Geheimnis um ein gestohlenes Bild
machen, wenn er plötzlich sich selber gegenüberstand?
Ern folgte ihm atemlos und gespannt, indem er sich möglichst im Schatten von Bäumen und Büschen hielt. Herr Grimm, der hinterdrein trottete, ärgerte sich, daß er sein Rad bei den Larkins stehengelassen hatte. Nun mußte er nachher wieder den ganzen Weg zurückgehen, um es zu holen.
Plötzlich hatte Dicki das Gefühl, daß ihm jemand folgte, und sah sich um. Verbarg sich dort hinter dem Busch nicht eine Gestalt? Ob es Herr Grimm war? Er wollte sich nicht gern von ihm erwischen lassen. Da er sich schon in der Nähe seines Hauses befand, begann er zu laufen. Schnell schlüpfte er durch die Hintertür ins Haus und rannte in sein Zimmer hinauf.
Purzel, der zu seinem Leidwesen hatte zu Hause bleiben müssen, begrüßte ihn mit freudigem Gebell. Er ließ sich durch keine Maskierung täuschen und erkannte seinen Herrn immer am Geruch, ob er nun wie ein Landstreicher, wie eine Zigeunerin oder wie ein Botenjunge aussah.
Als der Mann mit dem Turban zu laufen begann, kam Ern hinter dem Gebüsch hervor und lief ihm nach. Aber dann sah er den Fremden in Dickis Garten verschwinden und blieb überrascht stehen. Nach kurzer Zeit hatte Herr Grimm ihn eingeholt und griff nach seiner Schulter. „Wo ist der Mann geblieben?”
„Er ist in Dickis Garten gegangen. Vielleicht ist er ein Freund von Dicki. Geh lieber nicht hinter ihm her.”
„Warum nicht?” schnaubte Herr Grimm verächtlich. „Ich will doch mal sehen, wen Dietrich da zum Haus Halali geschickt hat, um dort herumzuspionieren.” Damit ging er auf die Haustür zu und klingelte energisch.
„Ist Dietrich Kronstein zu Hause?” fragte er das Mädchen, das ihm öffnete. Bevor das Mädchen etwas antworten konnte, kam Frau Kronstein aus dem Wohnzimmer.
„Was wünschen Sie, Herr Grimm? Haben Sie so laut geklingelt?”
„Ja, das war ich wohl”, antwortete Herr Grimm etwas kleinlaut. „Ich möchte den Ausländer sprechen, der bei Ihnen ist.”
„Hier ist doch kein Ausländer! Wie kommen Sie darauf?”
„Er ist aber soeben durch Ihre Gartenpforte gegangen – ein Mann mit einem Turban.”
„Mit einem Turban? Nachmittags habe ich einen Mann mit einem Turban durch den Garten gehen sehen. Ich werde mal Dietrich rufen. Vielleicht hat er ihn auch gesehen. Dietrich! Bist du zu Hause?”
„Ja, Mutter, was ist denn?” Dicki erschien in seinen gewöhnlichen Kleidern oben an der Treppe.
„Herr Grimm ist hier und fragt nach einem Ausländer. Er soll vor kurzem in unsern Vorgarten gegangen sein.”
„Ach! Wie sah er denn aus?”
„Er trug einen Turban”, antwortete Herr Grimm.
„Ich habe niemand mit einem Turban gesehen.”
„Aber ich habe heute nachmittag einen Mann mit einem Turban an der Küche vorbeigehen sehen”, sagte Frau Kronstein. „Wer kann das nur gewesen sein?”
„Vielleicht ein neuer Zeitungsjunge”, meinte Dicki, „oder ein Bekannter von der Köchin. Oder der Mann ist nur durch den Garten gegangen, um sich den Weg abzukürzen. Du weißt doch, daß die Leute das manchmal tun.”
„Jedenfalls ist er nicht hier, Herr Grimm”, sagte Frau Kronstein. „Das Haus wollen Sie doch wohl nicht durchsuchen.”
Der Polizist hätte das nur zu gern getan, wagte jedoch nichts weiter zu unternehmen und verabschiedete sich hastig. Dicki begleitete ihn bis zur Gartenpforte und sah ihm schmunzelnd nach.
Gerade wollte er wieder ins Haus zurückgehen, da hörte er hinter sich einen leisen Pfiff. Erstaunt drehte er sich um.
„Dicki!” rief Ern leise. „Ich habe Neuigkeiten für dich.”
„Ern! Was ist denn los?”
„Heute nachmittag war ein Fremder in dem Garten von Haus Halali”, erzählte Ern aufgeregt. „Ich habe ihn bis zu deinem Haus verfolgt. Er trug einen Turban.”
Dicki stöhnte. „Aber Ern, das war ich doch! Ich hatte mich als Inder verkleidet, um mich ein bißchen auf dem Grundstück umzusehen, und habe mit unserm Freund Larkin gesprochen. Woher wußte denn Wegda von dem Fremden?”
Niedergeschlagen erzählte Ern, wie alles gekommen war. Er hatte sich recht dumm angestellt und den Onkel zu Dickis Haus geführt. Wenn der Polizist nun Dicki in seiner Maskierung verhaftet hätte! Das wäre eine schöne Geschichte geworden.
„Nimm’s nicht so tragisch”, sagte Dicki lachend. „Jetzt wissen wir wenigstens zweierlei, erstens daß meine Maskierung ausgezeichnet war, und zweitens daß du rasch im Handeln bist.”
Sofort fühlte sich Ern getröstet. Er nahm sich vor, noch
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