zurück zur Ranch fahren, sich auf Aces setzen und nach den Freilandrindern sehen, die auf das natürliche Wasser angewiesen waren und nicht auf einen Brunnen.
Außerdem musste sie sich auch um Sweet Dreams kümmern, ein weiteres Kalb von Sweetheart. Hope glaubte, gesehen zu haben, dass die Färse ein wenig unsicher ging, doch war es zu dunkel gewesen, um sicher zu sein. Nachdem sie sich Sweet Dreams angesehen hatte, musste sie das Loch verschließen, das ein Kojote gegraben hatte, um in den Hühnerstall zu kommen. Und dann mussten Rechnungen bezahlt werden, und gegen den letzten Bescheid der Steuerbehörde musste sie Einspruch einlegen.
Und die Bohrköpfe - die durfte sie auch nicht vergessen. Einige der alten Köpfe hatte sie weggeschickt, damit sie geschliffen wurden, und sie mussten in der Stadt abgeholt werden. Außerdem musste sie noch zwei Spezialköpfe für besonders harten Fels bestellen. Die Kosten dafür hatten sie erschreckt, aber sie hatte nicht protestiert. Wenn Rio einen Bohrkopf aus Titanlegierung und mit Diamantenzähnen brauchte, um Wasser zu finden, dann würde er den auch bekommen.
Unsicherheit überkam sie bei der Erinnerung an Rios Gesichtsausdruck, als er sie um diese besonderen Bohrköpfe gebeten hatte. Er hatte gesagt, dass er die Arbeit vielleicht auch mit den anderen Bohrköpfen schaffen würde, die sie hatten, aber es würde viel zu lange dauern. Obwohl er sonst nichts mehr gesagt hatte, fragte sie sich, ob er vielleicht bereits jetzt ruhelos wurde, wenn der Wind seinen Namen rief.
Der Gedanke war schmerzlich, auch wenn sie zugeben musste, dass sie sowieso nicht mehr viel Zeit miteinander haben würden. Nicht, wenn es um den Brunnen ging. Es stellte sich heraus, dass die Bohrung viel teurer sein würde, als sie angenommen hatte. Ihre Kalkulation hatte darauf beruht, was es gekostet hatte, den Brunnen zu bohren, der ihren Namen trug, und dann hatte sie diesen Betrag verdoppelt und noch einmal zehn Prozent draufgeschlagen.
Doch das war nicht genug gewesen. Vieles hatte sich verändert, seit der Brunnen damals vor einem Vierteljahrhundert gebohrt worden war. Inflation und neue Technologien hatten die Kosten für eine Bohrung in die Höhe schnellen lassen.
Allein die Teile, die Rios Ausrüstung vervollständigten, hatten mehr gekostet, als sie für eine vollständige Ausstattung aus zweiter Hand veranschlagt hatte. Die zahllosen Säcke mit »Schlamm«, um das Bohrloch zu schmieren, kosteten beinahe genauso viel wie das gleiche Gewicht an Korn. Und was das Gestänge betraf - wenn man den Preis hörte, konnte man glauben, dass es aus einer mit Edelsteinen besetzten Legierung bestand und nicht aus gutem altem Stahl.
Obwohl Hope zu Rio nichts von alldem sagte, würde sie doch einen großen Betrag von dem
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