Geheimnis um ein blaues Boot
müssen.”
Der Weg führte in Kehren den hohen Berg hinauf. Als sie sich dem Turm näherten, schob sich eine große schwarze Wolke vor die Sonne und verdunkelte sie.
„Wie unheimlich!” sagte Betti schaudernd. „Es sieht aus, als drohte uns der Turm.”
„Ja, mit der schwarzen Wolke dahinter sieht er richtig gespensterhaft aus. Wir müssen uns beeilen, es wird gleich gießen. Komm, gib mir dein Rad. Hier kann man unmöglich fahren, der Weg ist zu steil.”
Als Dicki sich umblickte und sah, daß Ern Bettis Rad führte, lächelte er zufrieden. Ern war manchmal etwas ungehobelt, hatte aber auch sehr gute Seiten. „Soll ich dir dein Rad abnehmen?” fragte er Gina.
„Nein, danke, es geht schon”, antwortete Gina keuchend. „Hoffentlich sind wir oben, bevor es regnet. Der Turm sieht sehr düster aus, findest du nicht auch?”
„Ja, fast wie eine Festung. Die beiden Hunde sind noch weit zurück. Na, sie werden uns schon einholen.”
Oben auf dem Berg stellten die Kinder ihre Räder in einem Schuppen unter. Dann gingen sie zum Turmeingang.
„Hu, jetzt geht’s zum Spukgespenst!” sagte Rolf grinsend.
„Red doch keinen Unsinn!” erwiderte Dicki ärgerlich. „Kommt, ich werde die Eintrittskarten lösen.”
Gestörtes Picknick
„Wieviel kostet der Eintritt?” fragte Dicki den Pförtner.
„Pro Person einen Schilling”, antwortete der Mann mürrisch.
„Oh, das ist eine Menge! Brauchen Kinder nicht nur die Hälfte zu bezahlen?”
„Nein!” Der Mann musterte Dicki über seine Brille hinweg.
„Nehmen Sie für Hunde auch Eintrittsgeld?”
„Hunde dürfen überhaupt nicht herein”, antwortete der Mann. „Ihr habt ja auch keine bei euch.”
„Wir haben sie unterwegs verloren. Dürfen denn Katzen herein? Dort am Fenster sitzt ja eine.”
„Und wie ist es mit Pferden?” fiel Rolf ein. „Darf man Pferde mitbringen – oder Schafe?”
„Nein, auch keine Esel. Nimm dich also in acht, falls du herein willst.”
„Der ist nicht auf den Mund gefallen”, sagte Dicki, als die Kinder glücklich im Turm waren.
Gina ging an ein großes Fenster. „Was für eine herrliche Aussicht!” rief sie. „Von hier kann man meilenweit ins Land hineinschauen.”
„Dicki, sieh doch nur dies wunderbare Bild!” rief Betti von der anderen Seite. „Wie natürlich es gemalt ist! Man glaubt zu hören, wie sich die Wellen überschlagen.”
Die anderen Kinder gingen mit klappernden Schuhen über den Steinfußboden zu dem Bild hin, vor dem Betti stand. Es stellte eine stürmische See mit hohen Wellen und spritzendem Gischt dar.
„Ist es nicht phantastisch?” sagte Betti. „Ich fühle fast, wie mir der Gischt ins Gesicht spritzt. Kauf bitte einen Katalog, Dicki. Ich möchte gern etwas über das Bild wissen.”
Dicki ging zum Eingang zurück, nahm einen Katalog vom Tisch und legte einen Schilling hin. Der Pförtner sah nicht einmal auf. Was für ein mürrischer Kerl! dachte Dicki und ging zu den andern zurück, während er in dem Katalog blätterte.
„Das Bild heißt ,Stürmischer Tag’ und ist von einem berühmten Seemaler”, berichtete er Betti. „Es ist schon über hundert Jahre alt. Dabei sieht es so frisch aus, als wäre es erst gestern gemalt worden.”
Hinter den Kindern ertönten Schritte. Sie sahen sich um. Ein junger Mann stellte einen Schemel und eine Staffelei vor ein Bild an der gegenüberliegenden Wand. Er trug einen schwarzen Kittel. Eine dichte Haartolle fiel ihm in die Stirn. Neugierig gingen die Kinder zu ihm hinüber.
„Na, Kinder”, sagte er lächelnd, „wollt ihr euch die Seebilder anschauen? Nehmt euch nur vor dem Turmgespenst in acht. Es heult einmal in der Woche. Vielleicht hört ihr es heute.”
„Ach, es gibt doch gar keine Gespenster”, erwiderte Betti lachend.
Nun kamen noch drei junge Männer mit Staffeleien in den Saal und setzten sich vor verschiedene Bilder.
„Kopieren Sie die Bilder?” fragte Dicki den jungen Mann mit der Tolle, der sich inzwischen hingesetzt hatte und auf einer Palette Farben mischte.
„Ja, wir kommen von einer Malschule”, antwortete er. „Die Begabteren von uns dürfen hier zur Übung Bilder kopieren und die Kopien nachher verkaufen.”
Betti betrachtete das Bild auf seiner Staffelei. Es schien ihr nicht gut gelungen zu sein. „Diese Welle hat nicht die richtige Farbe”, sagte sie und zeigte auf das Original.
„Dann ändere sie für mich”, entgegnete der junge Mann und hielt ihr einen Pinsel hin.
„Ach nein, das kann ich
Weitere Kostenlose Bücher