Geheimnisvoll Vertrauter Fremder - Historical Bd 274
Kathryn“, hatte er ihr immer wieder zu verstehen gegeben. „Du musst mir sagen, wenn es irgendetwas gibt, was du besitzen möchtest.“
„Ich habe alles, was ich brauche“, erwiderte sie, denn wie hätte sie das Einzige von ihm verlangen können, was er ihr nicht zu geben imstande war? Sie liebte ihn, aber er konnte diese Liebe nicht erwidern. Irgendetwas in seinem Inneren hatte eine Mauer zwischen ihnen errichtet. Er war gut zu ihr, und sie wusste, dass er sie mit einer ungestümen, hungrigen Leidenschaft begehrte – aber sein Herz gehörte ihr nicht.
Trotzdem war sie mit ihrem Leben zufrieden. Sie luden Freunde ein, besuchten diese in ihren Häusern, und dadurch waren sie selten ohne Gesellschaft.
Lorenzo war oft beschäftigt, denn seine Galeeren wurden von Grund auf überholt und für die Einsätze im kommenden Frühjahr vorbereitet. Lorenzo hatte einen Mann namens Don Juan de Austria erwähnt, der die vergrößerte Flotte im Kampf gegen die Türken anführen würde, einen Mann, den alle Mitglieder der Liga respektierten.
„Letztes Mal gab es zu viele Diskussionen und zu viel Unentschlossenheit“, erzählte Lorenzo ihr eines Abends, während sie eng aneinandergeschmiegt im Bett lagen und er träge über die seidige Haut ihres Schenkels strich. „Wenn uns ein Schlag gelingen soll, der die Macht Selims brechen kann, müssen wir zusammenhalten und unsere Differenzen begraben. Ich liebe die Spanier nicht, Kathryn, aber ich werde mit ihnen kämpfen, wenn wir so unseren gemeinsamen Feind besiegen können. Die Türken sind zu räuberisch geworden, zu gierig. Wir müssen ihnen Einhalt gebieten, bevor es zu spät ist.“
Er hatte sie in jener Nacht mit solcher Sanftheit geliebt, dass sie meinte, spüren zu können, wie ihr Innerstes sich ihm entgegenstreckte und es ihr schien, als wären sie eins. Ihre Herzen, Gedanken und Körper waren auf so wunderbare Weise vereint, als könnten sie nie wieder zwei einzelne Wesen sein. Und doch hatte er ihr immer noch nicht gesagt, dass er sie liebte.
Kathryn sah, wie sie an jenem Morgen in den Gärten spazieren gingen – ihren Ehemann und das spanische Mädchen. Es war zuvor auch schon vorgekommen, aber dieses Mal lachte Lorenzo über irgendetwas, das Maria zu ihm gesagt hatte – und sie blickte mit einem verführerischen Lächeln zu ihm hoch, während sie weiter lustwandelten.
Maria trug das neue Kleid aus grüner Seide, das Kathryn für sie in Auftrag gegeben hatte. Sie sah sehr schön darin aus, und einen Augenblick lang war Kathryn eifersüchtig. Ein scharfer Schmerz traf sie. Lorenzo war nicht in sie, seine Frau, verliebt – und ein Mann konnte viele Frauen begehren. Weckte das spanische Mädchen sein Interesse? Würde sie ihn an ihre Rivalin verlieren? Denn sie spürte, dass Maria versuchte, sein Interesse zu wecken.
Elizabeta hatte sie davor gewarnt, Maria zu vertrauen, und später am Tag war der Zwischenfall mit dem vergossenen Getränk geschehen. Kathryn hatte es nie für einen Unfall gehalten, denn ihr war der Triumph in Marias Augen aufgefallen, bevor diese den Blick gesenkt und sich bekümmert gegeben hatte. Und was wollte Isabella doch gleich gehört haben – irgendetwas darüber, dass Maria einen Liebhaber hatte, der sie heiraten wollte?
Soweit Kathryn das beurteilen konnte, stimmte dies nicht, und das wiederum bedeutete, dass das spanische Mädchen gelogen hatte. Und jetzt tat sie ihr Bestes, um Lorenzos Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen …
Doch das alles war reinste Torheit, einzig Anzeichen dafür, dass ihre Nerven überspannt waren. Sie würde nicht zulassen, dass die Eifersucht ihre Gedanken vergiftete und sie gegen ihren Ehemann oder Maria aufbrachte!
„Kathryn, meine Liebste“, sagte Lorenzo. „Maria hat mir gerade erzählt, wie glücklich sie hier bei uns ist und wie freundlich du zu ihr gewesen bist. Ich glaube, wir sollten ein Abendessen für unsere Freunde geben, um das Christfest zu feiern. Es wird von uns erwartet, und es wird zugleich auch unser Abschied von Maria sein. Ich habe Don Pablo angeschrieben, und er bittet darum, dass seine Tochter zu ihm nach Granada gebracht wird.“
„Ihr schickt mich zurück?“ Maria wirbelte herum und blickte ihn an. Ihre dunklen Augen blitzten vor Wut. „Aber Ihr habt versprochen – Kathryn hat versprochen, dass ich bei Euch bleiben kann.“
„Für eine Weile, bis Ihr Euer seelisches Gleichgewicht wiedergefunden habt“, beschwichtigte Lorenzo sie. „Ich denke, Ihr werdet feststellen, dass
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