Geheimnisvoll Vertrauter Fremder - Historical Bd 274
geführt.
Lorenzo hatte sie geheiratet, weil sie sich davor fürchtete, ihren guten Namen zu verlieren. Sie glaubte, dass er sie geliebt hatte, aber vielleicht brachte sie ihm einzig Unglück. Hätte sie Dickon in ihrer Kindheit nicht dazu überredet, an den Strand zu gehen, wäre er nicht von den Piraten geraubt worden. Und hätte sie Lorenzo nicht dazu gebracht, sich in sie zu verlieben, wäre er jetzt vielleicht in Sicherheit. Der Gedanke daran war wie ein Dolchstoß mitten in ihr Herz. Ihr wurde schwindelig, als ihr bewusst wurde, welches Unheil sie Lorenzo gleich zweimal gebracht hatte.
„Vergib mir, mein Liebster“, flüsterte sie.
Sie hob den Kopf und kämpfte gegen ihre Trauer und das Verlangen tief in ihrem Inneren an. „Nun gut, Vater“, verkündete sie. „Wenn es innerhalb einer Woche keine Neuigkeiten gibt, werde ich mit dir zurück nach Hause fahren.“
Lorenzo ruhte, als Salome in den Raum geeilt kam. Der Schmerz in seiner Schulter war inzwischen abgeklungen, aber er war immer noch zu schwach, um viel mehr zu tun, als im Haus umherzugehen. Aus Angst, gesehen zu werden, konnte er nicht in den Garten hinaus. Er war bereits zu lange hier, und seine Anwesenheit in diesem Haus konnte die guten Menschen, die ihn wieder gesund gepflegt hatten, in Gefahr bringen.
„Stimmt etwas nicht?“, fragte er, als er Salomes gequälten Blick sah.
„Sie suchen nach Euch“, erklärte sie ihm mit Augen voller Angst. „Vor einer Weile kamen Männer ins Dorf, die nach einem Mann fragen, auf den Eure Beschreibung passt. Mein Gemahl fürchtet, dass uns jemand verraten könnte. Sie bieten demjenigen Geld, der etwas über Euren Verbleib weiß, Herr.“
„Dann muss ich Euer Haus verlassen“, erwiderte Lorenzo, „denn ich möchte nicht, dass Ihr meinetwegen Schaden erleidet. Ich fürchte, ich habe nichts, womit ich Euch für Eure Güte entlohnen könnte, Mylady. Aber Ihr werdet genügend bekommen, sobald ich wieder in Rom bin.“ Ihm fiel ein kleiner Goldring ein, den er am Finger trug, und er nahm ihn ab. „Nehmt dies als Zeichen für meine guten Absichten. Ich schulde Euch sehr viel mehr, und wenn Gott will, werde ich weiter am Leben bleiben, um es Euch zurückzuzahlen.“
„Khalid dachte nicht an Geld, als er Euch aus dem Meer zog. Aber er ist alt und wird bald nicht mehr arbeiten können.“
„Ihr werdet Euren Lohn erhalten“, versprach Lorenzo. „Doch jetzt muss ich gehen, bevor sie kommen, um nach mir zu suchen.“
„Ihr müsst die Kleider meines Gemahls tragen“, sagte Salome. „Ich habe etwas mitgebracht, um Eure Haut dunkel zu färben, damit ihr nicht sofort erkannt werdet. Ihr seht nämlich kränklich und blass aus. Wenn ich Euch damit nicht beleidige, Herr, solltet Ihr Euren Kopf gesenkt halten, damit Euch Eure Augen nicht verraten.“
Lorenzo dankte ihr noch einmal für die guten Ratschläge und zog das lange, schäbige Gewand, das sie ihm anbot, über die Fetzen seiner eigenen Sachen. Das Meer hatte ihm den größten Teil seiner Kleider genommen und ihm nur seine Hosen gelassen.
Durch ein kleines Tor am hinteren Ende des Gartens verließ er Salomes Haus. So konnte er die Hauptpassage des Fischerdorfes umgehen. Es war spät am Nachmittag, die Sonne senkte sich in goldener Pracht über dem Meer, bald würde ihn die Dunkelheit einhüllen.
Er war in den letzten Wochen nicht untätig gewesen, und nach seinen Erkundigungen hatte er die besten Chancen zur Flucht, wenn er Algier erreichte, wo er sich unter die Menge mischte, die sich im Hafengebiet herumtrieb. In Algier wurde viel Handel getrieben, und vielleicht lagen dort Schiffe aus Portugal oder Holland. Mit etwas Glück würde er Arbeit finden. Wenn es ihm gelang, Spanien zu erreichen, gab es dort Freunde, die ihm weiterhelfen würden.
Lorenzo war seit einer halben Stunde oder mehr unterwegs, als ihn das Geräusch von Hufschlägen alarmierte. Auf der einsamen Straße kam es rasch näher. Es konnten nur die Männer sein, die zuvor in Salomes Dorf nach ihm gesucht hatten. Er hielt nach einem Versteck Ausschau.
Die karge Hügellandschaft bot ihm keinerlei Schutz. Vielleicht konnte er die Männer einfach täuschen, indem er sich unwissend gab. Er musste daran denken, den Kopf gesenkt zu halten und sich so demütig zu verhalten, wie es sich bei einem niederen Stand geziemte.
Als die Reiter ihn fast eingeholt hatten, trat Lorenzo zur Seite. Vielleicht würden sie einfach weitergaloppieren und ihn ignorieren.
Seine Hoffnung wurde ihm schnell
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