Geheimnis Um Mitternacht
fürchte, er ist jetzt ganz schrecklich böse mit uns, Odelia ..." Sie wandte sich flehentlich an ihre ältere Schwester.
Selbst Lady Odelia sah erschüttert aus. „Nun, er ist ein undankbarer Dummkopf. Ich habe fast Lust, ihn hier sich selbst zu überlassen und zurück nach Pencully Hall zu fahren."
„Nein! Odelia!", rief Pansy, der nun Tränen über die Wangen liefen. „Bitte, lass uns nicht mit ihm allein."
Lady Odelias Gesicht wurde weicher, und sie streckte den Arm aus, um ihrer Schwester die Hand zu tätscheln.
„Komm, komm, Pansy, du weißt, dass ich dich nicht allein lassen werde. Wenn ich mich entschließe zu gehen, kannst du natürlich mitkommen."
„Lady Radbourne", sagte Irene zu Pansy. „Ich würde mir an Ihrer Stelle keine Sorgen machen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Lord Radbourne Ihnen irgendetwas antun wird. Er scheint mir kein bösartiger Mann zu sein."
„Natürlich wird er dir nichts tun, Pansy", bestätigte Lady Odelia ihrer Schwester. „Auch wenn ich fürchte, dass er unbequem wird." Nachdenklich zog sie die Brauen zusammen. „Warum stellt er sich jetzt plötzlich so an?"
„Vielleicht hat er einfach genug davon, gesagt zu bekommen, was er tun soll, Mylady", bemerkte Irene. „Kein Mann in meinem Bekanntenkreis würde es sich gefallen lassen, dass darüber bestimmt wird, wen er in sein eigenes Haus einladen darf."
„Er hatte direkt etwas von unserem Vater, nicht wahr, Pansy?", sagte Lady Odelia nachdenklich.
Pansys einzige Antwort war ein kleines Stöhnen.
„Nun", fuhr Lady Odelia fort. „Das Ferrington-Mädchen ist auf jeden Fall ungeeignet für ihn. Überhaupt kein Rückgrat - sie würde nie fähig sein, ihn zu leiten. Zu schade ... Wie gut, dass wir Sie haben, Irene."
„Ich bitte um Entschuldigung?", erwiderte Irene und sah Lady Odelia direkt an. „Mylady, ich meinte, was ich sagte. Ich habe nicht vor, Lord Radbourne zu heiraten."
„Ja, nun ..." Lady Odelia zuckte mit den Schultern. Es war offensichtlich, dass sie Irenes Einwand nicht ernst nahm.
„Das sagen Sie jetzt vielleicht, meine Liebe. Aber wir haben alle gesehen, wie Sie ihm zu Hilfe gekommen sind."
„Ich wollte nur gerecht sein", erwiderte Irene hitzig. „Das heißt nicht, dass ich ... dass ich ... Gefühle für ihn habe."
„Hm. Nun, vermutlich." Lady Odelia schenkte ihr ein herablassendes Lächeln. „Ich hoffe dennoch, dass Sie die Wahrheit noch rechtzeitig erkennen ... bevor Gideon aufgibt und eines der anderen Mädchen wählt."
Irene war klug genug, um zu erkennen, dass Lady Odelia sie provozieren wollte. Zweifellos hoffte sie, Irene mit der Erwähnimg der anderen Frauen und dem Vorschlag, dass Lord Radbourne eine von ihnen wählen könnte, eifersüchtig zu machen.
Doch Irene hatte nicht vor, sich von Lady Odelia oder irgendjemand anderem manipulieren zu lassen. Sie rief sich in Erinnerung, dass es ihr egal war, ob Gideon eine andere Frau heiratete. Aber sie war auch ehrlich genug, zuzugeben, dass sie bei dem Gedanken ein Stechen von, nun vermutlich Eifersucht verspürte. Schließlich hatte sie während ihrer Zeit hier angefangen, Gideon zu mögen, und sie konnte sich des Gedankens nicht erwehren, dass er sehr wohl der Mann sein könnte, den sie wählen würde, hätte sie jemals vorgehabt zu heiraten. Und es war ein durchaus berauschendes Gefühl, von einem so attraktiven Mann wie Lord Radbourne umworben zu werden.
Aber sie würde nicht heiraten, und sie war nicht so willensschwach, dass sie es zuließ, von Gefühlen wie Lust oder Stolz umgestimmt zu werden. Sie hoffte aufrichtig, nicht so charakterlos zu sein, ihm auch kein Glück mit einer anderen Frau zu gönnen, nur weil sie ihn selbst nicht wollte. Sie war entschlossen, die kleinen Stiche zu ignorieren, die sie hier und da fühlte, wenn sie Gideon ansah und darüber nachdachte, dass er sich um eine andere Frau bemühen könnte.
Standhaft blieb sie bei ihrem Entschluss, die Eitelkeit zu unterdrücken, die sie dazu gebracht hatte, hübschere Kleider zu tragen und ihr Haar in dem weichen, einladenden Stil zu frisieren. Sie hatte keinen Grund, Gideons Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, tatsächlich wünschte sie sogar das Gegenteil. Außerdem hatte sie das Gefühl, dass die Rückkehr zu ihrem alten Stil ihm und seinen willigen Heiratsvermittlern die klare Botschaft senden würde, dass sie nicht die Absicht hatte, seine Gunst zu erlangen.
Sie fuhren mit den Tanzstunden fort, genauso wie mit der höflich nichtssagenden Unterhaltung
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