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Geheimnis des Verlangens

Geheimnis des Verlangens

Titel: Geheimnis des Verlangens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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»Weshalb interessieren Sie sich eigentlich für das Baby? Um der Vater zu sein, sind Sie doch alle wohl'n bißchen jung, hm?« Als er keine Antwort bekam, steigerte sich seine Nervosität noch.
    Und dann war es ausgerechnet der Blonde, der ihm eine scharfe Erwiderung entgegenschleuderte; diesen Mann hatte er bisher kaum wahrgenommen, denn seine beträchtliche Schönheit ließ ihn irgendwie weniger gefährlich erscheinen als die anderen. »Es wurde nur ein Grab gefunden, das der Frau. Und selbst das bestand nur aus einem einfachen Steinhaufen, von dem man sicher sein konnte, dass er mit der Zeit verfallen würde.«
    Diese Worte wurden mit so viel Verachtung hervorgestoßen, dass Dobbs in Harnisch geriet. Diese Männer taten wahrhaftig so, als hätte er damals etwas Ungehöriges getan.
    »Was hätte ich denn machen sollen? Sie in den Fluß schmeißen? Wenn man keine Schaufel nich hat, macht man das hier so.«
    »Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass wir nur ein Grab gefunden haben«, bemerkte der mit den blauen Augen.
    »Das Baby is nich am selben Tag gestorben. Wir waren da schon wieder weitergezogen.«
    Dann wurde er plötzlich aus allen Richtungen mit Fragen bombardiert, und er hatte kaum genug Zeit, auch nur eine einzige zu beantworten, bevor schon die nächste auf ihn abgefeuert wurde.
    »Wie viele Tage später?«
    »Ein paar.«
    »Wie viele genau?«
    »Zwei, verdammt noch mal.«
    »Zu welcher Tageszeit?«
    »Wie, zur Hölle, soll ich mich daran erinnern?«
    »Um welche Zeit starb er, Mr. Dobbs?«
    »Er? Was für ein Er? Sie's doch 'n Mädchen.«
    »Sie ist? Oder war?«
    »War! War! Was, zum Teufel, soll das Ganze? Is' doch Jacke wie Hose, was es war oder um welche Zeit es starb. Es is' tot — mehr brauchen Sie nich zu wissen.«
    »Ich fürchte, da irren Sie sich, Mr. Dobbs. Wir wollen einen Beweis.«
    »Einen Beweis, den Sie uns beschaffen werden, Mr. Dobbs, da Sie ja behaupten, das Kind begraben zu haben.«
    »Mit anderen Worten, Mr. Dobbs, Sie werden uns zu ihrem Grab führen müssen.«
    Dobbs starrte die drei Männer, die gerade gesprochen hatten an, als seien sie übergeschnappt. Aber sie meinten es ernst. Todernst. Der Dunkle mit den unheiligen Augen hatte während des ganzen Verhörs kein einziges Wort gesagt, und er sagte auch jetzt nichts. Er beobachtete nur und hörte zu und beunruhigte Dobbs mit seinem Schweigen weit mehr als die anderen mit ihren tausend Fragen.
    »Ich kann niemanden mehr nich führen«, stellte Dobbs fest und war zum erstenmal froh darüber, dass dies die Wahrheit war. »Ich hab' mein Zimmer seit sechs Monaten nich verlassen. Nicht seit...«
    »Die Art Ihrer Krankheit spielt für uns keine Rolle«, wurde ihm mit einem deutlichen Mangel an Mitleid eröffnet. »Wir werden Ihnen ein bequemes Transportmittel beschaffen und Sie für Ihre Zeit entlohnen.«
    »Das würde nix nützen«, beharrte Dobbs nervös. »Ich habe das Baby irgendwo in die Erde gelegt, da es ja nur ein winzigkleines Grab brauchte. Mit 'nem spitzen Stein hab' ich ein Loch gebuddelt, und das war's. Es war auch nix da, womit ich's markieren konnte. Kein Gedenkstein oder so. Und jetzt sind zwanzig Jahre ins Land gegangen, und selbst wenn ich mich an dem anderen Grab da orientieren würde, um die Entfernung zu schätzen, würde ich nie ...«
    »Sie brauchen sich nicht weiter zu bemühen«, fiel ihm der Dunkle ins Wort. »Vielen Dank.«
    Wie auf Kommando drehten sich die vier um und verließen das Zimmer. Dobbs sank ermattet in seine Kissen zurück und wischte sich die Stirn ab. Er hatte nicht die leiseste Ahnung, was das alles zu bedeuten hatte, aber er hoffte inständig, dass ihm etwas Ähnliches nie mehr im Leben widerfahren würde.
    An der Treppe angekommen, stellte Stefan fest, was ohnehin auf der Hand lag. »Er hat gelogen.«
    »Ja«, pflichtete ihm Lazar bei. »Aber warum?«
    »Dafür kann es nur einen einzigen Grund geben«, sagte Serge.
    Ihre Gedanken wanderten in dieselbe Richtung und kamen zu derselben widerwärtigen Schlußfolgerung. Es war Vasili , der damit herausplatzte: »Untersteht euch, das auch nur zu denken! Sie ist eine Kneipenhure, um Himmels willen! Und häßlich ...«
    »Aber ihre Augen hätten die richtige Farbe«, hob Lazar hervor. Das Lachen war auch ihm mittlerweile gründlich vergangen.
    »Wahrscheinlich gibt es allein in dieser Stadt mehr als hundert Frauen mit grünen Augen«, entgegnete ihm Vasili stur. »Und außerdem kann dieses schauderhafte Frauenzimmer unmöglich erst zwanzig

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