Geheimnis um eine giftige Feder
antwortete Dicki. „Kommt, wir gehen jetzt gleich etwas essen. Ich habe eine hübsche Frühstücksstube entdeckt.”
Der kleine helle Raum war blitzsauber und gemütlich eingerichtet. Eine dicke Frau mit einer großen weißen Schürze erkundigte sich freundlich nach den Wünschen der Kinder. Sie bestellten für jeden zwei Eier, dazu Butterbrote und als Nachtisch Stachelbeeren mit Schlagsahne.
„Solch ein Essen mag ich viel lieber als Fleisch”, sagte Betti, als die Frau die glatten warmen Eier brachte. „Oh, da ist ja Erdbeermarmelade! Wie herrlich!”
Die Frau lächelte. „Ich habe sie selbst eingekocht, und die Erdbeeren sind aus meinem eigenen Garten.”
Gina klopfte mit dem Löffel ein Ei auf. „Ich stelle es mir schön vor, Hühner und Enten zu haben, im eigenen Garten Obst und Gemüse zu ziehen und dann Marmelade zu kochen und allerlei einzuwecken. Wenn ich groß bin, möchte ich nicht in ein Büro gehen und langweilige Briefe schreiben, sondern mein eigenes Häuschen mit einem Garten haben und jeden Tag leckere Sachen kochen.”
„Dann möchte ich bei dir wohnen”, sagte Rolf.
„Ich auch!” riefen Dicki und Flipp wie aus einem Munde.
„Ich natürlich auch!” Betti, die immer alles sehr ernst nahm, was die anderen sagten, wurde ganz rot vor Eifer.
„Wir wollen unser ganzes Leben lang beisammenbleiben, jeden Tag leckere Sachen essen und zusammen Geheimnisse aufklären.”
„Zuerst müssen wir einmal unser jetziges Geheimnis aufklären”, meinte Dicki. Er bezahlte das Essen für alle Kinder. Die anderen wollten ihren Anteil selber tragen, hatten aber nicht genug Geld bei sich.
„Wir werden etwas aus unseren Sparbüchsen nehmen, wenn wir heimkommen, und dir dann zurückgeben, was du ausgelegt hast”, versprach Rolf.
Dicki winkte großmütig ab. „Schon gut! Kommt, wir wollen jetzt zuschauen, wie der Markt abgebaut wird.”
Die Bauern packten ihre unverkauften Waren wieder ein und nahmen die Tiere mit, die sie erhandelt hatten. Sie verabschiedeten sich lärmend voneinander, lachten und schwatzten und schlugen sich gegenseitig auf die Schultern.
Frau Lustig stand bei ihrer Schwester. „Versäumt den Bus nicht, Kinder!” rief sie. „Wenn ihr den letzten nehmt, kommt ihr zu spät nach Hause.”
„Ach herrje, wir haben ja ganz die Zeit vergessen!”
Dicki sah nach der Uhr. „Unser Bus fährt in drei Minuten. Kommt, wir müssen rennen!”
Sie erwischten den Omnibus noch in letzter Minute. Leider trafen sie einen anderen Schaffner und einen anderen Fahrer an als auf dem Hinweg.
„Verflixt!” rief Dicki, während er sich auf die vorderste Bank fallen ließ. „Das war ein verlorener Tag.”
„Aber Dicki, wie kannst du so etwas sagen!” entgegnete Gina. „Ich finde, es war ein wundervoller Ausflug.”
„Das schon”, gab Dicki zu. „Aber eigentlich fuhren wir doch nach Schafhausen, um ein Geheimnis aufzuklären. Und wir sind nicht einen einzigen Schritt weitergekommen. Es war ein herrlicher Tag für fünf Kinder, ein verlorener für die sechs Spürnasen.”
Noch ein Brief
Nach ihrem erlebnisreichen Ausflug erschien den Kindern der nächste Tag recht langweilig. Sie trafen sich wie gewöhnlich bei den Hillmanns.
„Wie sollen wir bloß erfahren, ob heute wieder jemand einen anonymen Brief bekommt?” brummte Dicki verdrossen. „Wegda ist viel besser dran als wir. Ihm würde man das sofort melden.”
„Ach, denk nicht immerfort an die blöden Briefe”, sagte Flipp. „Meine Mutter ist ausgegangen. Wir können Heulebeulerolletollebums spielen.”
„Wird Frau Schlimm sich auch nicht beschweren?” fragte Dicki.
„Ich glaube nicht, daß sie in der Küche etwas hört. Und wenn schon, laß sie doch toben!”
Sie hatten eben erst mit dem wilden Spiel begonnen, als die Tür geöffnet wurde und Frau Schlimm erschien. Die Kinder erwarteten eine Beschwerde, aber sie hatte etwas anderes auf dem Herzen.
„Ich muß fortgehen, Philipp. Der Fleischer hat mir heute morgen nicht meine Nieren geschickt. Geh bitte ans Telefon, falls es läutet.”
„Ist Frau Kräusel denn nicht da?” fragte Flipp. „Sie kommt doch jeden Dienstag zu uns.”
„Sie hat sich heute noch nicht sehen lassen. Ich muß unbedingt meine Nieren haben. In zehn Minuten bin ich zurück.” Frau Schlimm machte die Tür zu und verschwand.
„Hoffentlich gibt ihr der Fleischer ihre Nieren”, sagte Rolf kichernd. „Ohne Nieren kann man nicht gut leben.”
„Wir wollen weiterspielen!” rief Gina
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