Geheimnis Um Mitternacht
Rechte an ihnen. Wenn es dir gefiele, könntest du sie mir einfach wegnehmen. Du könntest mich irgendwo wegschließen.
Selbst die Kleidung, die ich trage, würde dir gehören. Jedes Geld, das ich hätte, wäre nur das, was du mir gibst. Du
..."
„Mein Gott", unterbrach Gideon sie. „Ich bin nicht so ein Monster! Nein, du kennst mich nicht - genauso wenig, wie ich dich kenne -, aber habe ich dir irgendeinen Grund gegeben, anzunehmen, dass ich mich so verhalten würde?"
„Nein", antwortete sie und kämpfte darum, die Fassung wiederzuerlangen. „Und du findest mich ohne Zweifel töricht, dass ich an so etwas denke. Andere haben das schon zu mir gesagt, du brauchst es nicht zu wiederholen."
Er schwieg für einen Moment und fragte dann leise: „Ist es wegen deines Vaters, dass du solche Angst vor der Ehe hast?"
Irene wehrte sich gegen seine Worte und entgegnete automatisch: „Angst? Ich habe keine Angst vor der Ehe. Ich betrachte sie nur vernünftig, das ist alles." Aber dann seufzte sie, und ihr steifer Rücken entspannte sich ein wenig.
„Du kanntest ihn. Du weißt, wie er war. Ganz offensichtlich hat er dir auf irgendeine Art Unrecht getan, da du versucht hast, ihn bewusstlos zu schlagen."
Nachdenklich sah er sie an. „Dass du annimmst, ich hätte deinen Vater verprügelt, weil er mir unrecht getan hatte, beruhigt mich."
„Du brauchst darauf nicht stolz sein. Ich habe es nicht wegen dir gesagt, sondern weil ich meinen Vater kannte", konterte Irene trocken.
„Ich ziehe es vor, es als Kompliment zu nehmen, wenn es dir nichts ausmacht. So etwas bekommt man nur sehr selten von dir zu hören."
„Du kannst es nehmen, wie du willst", antwortete sie und begann, weiter den Pfad entlangzugehen.
Gideon ging neben ihr, sein Pferd am Zügel. Nach einem Moment sagte er: „Ich kannte deinen Vater tatsächlich. In meiner Welt. Er griff eine Frau an, die für mich arbeitete. Er hielt es für selbstverständlich, dass jede Frau, die in einer Spielhölle als Kartengeberin beim Pharo ihr Geld verdient, auch auf andere Weise für ihn zu haben war." Sein Mund wurde hart. „Als sie ihn abwies, schlug er sie."
„Und darum bist du in unser Haus gekommen?"
Er nickte. „Ja. Aber ich muss gerechterweise darauf hinweisen, dass ein Mann sich in meinem Teil von London nicht unbedingt genauso verhält wie unter seinesgleichen. In seiner Familie."
„Ich weiß nicht, wie er sich unter seinesgleichen verhalten hat, aber ich weiß, wie er die behandelte, die er als unter sich stehend ansah, und ich kann dir versichern, dass seine Frau und Kinder zu dieser Gruppe gehörten. Meine Mutter ist eine wirklich geduldige und liebenswerte Frau, aber er hat immer Fehl an ihr gefunden. Ich weiß nicht, wie sie war, bevor sie unter seinen Ein-fluss geriet, aber in seiner Gegenwart war sie immer ängstlich und gehemmt, unsicher bei allem, was sie sagte oder tat. Keiner von uns wusste, wann und warum er wieder aus der Haut fahren würde. Manchmal vergingen Tage oder sogar Wochen, ohne das mehr passierte, als dass er über diesen oder jenen 'Fehler' tobte, den einer von uns gemacht hatte. Und dann drehte er plötzlich durch und schlug meine Mutter wegen der kleinsten Kleinigkeit."
„Es tut mir leid."
„Das ist jetzt vorbei. Wie du dir vorstellen kannst, habe ich seinen Tod nicht allzu sehr beweint."
Seine Kiefer spannten sich, als er fragte: „Hat er dich geschlagen?"
„Ein oder zwei Mal hat er mich beiseitegestoßen. Ich weiß nicht, ob er mich wirklich verletzen wollte, da er wegen des Alkohols häufig ungeschickt war. Ich denke, er war auf seine Weise stolz auf mich. Ich habe mich nicht einschüchtern lassen. Er konnte mich nicht wie meine Mutter oder Humphrey zum Weinen bringen."
Gideon lächelte ein wenig. „Ich bin mir sicher, du warst eine kleine Löwin."
Irene zuckte die Schultern. „Ich habe früh bemerkt, dass es nur schlimmer wurde, wenn man Angst zeigte. Bei Tieren ist es genauso, denke ich. Aber ich musste nicht selbst seine Hand spüren, um zu wissen, welche Auswirkungen seine Wut hatte. Ich habe oft genug gesehen, was er meiner Mutter angetan hat.
Ich weiß, dass es schlimmer bei ihr war, weil sie seine Frau war. Sie hat mir einmal erzählt, was für ein Gentleman er war, als er um sie warb, wie er ihre Schönheit und Tugenden gelobt hat. Erst nachdem sie verheiratet waren, hat er seine Meinung über sie geändert."
Schnell warf Irene einen Blick zu Gideon hinüber. Sie war ein wenig überrascht, dass sie ihm
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