Geheimnis um ein verborgenes Zimmer
Liebling. „Was für Angst habe ich ausgestanden, als der große Hund sich auf dich stürzte!”
Dicki lachte. „Dein erbärmliches Schluchzen und Purzels Jaulen öffneten uns die Tür zu Fräulein Krips. Nur dadurch erfuhren wir, was wir wissen wollten, und noch mehr dazu.”
Sie trennten sich und fuhren nach Haus. Es dunkelte schon. Der Tag war kalt, und die Kinder freuten sich auf ein warmes Zimmer und auf Tee mit Butterbroten.
Gina und Rolf berieten, wie sie etwas über Heinrich Schmidt und seine Mutter erfahren könnten. Bald hatten sie allerlei Einfälle.
„Wir könnten ins Nachbarhaus gehen und fragen, ob Frau Schmidt früher dort gewohnt hat”, sagte Gina.
„Dann werden die Leute sagen: Nein, hier nicht. Sie wohnte vor vielen Jahren in Haus Ruhland.”
„Oder wir könnten den Schlächter fragen”, fiel Rolf ein. „Er beliefert das ganze Dorf mit Fleisch und kennt jeden Menschen. Der alte Mann hat sein Leben lang hier gewohnt. Sicherlich würde er sich an Frau Schmidt erinnern.”
„Wir könnten sogar Mutti fragen”, meinte Gina.
Rolf schüttelte den Kopf. „Lieber nicht. Sie würde sich wundern, warum wir das wissen wollen.”
„Aber wir könnten auf dem Postamt nachfragen. Dort sind alle Einwohner bekannt, weil der Postbote ja die Briefe austragen muß.”
„Hm. Das ist wahr. Weißt du was? Wir fragen einfach den Postboten. Er ist schon seit Ewigkeiten bei der Post angestellt und weiß bestimmt, wer früher in Haus Ruhland gewohnt hat.”
„Ja, das ist noch besser. Aber wie sollen wir es anfangen? Wir können ihn nicht einfach anhalten und fragen: ,Wohnte früher mal ein Heinrich Schmidt mit seiner Mutter in Haus Ruhland?’ Das würde ihm sonderbar vorkommen.”
„Du hast recht.” Rolf dachte angestrengt nach. „Ich muß mir noch überlegen, wie ich es anfange. Wir wollen morgen gegen elf an der Gartenpforte auf ihn warten. Dann kommt er gewöhnlich mit der zweiten Post hier vorbei.”
Am nächsten Vormittag um elf Uhr schaukelten sich die Geschwister auf der Gartenpforte und schauten nach dem alten Postboten Sims aus. Bald sahen sie ihn in der Ferne auftauchen und von Haus zu Haus gehen, um seine Post abzuliefern. Als er näher kam, rief Rolf ihn an.
„Hallo, Sims! Kein Brief für mich?”
Der Postbote schüttelte den Kopf. „Hast du denn heute Geburtstag?”
„Ach nein, ich fragte nur so. Was für eine Menge Briefe Sie da haben! Gehören die alle zur zweiten Post? Ist Ihre Tasche ganz leer, wenn Sie nachher zum Postamt zurückgehen?”
„Gewöhnlich ja. Es kommt natürlich vor, daß jemand einen Brief falsch adressiert. Wenn ich ihn nicht los werde, bringe ich ihn wieder zurück. Das ist aber nur selten der Fall. Ich kenne ja alle Menschen in Peterswalde und weiß, wo jeder wohnt.”
„Sie können sich unmöglich an alle Leute erinnern, die in Peterswalde gewohnt haben, seitdem Sie im Dienst sind”, behauptete Rolf.
„Natürlich kann ich das!” Herr Sims lehnte sich gegen den Zaun. „Das kann ich allemal. Meine Frau sagt immer, ich hätte keinen einzigen Namen vergessen. Und so ist es auch. Ich kann dir genau sagen, wer vor euch in diesem Haus wohnte. Es war eine Frau Hampel. Ich hatte immer Angst, hierher zu gehen, weil sie zwei bissige Köter hatte. Und vor Frau Hampel wohnte hier ein Hauptmann Spitz, ein netter alter Herr. Und vor dem …”
„Sie haben ein tolles Gedächtnis, Sims”, unterbrach ihn Rolf, den die Geschichte seines Hauses nicht interessierte.
„Einfach fabelhaft! Aber jetzt werde ich mal sehen, ob Sie wirklich alles wissen. Wer wohnte früher in Haus Ruhland?”
„In Haus Ruhland? Das ist nicht schwer zu beantworten.” Der alte Postbote lachte gutmütig. „Dort wohnten die drei Fräulein Dunkel. Ich erinnere mich noch sehr gut an sie.”
„Dunkel?” fragte Rolf erstaunt. „Wissen Sie das genau? Ich dachte, dort wohnte eine Familie Schmidt.”
„Nein, ein Schmidt hat niemals dort gewohnt. Ich weiß noch genau, wie Major Dunkel das Haus für sich und seine drei Töchter baute. Wie hießen sie doch gleich? Ach ja, eine hieß Lucy, die zweite Hanna und die dritte Ruth. Es waren liebe Fräulein. Keine von ihnen hat geheiratet.”
„Wohnten Sie lange in Haus Ruhland?” fragte Rolf.
„O ja! Nachdem der alte Herr gestorben war, blieben sie dort. Dann starben zwei von ihnen kurz nacheinander. Das war vor etwa sechs Jahren. Die dritte zog darauf zu einer Freundin, weil es ihr in dem abgelegenen Haus zu einsam war.”
Rolf dachte
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