GEHEIMNISSE DER NACHT
wahnsinnig war oder vor Lust den Verstand verlor. Blutlust wahrscheinlich.
All das und noch mehr musste er über die Frau in seinem Haus herausfinden. Obwohl er schon jetzt die legendäre Anziehung spürte, die zwischen seiner Art und ihrer bestand. Doch er konnte dagegen ankämpfen. Er brauchte sie nur für die Informationen.
Wahrscheinlich wusste sie nicht einmal etwas von dem Antigen in ihrem Blut, das sie von den anderen Sterblichen unterschied. Er wusste selbst nicht viel darüber, nur, dass es sich bei allen Vampiren finden ließ. Und von der geistigen Anziehungskraft, die zwischen Sterblichen mit dem Antigen und Vampiren bestand. Man konnte es an ihnen riechen wie ein Parfum.
Und auch jetzt lag dieser Geruch in der Luft!
Über seinem Kopf erklangen Schritte auf dem Boden, und Dante richtete sich abrupt auf und horchte. Sie war es. Er spürte sie. Ihre Füße waren entweder bloß oder nur in etwas Weiches gekleidet, Socken oder Strümpfe oder dünne Pantoffeln. Sie blieb stehen. Direkt vor dem Kamin, falls es den Kamin noch gab.
Dante konnte nicht widerstehen und stellte sich genau unter die Stelle, an der sie stand. Er hob die Arme über seinen Kopf, legte seine Handflächen an die Decke, schloss seine Augen und öffnete seinen Geist.
Morgan beugte sich vor, um den Knopf am Gaskamin zu betätigen. Das Feuer flackerte auf, und sie blieb einen Moment einfach stehen und bewunderte die Flammen. Und dann, ganz plötzlich, bekam sie ein sehr flaues Gefühl im Magen. Das Blut schien ihr aus dem Kopf zu weichen, und ein eiskalter Schauer lief ihr die Wirbelsäule hinauf.
Sie stützte sich mit den Händen am Kaminsims ab, beugte sich vor, und atmete mehrmals tief und zitternd durch. „Was zum Teufel war das?“, flüsterte sie.
Dann wurde sie sehr ruhig und hob langsam ihren Kopf. Blinzelnd drehte sie sich um, sah hinter sich. „Wer ist da?“
Keine Antwort. Das Haus blieb still, leise, leer. David war vor Stunden nach L.A. aufgebrochen. Und doch hatte sie das untrügliche Gefühl, nicht alleine zu sein.
Mit einigen tiefen Atemzügen schaffte sie es, sich zu beruhigen, Natürlich hatte sie sich das alles nur eingebildet. Genau wie sie sich den Mann auf den Klippen letzte Nacht eingebildet hatte. Den Mann, der ihrer Vorstellung von Dante genau entsprach, diesem Wahnsinnigen, der vor einem Jahrhundert in ihrem Haus gelebt hatte. Vielleicht verbrachte sie etwas zu viel Zeit vergraben in seinen Tagebüchern. Natürlich tat sie das. Aber warum sollte sie nicht, wenn sie doch nichts anderes mehr tun wollte?
Sie zwang sich, den Raum zu durchqueren und zu ihrem Schreibtisch zu gehen, auch wenn ihre Füße sich zuerst jeder Bewegung verweigerten. Das ungute Gefühl ließ nach, als sie sich in ihren Stuhl setzte, den Computer hochfuhr und die Datei öffnete. Sie arbeitete nachts besser als am Tag. Kein Wunder, bei diesem Thema.
Die Szene, an der sie gerade schrieb, spürte sie in jeder Faser ihres Körpers. Als sie seinen Bericht in den Tagebüchern gelesen hatte, durchlebte Morgan alles selbst. Und jetzt durchlebte sie es erneut, als sie die Geschichte in ihren Computer bannte. Zum ersten Mal aus der Sicht einer Frau erzählt. Dantes Opfer.
Die Frau hatte bemerkt, wie der dunkle Fremde sie nachts beobachtete – aber sie hatte sich ihm nie genähert. An ihm war etwas Gefährliches, und doch strahlte er etwas aus – etwas Sündiges. Das zog sie an, lockte sie, führte sie mit unreinen Gedanken in Versuchung, die sie kaum unterdrücken konnte.
Und dann, eines Nachts, kam er zu ihr, während sie in ihrem Bett schlief. Sie wurde durch seinen Mund auf ihrem geweckt. Auch wenn sie nicht wirklich wach war. Eine Stimme in ihrem Kopf versicherte ihr, alles wäre nur ein Traum. Ein Traum, in dem sie ihm nicht widerstehen konnte. Und so ergab sie sich willig, sogar eifrig, seinen Berührungen, seinen Befehlen. Es war gut, weil es nicht real war. Und am Morgen erinnerte sie sich an nichts mehr als einen beschämenden Traum.
Während sie die Szene niederschrieb, wurde Morgan in ihrer Vorstellung selbst zu dieser Frau. Dantes ahnungslose Liebessklavin. Sie spürte jede Berührung, die sie beschrieb. Schmeckte seinen Mund auf ihrem, fühlte, wie seine Zunge in sie eindrang, ihre Beschaffenheit, ihre kühle Feuchtigkeit, die einen Pfad über ihr Kinn und ihren Hals bis hinab zu ihren Brüsten zeichnete. Sie keuchte leise auf, als seine Lippen sich um ihre Brust schlossen, ohne das Nachthemd auszuziehen.
Der Impuls, ihn von
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