Geheimnisvolle Botschaften
grüblerische Stille.
Inzwischen war es kurz vor vier Uhr am Nachmittag. Justus und Peter saßen in der Zentrale. Bob war in Sachen Recherche in der Stadtbibliothek unterwegs. Die war an Sonntagnachmittagen zwar geschlossen, aber Bob kannte die Bibliothekarin Miss Bennett schon so lange, dass sie ihn auch außer der Reihe hineinließ.
»Völlig unsinnig, das alles«, sagte Peter schließlich. »Die Zahlen sind absolut willkürlich gewählt. Man kann sie weder addieren noch sonst etwas, um auf die nächste zu kommen oder sie…«
»In beiden Fällen sind es aber einundzwanzig Buchstaben«, meinte Justus. »Das kann kein Zufall sein.«
Peter zählte nach. »Und jeweils elf Zahlen.«
»Wir denken noch nicht richtig, Kollege.« Justus war davon überzeugt, dass ihm die Lösung direkt vor Augen lag. Erkonnte nur noch nicht korrekt kombinieren. Wahrscheinlich steckte ein ganz einfaches System dahinter. Zumindest würde es einfach erscheinen, wenn man das Rätsel erst einmal geknackt hatte.
In diesem Moment drängte sich Bob durch das Kalte Tor in die Zentrale. »Volltreffer! Ich weiß nun, wonach wir eigentlich suchen! Die Botschaft, die uns zum Schatz führen soll, ist alt, das war klar. Aber höchstens hundertundzwanzig Jahre, weil zu dieser Zeit das Pergamentbuch erstellt worden ist. Dazu passt, was ihr vielleicht in der ganzen Aufregung gar nicht gesehen habt: Die Akte RM311 wurde vor hundertfünfzehn Jahren angelegt. Was übrigens auch klarmacht, dass unser mysteriöser Schreiber Zugang zur Stadtverwaltung gehabt haben muss.«
»Alles klar«, sagte Justus. »Aber zur Sache, Bob!«
»Immer mit der Ruhe! Ihr müsst verstehen, wie ich vorgegangen bin. Ich habe im Onlinearchiv der Stadtbibliothek die digitalisierten Ausgaben der alten Stadtzeitungen von damals durchforstet. Ganz schön mühsam, übrigens. Und nun ratet, was vor hundertfünfzehn Jahren in Rocky Beach geschehen ist.«
»Wenn wir das wüssten, bräuchten wir dich nicht«, meinte der Zweite Detektiv.
»Ein Juwelenraub«, sagte Bob triumphierend. »Und zwar ein äußerst spektakulärer Diebstahl, vor allem, was den Wert der Beute angeht: insgesamt über fünfzig Juwelen, darunter acht perfekt geschliffene Brillanten, so groß wie ein Fingernagel! Allein sie sind heute wohl Millionen wert!«
»Ist es das, was wir suchen?«, fragte Peter. »Die Beute eines uralten Raubs?«
Bob blickte auf seinen Notizblock. »Sieht ganz so aus. Aber das ist noch lange nicht das Ende der Fahnenstange. Hört zu.Damals wurde erst nach Wochen der Ermittlung ein hoher Verwaltungsbeamter schuldig gesprochen. Jemand, der leicht Zugang zum Archiv der Stadt finden und dort eine geheimnisvolle Akte anlegen konnte. Was erklärt, wie der Zettel in sein Versteck gelangt ist. Damit wäre klar, wer die verborgene Botschaft geschrieben hat. Der Dieb wurde eindeutig überführt, aber die Beute blieb verschollen. Die Zeitung zitiert ihn mit den Worten: ›Ihr werdet sie niemals finden. Schon der Weg dorthin ist so gut versteckt, dass keiner von euch klug genug ist, ihn zu entdecken.‹ Was sagt ihr dazu?«
»Das Palimpsest«, sagte Justus. »In der Tat eine gute Umschreibung. Schon der Weg ist gut versteckt. Das stimmt wohl. Hundertzwanzig Jahre lang hat ihn niemand gefunden. Einen besser verborgenen Weg kann man sich kaum vorstellen.«
Peter seufzte. »Und jetzt sind nicht nur wir hinter der Beute her, sondern auch ein peitschenknallender Indiana-Jones-Verschnitt und eine chinesische Super-Kämpferin.«
»Zurück zur verborgenen Botschaft«, sagte Bob. »Sie wurde abgerieben und damit quasi unsichtbar gemacht. Nur die wenigsten Leute ahnen, dass es so etwas gibt, und wenn doch, wissen sie nicht, wie sie die Spuren des Textes wiederherstellen könnten. Dazu sind nur Gelehrte in der Lage. Wie es der Verwaltungsbeamte übrigens war, unser Dieb von damals. Theologisch gebildet und Sohn einer Professorenfamilie, die erst in der Generation vor ihm nach Rocky Beach gezogen war. Seine gesamte Familie gehörte zur Bildungsschicht.«
»Ein Gelehrter wie Alan Jones«, meinte Peter nachdenklich. »Bleibt die Frage, woher der von der versteckten Botschaft wusste.«
Bob zeigte ein breites Grinsen. »Ach ja, ich habe euch noch gar nicht verraten, wie der Dieb von damals hieß. Der Name wird euch bekannt vorkommen.«
»Lass mich raten: Jones«, vermutete Justus.
»Exakt! Meinen Recherchen zufolge der Ururgroßvater unseres Alan Jones. Ein gewisser Jacob Jones.«
»Jacob Jones?«, fragte Bob.
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