Geheimnis um ein verborgenes Zimmer
nein, nur von Peterswalde”, antwortete Gina.
„Wir wohnen dort.”
„Ihr wohnt in Peterswalde?” Fräulein Krips bot auch Purzel einen Keks an, der ihn dankbar entgegennahm.
„Vor einem Jahr wäre ich beinahe dorthin gezogen. Kennt ihr vielleicht zufällig Haus Ruhland?”
„Ja, das kennen wir”, antworteten die Kinder im Chor.
Fräulein Krips schien überrascht zu sein, daß Haus Ruhland so bekannt war. „Ich kaufte das Haus im vorigen Jahr”, erzählte sie. „Mein Bruder wollte gern in diese Gegend ziehen. Er dachte, Haus Ruhland würde geeignet für uns beide sein.”
„Ach!” stieß Gina nach einem Rippenstoß von Dicki hervor. „Aber – warum wohnen Sie denn nicht dort? Ich meine – Sie scheinen doch hier zu wohnen.”
Das war nicht sehr geschickt, aber Fräulein Krips antwortete arglos: „Nachdem ich das Haus gekauft hatte, ereignete sich etwas Sonderbares.”
Die Kinder spitzten die Ohren. Purzel, der die Spannung spürte, spitzte sie ebenfalls. „Was ereignete sich denn?” fragte Betti.
„Ein Fremder suchte mich auf und bat mich, ihm das Haus zu verkaufen. Er sagte, es hätte früher seiner lieben alten Mutter gehört. Er wäre darin aufgewachsen, und er möchte gern mit seiner Frau und seinen Kindern dort wohnen. Da er mir viel mehr Geld bot, als ich für das Haus bezahlt hatte – es waren – wartet mal …”
„Dreitausend Pfund”, platzte Flipp heraus.
Sofort bekam er zwei heftige Rippenstöße, einen von Rolf und einen von Dicki. Fräulein Krips sah ihn erstaunt an. „Ja, ich habe wirklich dreitausend Pfund bezahlt. Aber woher weißt du das?”
Flipp wurde rot. Er wußte nicht, was er antworten sollte.
Dicki kam ihm zu Hilfe. „Mein Freund ist ein erstaunlich guter Rater”, erklärte er mit todernstem Gesicht. „Einfach fabelhaft ist er im Raten. Es muß eine angeborene Gabe sein.” Er sah die anderen Kinder zwingend an und fragte sie eindringlich: „Ist Flipp nicht ein ausgezeichneter Rater?”
„Ja, das ist er”, bestätigten sie im Chor.
Zum Glück gab Fräulein Krips sich mit dieser Erklärung zufrieden. „Ich weiß wirklich nicht, warum ich euch das alles erzähle”, fuhr sie fort. „Es kann euch doch gar nicht interessieren. Aber Haus Ruhland fiel mir ein, weil ihr von Peterswalde kommt. Jetzt bin ich natürlich froh, daß wir nicht dorthin gezogen sind, denn dieses Haus ist ja viel hübscher.”
„Das finde ich auch”, sagte Dicki. „Es ist ganz entzückend. Daß der Mann durchaus in Haus Ruhland wohnen wollte, nur weil er dort aufgewachsen war! Wie hieß er? Ich habe den Namen eben nicht verstanden.”
„Ich habe seinen Namen gar nicht genannt”, antwortete Fräulein Krips erstaunt. „Aber vielleicht kennt ihr den Mann oder wenigstens seine Kinder. Die Familie wird ja nun in Haus Ruhland wohnen.”
Die Spürnasen erzählten ihr nicht, daß Haus Ruhland unbewohnt war. Sie wollten nichts von dem Geheimnis verraten, das ihnen immer sonderbarer vorkam.
„Heißt er vielleicht Popp?” Dicki nannte den ersten besten Namen, der ihm in den Sinn kam, um Fräulein Krips zu veranlassen, den richtigen Namen zu nennen.
„Nein, nein, ganz anders”, antwortete Fräulein Krips.
„Wie war der Name doch gleich? Warte mal, ich muß einen Brief des Mannes besitzen. Ich bewahre nämlich alle Geschäftsbriefe zwei Jahre lang auf und vernichte sie dann. Ach, hier ist ja der Brief. Wo ist meine Brille?”
Offensichtlich konnte Fräulein Krips ohne Brille nichts lesen. Sie stand neben ihrem Schreibtisch, hielt den Brief in der Hand und sah sich suchend um.
Jetzt erwies Flipp sich als gute Spürnase. Er sah die Brille in einem Futteral neben sich auf dem Tisch liegen. Rasch schob er sie unauffällig auf seinen Sessel, stand auf und ging zu Fräulein Krips hin. „Ich werde den Namen für Sie lesen”, erbot er sich hilfsbereit.
„Aber meine Brille muß doch zu finden sein”, sagte Fräulein Krips.
Die Brille blieb jedoch verschwunden. Schließlich gab Fräulein Krips die Suche danach auf und reichte Flipp den Brief. Er guckte hinein und las laut „Heinrich Schmidt”.
Aber während er diesen nicht gerade ungewöhnlichen Namen aussprach, huschten seine Augen rasch über den Briefkopf, und er merkte sich die Adresse von Herrn Schmidt. Das war ein guter Einfall. Flipp ärgerte sich, daß er vorhin mit den dreitausend Pfund herausgeplatzt war, und wollte seinen Fehler wiedergutmachen.
Fräulein Krips nickte. „Ja, richtig, Heinrich Schmidt. Der Name
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