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Geheimnisse der Lebenskraft Chi

Titel: Geheimnisse der Lebenskraft Chi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Meech
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Funken vom Schleifstein, wenn es an allen Enden des Körpers zu elektrischen Entladungen kommt und flammende Ströme die Wirbelsäule aufwärts und an der Brust abwärts fließen und es wie Lava in den Armen und Beinen hin und her geht und die Hirnschale ein Kochtopf wird - dann pulsieren alle Atome des Körpers in ein und demselben Rhythmus, dem Rhythmus des Chi.
    Ich konnte innerlich verfolgen, wie sich das Chi in meinem Gehirn neue Wege bahnte oder Lichthöfe um mein Herz oder meine Leber legte. Nur, mit wem hätte ich darüber reden können?
Nach gängiger psychiatrischer Lehrmeinung ist es ja so, dass man nur einen psychotischen Schub haben kann, wenn die eigene Beschreibung der Realität derart weit von der allgemein anerkannten Sicht abweicht. Doch bei mir war der Wahnsinn kein solcher Zusammenbruch; er war, wie Ronald D. Laing gesagt hätte, ein Durchbruch.
    Dr. Chow hörte sich meine überschwänglichen Schilderungen nickend und mit höflichem Verständnis an, aber selten gab er selbst eigene Erfahrungen zum Besten, und den guten Freund machte er mir auch nicht. Meinen sonstigen Freunden wollte ich solche Schilderungen nicht zumuten, sie hätten mich nur für verstiegen gehalten, irgendwie anders. Eine gewisse Verwandtschaft empfand ich gegenüber einem Freund, der einmal im Monat LSD einwarf. Etwas von gemeinschaftlicher Offenbarung empfand ich bei der zufälligen Begegnung mit einem bärtigen Mann, der gerade erst - mit Augen, die Gott gesehen hatten - von einer einsamen Kanuwanderung in der kanadischen Wildnis zurückgekehrt war. Wäre mein Freund Joseph noch da, hätte ich bei ihm sicherlich Widerhall gefunden, aber er war in irgendwelchen akademischen Gehölzen untergetaucht und unauffindbar. Ich hätte Erfahrungsaustausch mit anderen Chi-Gong-Schülern pflegen können, aber ich hatte keine Lust, mit jemandem zu wetteifern. In solcher Gesellschaft geht es beim Erfahrungsaustausch zu häufig ums Punktesammeln - »Wie, du hast deine Aura noch nicht gesehen? Ich wechsle die Farbe meiner Aura jeden Tag«.
    In gewisser Hinsicht, dachte ich, habe ich etwas mit Søren Kierkegaard gemein. In der Öffentlichkeit gab sich Kierkegaard gern weltläufig und redete der Diesseitigkeit das Wort, doch für sich allein rang er um philosophische Themen, und er sprach
mit niemandem über sein Innenleben. In seinem Kreis zählte er zum festen Zubehör und war durchaus beliebt, aber seelisch blieb er ganz für sich. Er veröffentlichte sogar viele seiner Werke unter Pseudonym, um die beiden Identitäten getrennt zu halten.
    In seinen autobiografischen Notizen Über meine Wirksamkeit als Schriftsteller schrieb er sich schließlich alles über sein Doppelleben von der Seele und sagte auch: »Die Menge ist eine Lüge, die Menge ist Unwahrheit.« Ein Zeuge der Wahrheit dürfe sich nicht »mit der Menge gemeinmachen«.
    Auch ich trug in der Öffentlichkeit eine Maske, die mich unauffällig machte.Tagsüber war ich mit meiner Fernseharbeit beschäftigt, nachts ein Lebemann. Anders als Kierkegaard machte ich mich jedoch durchaus »mit der Menge gemein«. Die in mich gekehrte Meditation hinter mir zu lassen und mich unter den Menschen herumzutreiben - es war mir ein Bedürfnis, dem ich nicht widerstehen konnte.
    Ich war noch keine dreißig, ich liebte die winterlichen Cocktailpartys mit ihren subtilen Flirts, die am nächsten Tag vergessen waren, liebte die sprühend geistvollen Abendessen im Frühjahr, liebte die sommerlichen Tänze im rötlichen Schein der untergehenden Sonne, und die milden Herbstabende entführten mich in die College Street mit ihren Cafés und italienischen Bars. Mit den Luftveränderungen kamen wechselnde Farben in die Bäume, wechselnde Gesichter auf die Straßen. Immer gab es etwas aufregend Neues, und ich suchte das Licht, die Gesellschaft anderer.Wo es Fez gab, mischte ich mich unter die Leute auf den Gehsteigen und folgte dem Strom in Bars mit Namen wie My Apartment , The Living Room oder Peter’s Backyard . Manche Nacht hätte ich mir so wohl bis zum Morgengrauen
um die Ohren geschlagen, aber da war immer diese Stimme. Sie riet zur Vernunft. Sie riet zum sorgsamen Umgang mit meinem Chi.
    Viele Hunde spüren es, wenn Herrchen oder Frauchen nach Hause kommen, und es gibt offenbar Chi-Gong-Meister, die es spüren, wenn ihre Schüler nicht nach Hause kommen. Wenn die Stimme in mir laut wurde, wanderten die Gedanken zu meinem Schlafzimmer, mein Wagen machte kehrt wie ein Pferd mit Stallinstinkt, und ich

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