Geheimnis einer Wuestennacht
Sternenhimmel betrachtet hatte. Kein idealer Ort, angesichts der Ãllampen und des Lagerfeuers im Camp, aber sie wollte sich nicht allzu weit von ihrem Patienten entfernen ⦠was sich nachträglich auch als richtig herausstellte! Eine flüchtige Kontrolle des optischen Instrumentes, dann nickte Annalisa zufrieden.
âVerstehen Sie etwas von Teleskopen?â
Tahir zuckte nur die Schultern. âWer weià â¦?â, murmelte er sarkastisch.
âVerzeihungâ, bat Annalisa sofort. Wie konnte sie nur so unsensibel sein? âIch bin mir sicher, Sie werden sich bald wieder an alles erinnern.â
âBestimmt. Setzen Sie sich zu mir?â
Wortlos kam sie näher und lieà sich, etwa eine Armeslänge entfernt, neben ihm auf den Boden sinken.
âIch erinnere mich inzwischen schon an viel mehr.â
âWirklich?â, fragte sie aufgeregt und hätte fast wie ein kleines Kind in die Hände geklatscht. âWoran?â
âAn Kleinigkeiten ⦠vage Bilder.â Er runzelte die Stirn. âEine Party, viele Menschen ⦠Gesichter, die ich nicht identifizieren kann. Und an einen Sandsturm, wütend genug, alle Lichter auszulöschen.â
âDen gab es tatsächlich. Kurz bevor ich zu meinem Trip aufbrach.â
âIch erinnere mich noch an die endlose Weite der Wüste â¦â Erneut runzelte er die Stirn. â Was habe ich überhaupt mitten in der Wüste verloren? Und wie kommen wir von hier weg?â
âBald wird eine Kamelkarawane vorbeiziehen, der wir uns anschlieÃen können.â
âWann wird das sein?â
âOh, ich denke, bereits in wenigen Tagenâ, versprach Annalisa und betete innerlich, der Treck würde schon früher kommen und die Beduinen Tahir so schnell wie möglich ins Krankenhaus transportieren.
âIn wenigen Tagen?â, echote er. âUnd bis dahin sind Sie und ich ganz allein im Camp â¦?â
Mit flatternden Lidern begegnete Annalisa seinem intensiven Blick und nickte zögernd. âNur wir beideâ, bestätigte sie mit schwankender Stimme.
Und zum ersten Mal, seit sie in der Wüste weilte, beschlich Annalisa das Gefühl von drohender Gefahr â¦
4. KAPITEL
Sie hätte sich keine Sorgen zu machen brauchen. Selbst nachdem Tahir wieder auf den Beinen war, machte er keine Anstalten, sich ihr zu nähern. Wenn überhaupt, schien er ihre Gesellschaft eher zu meiden.
Eine Erkenntnis, die sie seltsam berührte und sogar ein wenig enttäuschte. Ab und zu fing sie seinen Blick ein â eisblaues Feuer unter gesenkten Lidern. Jedes Mal stockte ihr der Atem, und ihr Puls begann zu rasen. Doch die Momente waren so flüchtig, dass sie geneigt war, sie für einen Auswuchs ihrer lebhaften Fantasie zu halten. Die einzige Gefahr lag offensichtlich in ihren eigenen Gedanken und Sehnsüchten.
Doch ihm aus dem Weg zu gehen, kam nicht infrage. Dafür war sein Zustand noch zu labil. Auch wenn er täglich kräftiger zu werden schien, schlief Tahir ziemlich viel, und seine Temperatur drohte immer wieder anzusteigen.
Fast wünschte Annalisa, auf ihren Vater gehört zu haben, der versucht hatte, sie zu einem Medizinstudium zu überreden. Doch sie hatte sich bewusst dagegen entschieden, denn so sehr es ihr gefiel, als seine Assistentin zu fungieren, eine Zukunft als approbierte Ãrztin hatte sie sich nie vorstellen können.
âSeit wann beschäftigen Sie sich mit Astronomie?â, fragte Tahir mitten in ihre Gedanken hinein. Annalisa, die gerade eine Mahlzeit am Lagerfeuer zubereitete, zuckte heftig zusammen. Tahir saà auf dem gewohnten Platz unter der Palme und blätterte in einem ihrer Astronomiebücher.
Seine Frage war absolut harmlos. Allerdings irritierte es sie, dass er sich zum ersten Mal für sie persönlich interessierte. Bisher hatte Tahir nur alles Mögliche über die Wüste und Qusay wissen wollen. Sie hatte ihre lebhaften Gespräche und seine wache Intelligenz sehr genossen, war es aber nicht gewohnt, über sich selbst zu sprechen.
âMein Vater war Amateur-Astronom, und ich bin damit aufgewachsen, die Sterne zu beobachten.â
Tahir neigte den Kopf zur Seite und betrachtete sie gedankenvoll. âDann sind Sie normalerweise zusammen mit Ihrem Vater in der Wüste?â
âHmm â¦â
Sein zynisches Lächeln, ob ihrer ausweichenden Antwort, entging ihr.
âUnd warum konnte er diesmal
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