Geheimnisvoll Vertrauter Fremder - Historical Bd 274
köstlich.“
Kathryn griff zu einem Keks, der von ihr aus am nächsten auf dem Teller lag, und biss hinein. Er war sehr süß, aber die Mandel, die das Gebäck verzierte, schien bitter zu sein. Kathryn legte die Knabberei auf den Tisch zurück und versuchte einen anderen Keks, der gleich viel besser schmeckte.
„Hat mit dem Gebäck etwas nicht gestimmt?“, fragte Maria.
„Die Mandel war bitter“, erklärte Kathryn.
„Oh, ja, das passiert manchmal“, erwiderte Maria. „Aber nehmt doch noch eines von den Plätzchen, Kathryn. Sie sind so köstlich – hier, probiert diese Sorte, sie ist besonders weich und süß.“
Kathryn probierte den Keks, auf den Maria gedeutet hatte, biss in das zarte Gebäck und kaute mit einigem Genuss. Erst beim Schlucken schmeckte sie etwas Bitteres und nahm anschließend einen großen Schluck Wein, um es wegzuspülen. Sie schob den Keksteller weg. Anscheinend stimmte irgendetwas mit den Mandeln nicht, die der Koch für dieses Gebäck verwendet hatte.
Maria ließ ihre Hand über den Plätzchen kreisen und wählte mit Sorgfalt aus. Sie aß mit offensichtlichem Vergnügen noch drei weitere und trank den Rest ihres Weines.
„Würde es Euch etwas ausmachen, wenn ich heute Nachmittag zu Isabella gehe?“, fragte sie. „Sie hat mich gestern eingeladen, und ich sagte ihr, dass ich kommen würde, wenn Ihr mich nicht benötigt.“
„Natürlich könnt Ihr gehen“, erwiderte Kathryn. „Elizabeta kündigte an, dass sie mich vielleicht heute besuchen würde, also werde ich hierbleiben. Aber Ihr solltet einen der Dienstboten mitnehmen. Es ist sicherer, wenn Ihr nicht alleine geht, Maria.“
„Ja, natürlich“, antwortete das spanische Mädchen. „Ihr dürft Euch keine Sorgen um mich machen, Kathryn. Ich kann gut auf mich aufpassen.“ Ihr Gesicht war blass und zugleich stolz, als kämpfte sie darum, tapfer zu sein.
„Und Ihr müsst Euch nicht ängstigen, Maria“, entgegnete Kathryn. „Ich bin mir sicher, dass Euer Vater Euch liebt und überaus erfreut sein wird, Euch wieder bei sich zu haben.“
„Vielleicht habt Ihr recht“, sagte Maria und blickte zu Boden. Sie stand auf, hielt den Kopf aber gesenkt. „Wenn Ihr mich jetzt bitte entschuldigen wollt? Ich glaube, ich gehe hinauf und mache mich für meine Aufwartung bei Isabella zurecht.“
„Ja, natürlich“, erwiderte Kathryn und sah dem Mädchen nach, als es – immer noch mit gesenktem Kopf – den Salon verließ. War es lieblos von ihr zuzulassen, dass Lorenzo sie nach Hause schickte?
Am Nachmittag, als sie mit Elizabeta zusammen im Garten saß, verspürte Kathryn plötzlich Magenschmerzen. Zunächst waren sie nur leicht und ließen sie einzig ein wenig zusammenzucken, aber als sie dann immer heftiger wurden, schrie sie auf und krümmte sich vor Pein.
„Was ist los?“, fragte Elizabeta. „Seid Ihr krank, Kathryn?“
„Ich habe furchtbare Schmerzen“, stieß Kathryn hervor. „Ich fühle mich furchtbar …“ Im nächsten Moment rannte sie hinter einige Büsche, wo sie sich übergab. Ihr war schwindelig, und schließlich hatte sie das Gefühl, der Boden würde auf sie zukommen. Sie wäre vielleicht ohnmächtig geworden, wenn Elizabeta sie nicht festgehalten hätte, während sie sich noch zweimal erbrach. „Es tut mir so leid …“
„Es besteht kein Grund, sich zu entschuldigen“, beruhigte Elizabeta sie und blickte Kathryn besorgt an. „Ist Euch schon lange unwohl?“
„Heute Morgen fühlte ich mich noch gut, aber seit dem Vormittag hat es angefangen. Anfangs verspürte ich keine Schmerzen, nur ein unangenehmes Gefühl im Magen.“
„Was habt Ihr gegessen?“, fragte Elizabeta, als Kathryn aufstöhnte und sich wieder den Bauch hielt. „Ich glaube, wir sollten sofort nach einem Arzt schicken. Wo ist Lorenzo?“
„Er musste für zwei Tage geschäftlich fort“, erwiderte Kathryn, während Elizabeta ihr half, sich wieder hinzusetzen. „Ich fühle mich wirklich sehr schlecht – vielleicht sollte ich in mein Zimmer hinaufgehen?“
„Ich werde Euch helfen“, sagte Elizabeta. „Und wir müssen den Arzt rufen lassen. Mir gefällt das nicht, Kathryn. Ich glaube, Ihr müsst etwas Schlechtes zu Euch genommen haben.“
„Außer Brot, Käse und Obst habe ich heute noch nichts gegessen“, erwiderte Kathryn. „Ach, und noch ein paar Kekse, die Maria für uns geholt hatte. Einer davon schmeckte ganz bitter.“
„Hat sie auch davon gekostet?“, fragte Elizabeta misstrauisch.
„Ja, sie aß sogar mehr
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