Geheimnis um ein blaues Boot
wieder ein Bild kopierte?
Aber nein, dabei klatschte er doch nicht die Farbe auf die Leinwand, daß man es im Nebenzimmer hören konnte.
Nachdem Flint die Jungen gründlich gefesselt hatte, musterte er sie grinsend. „Träumt recht schön heute nacht!” sagte er. „Ratten und Mäuse werden euch Gesellschaft leisten. Davon gibt es hier eine Menge.”
„Warten Sie nur, wir werden Sie der Polizei anzeigen!” erwiderte Dicki. „Wenn wir uns wiedersehen, werden Sie ein anderes Gesicht machen.”
„Mich seht ihr nicht wieder. Ich gehe nach Amerika. Bald sind wir auf und davon, dann kann das Gespenst heulen, soviel es will. Wir hören es nicht mehr.”
Der Pförtner verließ den Saal, warf die Tür hinter sich zu und verschloß sie. Die beiden Jungen lagen gefesselt auf dem Boden.
Ern stöhnte. „Nur gut, daß die Männer nicht wissen …”
„Sei still!” zischte Dicki. „Vielleicht horchen sie an der Tür. Kannst du aufstehen?”
„Nein”, antwortete Ern, nachdem er es vergeblich versucht hatte. „Schade, daß die Hunde uns nicht losbinden können.”
Purzel und Bingo beobachteten verständnislos, wie die Jungen über den Boden rollten und dabei stöhnten, weil sich die Gardinenschnur immer fester zu ziehen schien. Sie leckten ihren Herren das Gesicht und winselten. Dicki kroch zu dem Sofa hin; mit großer Mühe gelang es ihm, sich daraufzusetzen. Dann stellte et sich auf seine gefesselten Füße und hüpfte zum Fenster.
Draußen im Hof stand ein blauer Lieferwagen. Der Pförtner Flint hatte ihn gerade vollgeladen. Er schlug die Hintertür zu, kletterte in den Fahrersitz und ließ den Motor an. Gleich danach tauchte ein Personenwagen auf, und die beiden Autos fuhren hintereinander fort. Dicki sah rasch nach den Nummern.
„EPS 333 und GVB 202”, murmelte er vor sich hin.
„Zu schade, daß ich die Nummern nicht aufschreiben kann! Ern, kannst du dir die Wagennummern EPS 333 und GVB 202 merken?”
„Ich glaube kaum”, antwortete Ern. „Im Augenblick kann ich nur an meine Handgelenke und Fußknöchel denken. Was sollen wir nur machen, Dicki? Die Fesseln können wir nie im Leben allein lösen.”
„Natürlich können wir das!” rief Dicki. „Ich wollte es nur nicht tun, solange die Männer da waren, weil ich fürchtete, sie könnten noch einmal zurückkommen.”
„Wie sollen wir denn unsere Hände frei machen? Die Gardinenschnur ist zu fest.”
Dicki hüpfte zu einer Wand, an der ein langes Messer hing und hob die hinter seinem Rücken zusammengebundenen Hände. Dann rieb er die Schnur vorsichtig an der Schneide des Messers hin und her, ohne zu sehr zu drücken, damit er sich nicht etwa in die Hände schnitt.
Ern sah ihm voller Bewunderung zu. Dicki fand doch immer einen Ausweg. Nachdem er eine Weile mit der Schnur an dem Messer entlanggefahren war, fühlte er, wie die Fessel sich löste. Er zog die Hände auseinander, und die Schnur fiel auf die Erde. Stöhnend bewegte er die Handgelenke. „Meine Finger sind ganz steif und gefühllos. Wenn ich sie wieder gebrauchen kann, binde ich dich los, Ern.”
Purzel lief auf seinen Herrn zu und leckte ihm winselnd die Hände. Es dauerte eine Weile, bis Dicki sie wieder bewegen konnte, und er brauchte schrecklich lange, um Erns Handfessel zu lösen. Er wagte es nicht, sie mit dem Messer zu durchschneiden; zu leicht hätte er Ern dabei verletzen können.
Endlich hatte auch Ern die Hände frei, und dann lösten die Jungen ihre Fußfesseln. Nun sah die Welt schon wieder heller aus.
„Wollen wir durch den unterirdischen Gang fliehen?” fragte Ern. „Vorläufig kann ich allerdings kaum gehen. In meinen Füßen sticht es wie von tausend Nadeln.”
„Die anderen Spürnasen werden uns Hilfe bringen”, erwiderte Dicki. „Ich möchte gern noch die oberen Räume des Turms untersuchen. Dort könnten wir interessante Dinge entdecken.”
„Der Pförtner hat uns ja eingeschlossen.”
„Ja, ich weiß, aber vielleicht können wir die Tür von innen aufschließen.” Dicki ging etwas unsicher zur Tür und musterte das Schloß. Dann bückte er sich und guckte durch die Türritze. Ern beobachtete ihn verwundert.
„Ich werde einen alten Trick anwenden, mit dem ich mich schon ein paarmal befreit habe”, sagte Dicki. Er nahm einen Katalog vom Tisch, riß die inneren Seiten heraus und schob den steifen Umschlag unten durch die Tür, so daß nur eine Ecke im Zimmer blieb. Dann drehte er mit seinem Taschenmesser den Schlüssel ein wenig hin und her und
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