Geheimnis um einen unsichtbaren Dieb
niemand mit großen Füßen. Ich glaube fast, die Zettel mit den Wörtern Frinton und Stock haben gar nichts mit dem Geheimnis zu tun.”
„Das glaube ich auch”, fiel Rolf ein. „Flipp und ich sind übrigens auch mit Wegda zusammengestoßen. Er kam gerade zum Haus Stockrose, als wir dort waren. Wir glaubten schon, auf einer Spur zu sein, denn in dem Haus hingen ein riesiger Südwester und ein ebenso riesiger Wettermantel. Aber dann stellten wir fest, daß der Besitzer der Sachen erstaunlich kleine Füße hat.”
„Nun erzähl aber endlich, was du inzwischen gemacht hast!” rief Gina neugierig.
Dicki erzählte seine Erlebnisse mit Behagen. Als er schilderte, wie Herr Grimm bei Oberst Cross erschienen war und ihn nach seinen Stiefeln gefragt hatte, brachen alle in schallendes Gelächter aus.
„O Dicki, wenn ich doch dabeigewesen wäre!” rief Betti kichernd. „Was muß der Oberst nur von Wegda gedacht haben!”
Dicki berichtete ausführlich, was weiter geschehen war, und zeigte voller Stolz die Schuhe, die er geschenkt bekommen hatte. „Aber nun kommt die größte Überraschung! Paßt gut auf!” Er drehte einen Schuh um und hielt seine Skizze neben den Gummiabsatz.
„Es ist dasselbe Muster!” riefen die Kinder durcheinander. „Genau dasselbe! Das ist eine Entdeckung! Aber – Oberst Cross kann doch nicht der Dieb sein.”
„Nein, das ist er auch nicht. Seine Haushälterin hat im vorigen Jahr ein Paar Stiefel von ihm für den Ramschverkauf gestiftet. Wir brauchen uns also nur zu erkundigen, wer sie gekauft hat, dann haben wir den Dieb. Vielleicht repariert er sich seine Schuhe selber, denn der Schuster wußte ja nichts von einem weiteren Menschen mit großen Füßen. Spürnasen, wir sind dem Täter auf der Spur!”
Alle gerieten in große Aufregung. Dicki hatte sich unterdessen die Schminke vom Gesicht gewischt und die falschen Augenbrauen abgenommen und wurde allmählich wieder er selber. Als er die alten Schuhe auszog, stöhnte er und rieb sich die wunden Füße. „Ich hab’ mir schon drei Paar Socken angezogen, weil die Schuhe so groß und hart sind. Trotzdem werde ich ein paar Tage lang hinken.”
„Du machst immer alles so gründlich”, sagte Betti bewundernd.
„Das ist das Geheimnis des Erfolges, Betti”, erwiderte Dicki lachend. „Also, Spürnasen, was machen wir jetzt?
Ich habe das Gefühl, daß unser nächster Schritt sehr wichtig ist. Auch muß er schnell getan werden, ehe Wegda uns zuvorkommt.”
Er zog seine eigenen Schuhe an und schnürte sie zu. „Ich schlage vor, wir gehen zunächst einmal zu Fräulein Kay. Sie leitet ja den Ramschverkauf.”
Gina machte ein bedenkliches Gesicht. „Aber Dicki, wir können sie doch nicht so einfach überfallen und fragen, wer im vorigen Jahr die Stiefel von Oberst Cross gekauft hat! Das würde sie sicherlich sehr merkwürdig finden.”
„Ich habe auch gar nicht die Absicht, sie zu überfallen und mit albernen Fragen zu belästigen”, entgegnete Dicki.
„Nein, ich weiß schon, wie ich die Sache einfädele.”
„Wie denn?” fragte Betti.
„Ich werde Fräulein Kay einfach die Schuhe von Oberst Cross als Spende für den Ramschverkauf bringen und wie beiläufig äußern, daß der Mann, der die Stiefel im vorigen Jahr gekauft hat, sicherlich auch in diesem Jahr gern ein Paar von derselben Größe kaufen möchte.”
„Das ist ein guter Gedanke”, sagte Flipp.
Die anderen stimmten ihm zu. Wirklich war es ja auch die beste und einfachste Methode, den Namen des Diebes zu erfahren, ohne jemand durch Fragen mißtrauisch zu machen.
Dicki sah nach der Uhr. „Wir wollen jetzt Tee trinken. Ich werde mal in die Küche gehen und sehen, was unsere Köchin für uns rausrückt. Du kannst mitkommen, Betti. Und dann bringen wir alles unter die große Birke und stärken uns nach der harten Arbeit.”
Er ging mit Betti zum Haus. Bald kehrten sie zurück, jeder mit einem schweren Tablett in den Händen. Purzel sprang aufgeregt um sie herum. Er gebärdete sich wie toll vor Freude, wieder mit seinen Freunden zusammen zu sein, nachdem er tagsüber hatte im Haus bleiben müssen.
„Ein Wunder, daß wir nicht alles hingeschmissen haben!” sagte Dicki, während er sein Tablett vorsichtig auf den Rasen stellte. „Ausgerechnet wenn man etwas Schweres trägt, läuft einem Purzel immer vor die Füße. Weg von dem Kuchen, Purzel! Gina, paß bitte auf, daß er nicht den Zuckerguß ableckt. O Himmel, jetzt ist er in die Schüssel mit den Brötchen
Weitere Kostenlose Bücher